Ein unscheinbares Gewächshaus in einem Industriegebiet westlich von Freiburg. Ludger Sproll, ein junger Mann Anfang 30, hebt einen der vielen hundert Baumsetzlinge nach oben, die in kleinen Blumentöpfe in Reih und Glied nebeneinander stehen:
"Ich habe hier eine Fichte. Und das ist auch etwas ganz Neues, was wir entdeckt haben: dass der deutsche Burgundertrüffel auch an Fichten wächst. Wir haben hier auch ein paar Fichtensämlinge mit dem Burgundertrüffel beimpft."
Ludger Sproll ist zusammen mit seinem Geschäftspartner Inhaber des Unternehmens Deutsche Trüffelbäume GbR. Der Unternehmenszweck: Zucht und Verkauf von Baumsetzlingen, die mit Trüffelpilzen versetzt oder, wie die Fachleute sagen, beimpft sind.
Wenn die Bäumchen größer werden, wachsen im Wurzelbereich kostbare Burgundertrüffel. Dass so etwas nicht nur in wärmeren Ländern wie Frankreich und Italien, sondern auch in Deutschland funktioniert, wurde Ulrich Stobbe, zweiter Firmeninhaber im Bunde, vor über sechs Jahren bewusst - während eines Urlaubs in der italienischen Provinz Umbrien:
"Ich bin begeisterter Pilzsammler, schon immer gewesen. Und dann habe ich dort zum ersten Mal gesehen, wie man Trüffel sucht, wie das funktioniert mit dem Hund. Und ich habe mir auch einen Trüffelhund zugelegt dort in Umbrien. Und mir wurde es dann ermöglicht, 2007 die Lizenz zum staatlich geprüften Trüffelsucher und -händler zu machen, einer von zwei in Deutschland."
Das erzählte Stobbe, der technische Assistent der Universität Freiburg, seinerzeit Ludger Sproll, der an der Uni Freiburg Forstwirtschaft studierte. Beide schmiedeten daraufhin einen verwegenen Plan: Warum soll das, was im italienischen Umbrien längst Wirklichkeit ist, nämlich viele kostbare Trüffel versteckt unter Bäumen aller Art, nicht auch im Süden Baden-Württembergs möglich sein?
Mit ihrem italienischen Trüffelhund machten sich die beiden auf die Suche in der Region Freiburg. Schon bald wurden sie fündig, erinnert sich Ludger Sproll:
"Wir haben gedacht, wir schauen jetzt mal, was für Trüffel wir in Deutschland finden oder ob wir überhaupt welche finden. Und als wir unseren ersten Burgundertrüffel in der Hand gehalten haben, da waren wir schon erstaunt. Da waren wir wirklich aus dem Häuschen!"
Ein Fund, der das Leben der beiden von Grund auf verändern sollte: Ludger Sproll entschied, seine Diplomarbeit in Forstwirtschaft an der Universität Freiburg über Trüffel zu schreiben. Dabei beschäftigt er sich auch mit der Frage: Wie pflanzen sich Trüffel fort? Wo wachsen sie? Diese seltene, teuer gehandelte und überaus wohl schmeckende Pilzart sucht sich in der Regel einen Baum als Wirtskörper. Ist der Wurzelbereich erst einmal mit Trüffelpilz-Sporen versetzt - "beimpfen" sagen die Fachleute zu diesem Vorgang -, können dort neue Trüffel wachsen. Beim Studium dieser Prozesse keimte zum ersten Mal die Geschäftsidee auf.
"Und dann sind drauf gekommen, dass im Nachbarland, in Frankreich, schon seit längerer Zeit Trüffel gezüchtet werden, auf Plantagen. Das fanden wir ziemlich interessant. Und wir haben uns gedacht: Das müssen wir in Deutschland auch probieren."
Dabei wurde Ludger Sproll auch klar: Die Kunst besteht nicht in der Trüffelzucht an sich, sondern in der Entwicklung eines Verfahrens, mit dem Bäume entsprechend beimpft werden können. Französische Trüffelbaum-Produzenten verraten entweder kein Sterbenswörtchen über ihre eigenen Verfahren oder verlangen horrende Patentgebühren in Höhe von mehreren hunderttausend Euro.
Das allerdings hat den Ehrgeiz der beiden Jung-Unternehmer vom Bodensee erst so richtig angestachelt, erinnern sich Ulrich Stobbe und Ludger Sproll:
"Das muss man erst einmal können. Wir wissen, dass es für einen qualitativ guten Trüffelbaum schon an Einigem bedarf. Das kann man jetzt nicht irgendwo im Kuhstall machen oder in der Scheune. Da ist schon Laborarbeit dabei. Da gehört ein großes Wissen dazu."
"Wir haben da auch mehrere Jahre Arbeit hineingesteckt und viel Geld und viel Zeit und Idealismus, bis wir erst einmal so weit waren."
Doch dann, im Jahr 2008, hat es geklappt: Die beiden hatten ihr eigenes Verfahren zur Infizierung von Baumsetzlingen mit Trüffelpilzen entwickelt - eben in jenem kleinen Gewächshaus am Rande Freiburgs, in dem sie sich immer noch regelmäßig treffen. Vom Prototyp der ersten Trüffelbäumchen bis hin zur Serienzucht war es dann kein weiter Weg mehr: Gewächshäuser anmieten, Baumsetzlinge pflanzen, dann der als strenges Geheimnis gehütete Beimpfungsprozess - schon bald wurde daraus ein Geschäft.
Im vergangenen Jahr verkaufte die Deutsche Trüffelbäume GbR knapp 10.000 Trüffelbäume, das Stück für 30 bis 35 Euro, je nach Abgabe pro Kunde. Ulrich Stobbe:
"Das Spektrum ist sehr breit. Es geht vom Pilzsucher über den Liebhaber, vom Freak über den Geschäftsmann. Man kann das pauschal überhaupt nicht sagen. Es sind Kleingärtner. Es sind Leute, die haben ein Grundstück. Es sind aber auch Geschäftsleute, die in der Solarenergie arbeiten und dort Bäume integrieren. Es sind Förster. Es sind Waldbesitzer, die sagen: Ich habe hier eine Sturmbruchstelle. Ich pflanze hier Trüffel an."
Ludger Sproll und Ulrich Stobbe gehen auch in Zukunft von einer steigenden Nachfrage nach ihren Trüffelbäumen aus. Die nämlich böten die Chance für nachhaltige, umweltschonende Landwirtschaft und folgten damit einem Trend:
"Trüffelplantagen sind eine neue Form der Landwirtschaft, die sehr extensiv ist. Wir haben viele Vorteile. Wir nehmen nur heimische Baumarten. Die Kulturen sind sehr langlebig. Wir brauchen keinen Dünger. Wir brauchen keine Pestizide. Wir fördern heimische Tier- und Pflanzenarten, die auf diesen Plantagen wachsen können und auch erwünscht sind. Das ist auf jeden Fall ökologisch wertvoll und im Vergleich zur herkömmlichen Landwirtschaft ein Riesengewinn."
Noch erledigen Ludger Sproll und Ulrich Stobbe als Inhaber und Geschäftsführer des Unternehmens die Hauptarbeit alleine: Forschung und Entwicklung, Marketing, Logistik - das liegt in ihren Händen, unterstützt seit neuestem von einer Sekretärin. Für die Aufzucht der Baumsetzlinge beschäftigen sie ein halbes Dutzend Saisonarbeiter - je nach Bedarf. Die Produktion befindet sich irgendwo am Bodensee. Wo genau, bleibt ein gehütetes Geheimnis - ebenso wie die Antwort auf die Frage, wohin genau die Bäume ausgeliefert werden. Ulrich Stobbe:
"Die Plantagebesitzer wollen einfach kein Gerenne haben auf ihren Feldern, was ich auch verstehe. Ich meine, die Trüffel sind so ein 'sexy' Thema für viele Leute: Da weiß man dann: Da oben ist eine Trüffelplantage und fährt an am Sonntagnachmittag dorthin, läuft dort rauf - das wollen die Leute einfach nicht. Das wollen wir einfach ein wenig bedeckt haben."
Diskretion wie in Schweizer Bankierskreisen ist daher auch in der Trüffelbaum-Branche oberstes Gebot. Immerhin schreiben Ulrich Stobbe und Ludger Sproll mit ihrer Geschäftsidee mittlerweile schwarze Zahlen .Doch neben Zuwächsen bei Umsatz und Gewinn verfolgen sie auch ein weiteres, idealistisches Ziel: Eine Verbesserung der Gastronomiekultur in Deutschland - dank der Trüffel ihrer Trüffelbäume. Ludger Sproll glaubt fest daran, dass so etwas möglich ist:
" "Das ist unser erklärtes Ziel: Wir werden auf jeden Fall Deutschland um einen kulinarischen Schatz bereichern. Wir wollen die Trüffelkultur in Deutschland aufleben lassen. Und dazu geht auch, dass die Gastronomie heimische Trüffel anbieten kann. Dass zum Beispiel Führungen auf Trüffelplantagen angeboten werden, und die Leute diese Trüffel selber mal suchen können. Das sollte den Tourismus ankurbeln, die Gastronomie. Das kann gerade in ländlichen Gebieten auch ein wichtiger Faktor sein, gerade wirtschaftlich."
"Ich habe hier eine Fichte. Und das ist auch etwas ganz Neues, was wir entdeckt haben: dass der deutsche Burgundertrüffel auch an Fichten wächst. Wir haben hier auch ein paar Fichtensämlinge mit dem Burgundertrüffel beimpft."
Ludger Sproll ist zusammen mit seinem Geschäftspartner Inhaber des Unternehmens Deutsche Trüffelbäume GbR. Der Unternehmenszweck: Zucht und Verkauf von Baumsetzlingen, die mit Trüffelpilzen versetzt oder, wie die Fachleute sagen, beimpft sind.
Wenn die Bäumchen größer werden, wachsen im Wurzelbereich kostbare Burgundertrüffel. Dass so etwas nicht nur in wärmeren Ländern wie Frankreich und Italien, sondern auch in Deutschland funktioniert, wurde Ulrich Stobbe, zweiter Firmeninhaber im Bunde, vor über sechs Jahren bewusst - während eines Urlaubs in der italienischen Provinz Umbrien:
"Ich bin begeisterter Pilzsammler, schon immer gewesen. Und dann habe ich dort zum ersten Mal gesehen, wie man Trüffel sucht, wie das funktioniert mit dem Hund. Und ich habe mir auch einen Trüffelhund zugelegt dort in Umbrien. Und mir wurde es dann ermöglicht, 2007 die Lizenz zum staatlich geprüften Trüffelsucher und -händler zu machen, einer von zwei in Deutschland."
Das erzählte Stobbe, der technische Assistent der Universität Freiburg, seinerzeit Ludger Sproll, der an der Uni Freiburg Forstwirtschaft studierte. Beide schmiedeten daraufhin einen verwegenen Plan: Warum soll das, was im italienischen Umbrien längst Wirklichkeit ist, nämlich viele kostbare Trüffel versteckt unter Bäumen aller Art, nicht auch im Süden Baden-Württembergs möglich sein?
Mit ihrem italienischen Trüffelhund machten sich die beiden auf die Suche in der Region Freiburg. Schon bald wurden sie fündig, erinnert sich Ludger Sproll:
"Wir haben gedacht, wir schauen jetzt mal, was für Trüffel wir in Deutschland finden oder ob wir überhaupt welche finden. Und als wir unseren ersten Burgundertrüffel in der Hand gehalten haben, da waren wir schon erstaunt. Da waren wir wirklich aus dem Häuschen!"
Ein Fund, der das Leben der beiden von Grund auf verändern sollte: Ludger Sproll entschied, seine Diplomarbeit in Forstwirtschaft an der Universität Freiburg über Trüffel zu schreiben. Dabei beschäftigt er sich auch mit der Frage: Wie pflanzen sich Trüffel fort? Wo wachsen sie? Diese seltene, teuer gehandelte und überaus wohl schmeckende Pilzart sucht sich in der Regel einen Baum als Wirtskörper. Ist der Wurzelbereich erst einmal mit Trüffelpilz-Sporen versetzt - "beimpfen" sagen die Fachleute zu diesem Vorgang -, können dort neue Trüffel wachsen. Beim Studium dieser Prozesse keimte zum ersten Mal die Geschäftsidee auf.
"Und dann sind drauf gekommen, dass im Nachbarland, in Frankreich, schon seit längerer Zeit Trüffel gezüchtet werden, auf Plantagen. Das fanden wir ziemlich interessant. Und wir haben uns gedacht: Das müssen wir in Deutschland auch probieren."
Dabei wurde Ludger Sproll auch klar: Die Kunst besteht nicht in der Trüffelzucht an sich, sondern in der Entwicklung eines Verfahrens, mit dem Bäume entsprechend beimpft werden können. Französische Trüffelbaum-Produzenten verraten entweder kein Sterbenswörtchen über ihre eigenen Verfahren oder verlangen horrende Patentgebühren in Höhe von mehreren hunderttausend Euro.
Das allerdings hat den Ehrgeiz der beiden Jung-Unternehmer vom Bodensee erst so richtig angestachelt, erinnern sich Ulrich Stobbe und Ludger Sproll:
"Das muss man erst einmal können. Wir wissen, dass es für einen qualitativ guten Trüffelbaum schon an Einigem bedarf. Das kann man jetzt nicht irgendwo im Kuhstall machen oder in der Scheune. Da ist schon Laborarbeit dabei. Da gehört ein großes Wissen dazu."
"Wir haben da auch mehrere Jahre Arbeit hineingesteckt und viel Geld und viel Zeit und Idealismus, bis wir erst einmal so weit waren."
Doch dann, im Jahr 2008, hat es geklappt: Die beiden hatten ihr eigenes Verfahren zur Infizierung von Baumsetzlingen mit Trüffelpilzen entwickelt - eben in jenem kleinen Gewächshaus am Rande Freiburgs, in dem sie sich immer noch regelmäßig treffen. Vom Prototyp der ersten Trüffelbäumchen bis hin zur Serienzucht war es dann kein weiter Weg mehr: Gewächshäuser anmieten, Baumsetzlinge pflanzen, dann der als strenges Geheimnis gehütete Beimpfungsprozess - schon bald wurde daraus ein Geschäft.
Im vergangenen Jahr verkaufte die Deutsche Trüffelbäume GbR knapp 10.000 Trüffelbäume, das Stück für 30 bis 35 Euro, je nach Abgabe pro Kunde. Ulrich Stobbe:
"Das Spektrum ist sehr breit. Es geht vom Pilzsucher über den Liebhaber, vom Freak über den Geschäftsmann. Man kann das pauschal überhaupt nicht sagen. Es sind Kleingärtner. Es sind Leute, die haben ein Grundstück. Es sind aber auch Geschäftsleute, die in der Solarenergie arbeiten und dort Bäume integrieren. Es sind Förster. Es sind Waldbesitzer, die sagen: Ich habe hier eine Sturmbruchstelle. Ich pflanze hier Trüffel an."
Ludger Sproll und Ulrich Stobbe gehen auch in Zukunft von einer steigenden Nachfrage nach ihren Trüffelbäumen aus. Die nämlich böten die Chance für nachhaltige, umweltschonende Landwirtschaft und folgten damit einem Trend:
"Trüffelplantagen sind eine neue Form der Landwirtschaft, die sehr extensiv ist. Wir haben viele Vorteile. Wir nehmen nur heimische Baumarten. Die Kulturen sind sehr langlebig. Wir brauchen keinen Dünger. Wir brauchen keine Pestizide. Wir fördern heimische Tier- und Pflanzenarten, die auf diesen Plantagen wachsen können und auch erwünscht sind. Das ist auf jeden Fall ökologisch wertvoll und im Vergleich zur herkömmlichen Landwirtschaft ein Riesengewinn."
Noch erledigen Ludger Sproll und Ulrich Stobbe als Inhaber und Geschäftsführer des Unternehmens die Hauptarbeit alleine: Forschung und Entwicklung, Marketing, Logistik - das liegt in ihren Händen, unterstützt seit neuestem von einer Sekretärin. Für die Aufzucht der Baumsetzlinge beschäftigen sie ein halbes Dutzend Saisonarbeiter - je nach Bedarf. Die Produktion befindet sich irgendwo am Bodensee. Wo genau, bleibt ein gehütetes Geheimnis - ebenso wie die Antwort auf die Frage, wohin genau die Bäume ausgeliefert werden. Ulrich Stobbe:
"Die Plantagebesitzer wollen einfach kein Gerenne haben auf ihren Feldern, was ich auch verstehe. Ich meine, die Trüffel sind so ein 'sexy' Thema für viele Leute: Da weiß man dann: Da oben ist eine Trüffelplantage und fährt an am Sonntagnachmittag dorthin, läuft dort rauf - das wollen die Leute einfach nicht. Das wollen wir einfach ein wenig bedeckt haben."
Diskretion wie in Schweizer Bankierskreisen ist daher auch in der Trüffelbaum-Branche oberstes Gebot. Immerhin schreiben Ulrich Stobbe und Ludger Sproll mit ihrer Geschäftsidee mittlerweile schwarze Zahlen .Doch neben Zuwächsen bei Umsatz und Gewinn verfolgen sie auch ein weiteres, idealistisches Ziel: Eine Verbesserung der Gastronomiekultur in Deutschland - dank der Trüffel ihrer Trüffelbäume. Ludger Sproll glaubt fest daran, dass so etwas möglich ist:
" "Das ist unser erklärtes Ziel: Wir werden auf jeden Fall Deutschland um einen kulinarischen Schatz bereichern. Wir wollen die Trüffelkultur in Deutschland aufleben lassen. Und dazu geht auch, dass die Gastronomie heimische Trüffel anbieten kann. Dass zum Beispiel Führungen auf Trüffelplantagen angeboten werden, und die Leute diese Trüffel selber mal suchen können. Das sollte den Tourismus ankurbeln, die Gastronomie. Das kann gerade in ländlichen Gebieten auch ein wichtiger Faktor sein, gerade wirtschaftlich."