Trumps Zollandrohung
EU setzt noch auf Gespräche mit den USA, Ton wird aber schärfer

Die EU zeigt sich im Handelskonflikt mit den USA weiter zu Verhandlungen bereit, aber auch entschlossen, falls bis zum 1. August keine Einigung erzielt wird. Der einflussreiche SPD-Europaabgeordnete Lange plädierte dafür, Gegenmaßnahmen schon am Montag in Kraft zu setzen. Kommissionspräsidentin von der Leyen, die Bundesregierung und Frankreich wollen noch Gespräche führen.

    EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hält ein Mobiltelefon an ihr Ohr und schaut ernst.
    EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Rande eines Treffens der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel im April (IMAGO / Belga / IMAGO / NICOLAS MAETERLINCK)
    Präsident Trump hatte gestern angekündigt, ab August Einfuhren aus der EU und Mexiko mit einem neuen Basiszoll von 30 Prozent zu belegen. Er begründete dies mit einem Ungleichgewicht in der Handelsbilanz mit der EU beziehungsweise damit, dass Mexiko weiterhin zu wenig gegen illegale Migration und den Drogenschmuggel in die USA unternehme.

    Bernd Lange (SPD): "Unverschämtheit"

    In der EU löste die Ankündigung Empörung aus. Der Vorsitzende des Handelsausschusses im Europäischen Parlament, Lange, bezeichnete Trumps Ankündigung als "Unverschämtheit" und als "Ohrfeige" angesichts laufender Verhandlungen, in denen die EU den USA in vielen Punkten entgegengekommen sei. Der SPD-Politiker sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die EU solle nicht länger abwarten, sondern ihre wirtschaftliche Stärke nutzen. Lange forderte, eine bereits vorliegende Liste mit "Ausgleichsmaßnahmen" wie geplant am Montag zu aktivieren und auch die vorbereitete zweite Liste schnell folgen zu lassen.

    Bundeswirtschaftsministerin Reiche (CDU): "Auf die wesentlichen Konfliktpunkte konzentrieren"

    Bundeswirtschaftsministerin Reiche äußerte sich konzilianter. Sie rief die Europäische Kommission zu pragmatischen Verhandlungen auf und appellierte, sich bei der Suche nach einer Lösung des Handelsstreits "auf die wesentlichen großen Konfliktpunkte" zu konzentrieren. Die CDU-Politikerin erinnerte in Berlin daran, dass Sonderzölle auf europäische Produkte nicht nur die exportierenden Unternehmen in Europa hart treffen, sondern auch spürbare Folgen für Wirtschaft und Verbraucher auf der anderen Seite des Atlantiks haben würden.
    Kommissionspräsidentin von der Leyen erklärte in Brüssel, die EU sei bereit, weiter für eine Vereinbarung mit den USA zu arbeiten. Gleichzeitig werde sie aber alle notwendigen Schritte ergreifen, um EU-Interessen zu schützen. Das schließe auch die Ergreifung angemessener Gegenmaßnahmen ein.

    Macron: "Alle Instrumente mobilisieren"

    Frankreichs Präsident Macron ermutigte sie in diesem Vorgehen. Er schrieb im Online-Portal X, die EU-Kommission müsse alle ihr zur Verfügung stehenden Instrumente mobilisieren, falls bis zum 1. August keine Einigung erzielt werde. Es sei mehr denn je Aufgabe der Kommission, die europäischen Interessen zu verteidigen.

    BDI: "Eskalation vermeiden"

    Der Bundesverband der deutschen Industrie reagierte besorgt. Die von Trump angekündigten Zölle seien "ein Alarmsignal für die Industrie auf beiden Seiten des Atlantiks", erklärte der BDI und appellierte an Bundesregierung, EU-Kommission und US-Regierung, eine "Eskalation" zu vermeiden.
    Auch Mexiko setzt weiterhin auf Verhandlungen mit den USA. Präsidentin Sheinbaum zeigte sich zuversichtlich, dass ihre Regierung vor dem 1. August noch "bessere Bedingungen" erreichen könne.
    Anfang der Woche hatte Trump per Brief auch Sonderzölle für Japan, Südkorea, Kanada und Brasilien angekündigt.
    Diese Nachricht wurde am 13.07.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.