
Klöckner betonte erneut, die Kirche müsse sich zu Sinnfragen äußern: "Sie darf keine Partei sein." Sie wünsche sich lautere Töne, wenn es um Fragen wie den Schutz des ungeborenen Lebens oder die Sterbebegleitung gehe. Ihre Äußerungen hätten sich allerdings nicht auf den Brandbrief bezogen, in dem Kirchenvertreter das Abstimmungsverhalten der Unionsparteien in der Asyldebatte kritisiert hatten.
Sie sei aber nicht gegen deren gesellschaftspolitisches Engagement oder ihren Einsatz für den Klimaschutz, sagte die CDU-Politikerin am Samstag beim Evangelischen Kirchentag in Hannover. Aber viele Menschen verließen die Kirchen, weil sie mit ihrer Glaubensbotschaft nicht ankomme. "Der Markenkern ist klasse, den wir als Kirche und als Christentum haben. Es kommt aber anscheinend so nicht mehr an."
"Habe Kirchentag nicht kritisiert"
Die Politikerin betonte aber, dass sie den Kirchentag nicht kritisiert habe. Kirchen- und Katholikentage seien eine prima Plattform, weil Medien dann über Kirche und Glaubensinhalte berichteten. "Das ist eine Riesenchance."
"Natürlich müssen sich Christen auch politisch äußern", führte Klöckner weiter aus. Niemand trete aber in die Kirche ein, weil eine Synode einen Kompromiss über ein Tempolimit gefunden habe. Andererseits erlebe sie ein Schweigen der Kirchen, wenn über den Down-Syndrom-Test als Kassenleistung oder der Umgang mit dem ungeborenen Leben diskutiert werde. Hier wünsche sie sich die Kirche etwas lauter.
Kritik an Kirche in Corona-Zeit
Klöckner bekräftigte auch ihre Kritik am Verhalten der Kirchen während der Corona-Pandemie. Im Vergleich zu den staatlichen Schutzmaßnahmen hätten sie "noch eine Schüppe draufgelegt". So habe ein Vater nicht an der Konfirmation seiner Tochter teilnehmen können, weil er keinen Impfausweis habe vorzeigen können. Dabei sei staatlicherseits dies schon längst nicht mehr gefordert gewesen.
Klöckner hatte in einem Interview zu Ostern die Kirchen aufgefordert, mehr die grundsätzlichen Fragen von Leben und Tod in den Blick zu nehmen und sich nicht wie eine Nichtregierungsorganisation zur Tagespolitik zu äußern. Damit löste sie eine breite Debatte aus. "Ein bisschen Irritation für die eigene Selbstvergewisserung kann auch nicht schaden", sagte sie dazu in Hannover.
Nächster Kirchentag in Düsseldorf
Der nächste Evangelische Kirchentag findet im Mai 2027 in Düsseldorf statt. Das Leitwort lautet dann: "Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache". Der Kirchentag in Hannover, der morgen mit einem großen Gottesdienst zu Ende geht, stand unter der biblischen Losung "mutig - stark - beherzt". Bischof Meister sagte, das Treffen habe ein Bewusstsein dafür geschaffen, die Welt wachsam wahrzunehmen und zu verändern.
Diese Nachricht wurde am 03.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.