Gesundheit
Bundesweiter Organspende-Tag soll Bürger zu Entscheidung ermutigen

Zum Tag der Organspende haben Vertreter aus Politik, Medizin und Kirchen dazu aufgerufen, einen Organspendeausweis auszufüllen. Die zentrale Veranstaltung findet in diesem Jahr im bayerischen Regensburg statt.

    Eine Person füllt einen Organspendeausweis aus.
    Mit einem Organspendeausweis kann die eigene Entscheidung zu Lebzeiten dokumentiert werden. (picture alliance / Chromorange / Michael Bihlmayer)
    Ziel des von mehreren Verbänden initiierten Aktionstages ist es, die Bürger zu einer Entscheidung zu ermutigen. Bundesgesundheitsministerin Warken teilte mit, es gebe viele Menschen, die dringend auf eine Organtransplantation angewiesen seien. "Wir brauchen daher deutlich mehr Organspenden als bisher." Die CDU-Politikerin rief dazu auf, mit Familienangehörigen über das Thema zu sprechen und dann eine Entscheidung zu dokumentieren - "ob in einem Organspendeausweis oder im Organspenderegister".

    Register bleibt hinter Erwartungen zurück

    Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Brysch, beklagte, das zentrale Online-Register zur Spendenbereitschaft verfehle sein Ziel. Den Menschen werde die Eintragung viel zu kompliziert gemacht. Ähnlich äußerte sich die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundestag, Machelet, die zudem für eine Widerspruchslösung warb. Jeder käme dann als Organspender in Frage, es sei denn, er äußere sich ablehnend, sagte die SPD-Politikerin im Deutschlandfunk. Sie sprach diesbezüglich von einer klaren Regelung.
    Die Spenderzahlen bewegen sich seit Langem auf niedrigem Niveau. Deutschland liegt bei den Organspenden im europaweiten Vergleich auf einem der hinteren Plätze. Zuletzt hatten dort 320.000 Bundesbürger im Organspenderegister ihren Willen dokumentiert.
    Von ihnen stimmten knapp 83 Prozent Organentnahmen nach dem Tod uneingeschränkt zu, wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte als Betreiber mitteilte. Einen Widerspruch dokumentierten demnach gut acht Prozent. Im vergangenen Jahr wurden Organe von 953 Menschen nach Feststellung des Hirntods entnommen und anderen Patienten eingepflanzt; 2023 waren es 965. Zugleich standen Ende 2024 knapp 8.300 Menschen auf Wartelisten. 

    Länder-Gesundheitsminister fordern Widerspruchslösung

    Die Gesundheitsminister der Länder plädieren dafür, dass jeder Bundesbürger potenziell ein Organspender ist, sofern er nicht ausdrücklich widerspricht. Die Konferenz-Vorsitzende und Thüringer Ressortchefin Schenk sagte der "Ärzte-Zeitung", es sei für sie nicht nachvollziehbar, warum Menschen sterben müssten, nur weil es hierzulande keine Widerspruchslösung gebe.
    Die Ampelregierung konnte ein entsprechendes Gesetzesvorhaben in der vergangenen Legislatur nicht mehr umsetzen. Schenk sprach sich dafür aus, den geplanten Entwurf erneut in den Bundestag einzubringen. Bisher gilt in Deutschland eine Zustimmungslösung. Als Spender kommt nur in Frage, wer zu Lebzeiten einer Organentnahme ausdrücklich zugestimmt hat. Ist im Todesfall der Wille des Verstorbenen unklar, werden die Angehörigen nach einer Entscheidung in seinem Sinne gefragt.
    Bei einer Widerspruchslösung wäre hingegen potenziell jeder Bürger ein Spender, sofern er nicht ausdrücklich widersprochen hat. Auch die Bundesärztekammer und die Ärzteorganisation Marburger Bund setzen sich für die Widerspruchslösung ein.

    Voraussetzung: Unumkehrbarer Ausfall der gesamten Hirnfunktionen

    Von Lebendspenden - etwa einer Niere - abgesehen, können Organe nur entnommen werden, wenn die gesamten Hirnfunktionen des Spenders unumkehrbar ausgefallen sind. Der Hirntod ist jedoch "ein seltenes Phänomen", wie das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit schreibt, "sodass nur wenige Verstorbene überhaupt für eine Organspende infrage kommen".
    Diese Nachricht wurde am 07.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.