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Bus statt Bahn

MeinFernbus ist eines der Unternehmen, das seit Jahresbeginn der Bahn auf der Straße Konkurrenz macht. Geschäftsführer Panya Putsathit ist sich sicher, dass das Konzept aufgehen wird. Die Pluspunkte der Fernbusse: günstiger Preis, weniger Umsteigen und eine familiäre Atmosphäre.

Fragen von Benjamin Hammer an Panya Putsathit | 03.01.2013
    Benjamin Hammer: Es gab eine Zeit, da herrschten für Manager der Deutschen Bahn paradiesische Zustände: Nicht nur hatte das Unternehmen ein Monopol auf der Schiene, nein, ein altes Gesetz verhinderte auch unliebsame Konkurrenz auf der Straße. Fernbusse, so eine Regelung aus den 30er-Jahren, durften keine innerdeutschen Strecken anbieten, aus Rücksicht auf die Bahn. Seit Anfang des Jahres ist der Protektionismus passé – Buslinien mit Strecken wie München-Hamburg oder Hannover-Köln, das ist in Zukunft möglich. Nur, lohnt sich das Ganze auch für Kunden und Unternehmen. MeinFernbus heißt eine der neuen Firmen, die es auf dem neuen Markt versuchen wollen, und am Telefon bin ich jetzt verbunden mit Panya Putsathit, einem der Firmenchefs. Guten Tag!

    Panya Putsathit: Ja, guten Tag, Herr Hammer, hallo!

    Hammer: Hand aufs Herz: Fahren Sie lieber Bus oder Bahn?

    Putsathit: Na, ich fahre lieber Bus. Wir haben sehr viele Strecken natürlich schon im Angebot, vor allen Dingen im süddeutschen Raum, und da, wo wir mit den Bussen fahren, fahren wir natürlich auch mit dem Bus. Wir haben noch nicht eine gesamte Abdeckung, ein gesamtes flächendeckendes Netz in Deutschland, von daher fahre ich auch mal mit der Bahn, aber das wird sich ja jetzt ändern.

    Hammer: Sie wollen die Menschen in Deutschland davon überzeugen, von der Bahn auf den Bus umzusteigen. Wie wollen Sie das schaffen?

    Putsathit: Also unser Angebot besticht vor allen Dingen erst mal dadurch, dass es deutlich günstiger ist, als jetzt mit der Bahn zu fahren. Zum Beispiel von Berlin nach Freiburg, was ja eine sehr, sehr lange Strecke ist, kostet es ab 28 Euro. Das ist schon sehr konkurrenzfähig im Vergleich zu über 100 Euro, die man mit der Bahn fährt. Aber der zweite Punkt ist natürlich auch, dass man deutlich weniger Umsteigeverbindungen hat – wir versuchen schon, in den meisten Fällen einen direkten Anschluss herzustellen, sodass man nicht umsteigen muss, und auch die ganze Atmosphäre an Bord ist doch etwas familiärer, etwas gemütlicher. Man hat kostenloses WLAN an Bord, man kann sich mit Snacks und Getränken versorgen. Also es gibt keinen Grund, sich nicht wohlzufühlen an Bord.

    Hammer: Ja, vielleicht fühlt man sich aber auch ziemlich lange wohl bei Ihnen, jetzt habe ich vor der Sendung nämlich mal Ihren Fahrplan mir angeschaut und zum Beispiel die Strecke Köln - München verglichen. Mit der Bahn schafft man die in ungefähr viereinhalb Stunden, mit ihren Bussen braucht man elfeinhalb Stunden. Wollen Sie sich wirklich so gegen die Bahn behaupten?

    Putsathit: Nein. Köln - München ist jetzt ein Spezialfall, denn wir fahren Köln -München nicht direkt an, sondern mit einem Umstieg in Freiburg. Das ist, wenn man das auf der Deutschlandkarte mal anschaut, natürlich nicht der direkteste Weg, und da werden wir unser Angebot noch weiter ausbauen, um auf der Strecke auch deutlich schneller ein Angebot zu haben. Das ist jetzt eine Notlösung.

    Hammer: Okay. Jetzt durfte Ihr Unternehmen bereits im letzten Jahr einige Buslinien betreiben. Wie sind denn da Ihre Erfahrungen, wie war die Auslastung?

    Putsathit: Die Auslastung war fantastisch. Wir haben ja schon im April angefangen mit unserer ersten Strecke von Freiburg nach München, und wir hatten über den Sommer bis zum Oktober – da haben wir es ausgewertet – 75 Prozent Auslastung. Das ist sehr gut angekommen in der Region, weil dieser Bus eben nicht nur deutlich günstiger ist, sondern direkt fährt und ohne diesen Umstieg in Mannheim oder Karlsruhe auskommt und zudem auch von der Zeit her sehr konkurrenzfähig ist: Wir brauchen nur eine Viertelstunde länger als der vergleichbare Zug.

    Hammer: Jetzt ist die Deutsche Bahn ja ein Transportgigant in Deutschland, und die mischt auch mit im Fernbusverkehr. Haben Sie keine Sorge, dass, wenn sich die Bahn, sagen wir mal, genügend von Ihnen gepiesackt fühlt, im Endeffekt den längeren Atem hat und zum Beispiel einfach verstärkt 29-Euro-Billig-Tickets auf den Markt wirft?

    Putsathit: Nein, da machen wir uns eigentlich keine Sorgen. Wir sind da sehr gut aufgestellt, wir haben ein sehr interessantes Netz, auch was jetzt noch in Planung ist, wird das sehr spannend werden für die Bürger in Deutschland. Und das ist … der Preis ist natürlich ein wichtiger Faktor – wir haben ja auch Aktionspreise und Sparpreise, das heißt, unsere Aktions- und Sparpreise sind auch immer mindestens 50 Prozent unter dem vergleichbaren Sparpreisen der Deutschen Bahn, sodass, wenn jemand ein 29-Euro-Ticket bei der Bahn noch bekommen würde, weil er frühzeitig bucht, dann gibt es bei uns eben ein 15-Euro-Ticket.

    Hammer: Jetzt gibt es ja noch andere Unternehmen, die auf den Markt preschen. Keine Angst, dass irgendwann der Markt voll ist? Es gibt Billigflieger, Billigzüge, Billigbusse …

    Putsathit: Also Billigflieger sind eigentlich innerhalb von Deutschland nicht so der große Konkurrent, und eigentlich ist auch der Zug nicht so der große Konkurrent, denn viele kommen eigentlich aus den Mitfahrgelegenheiten, und viele kommen auch aus dem privaten Pkw-Bereich in den Bus und sagen, für das Geld mache ich jetzt die lange Fahrt nicht mehr, oder ich nutze lieber den Bus, weil es einfach ein zuverlässiger Fahrplan ist, und bei der Mitfahrgelegenheit ist es ja doch immer mit etwas Unsicherheit behaftet, ob jetzt die Fahrt tatsächlich stattfindet, oder ob ich jetzt dem Fahrer auch ein sicheres Fahren zutraue.

    Hammer: Ich muss Sie leider an dieser Stelle unterbrechen und mich bedanken bei Ihnen ganz herzlich, denn unsere Sendung ist gleich zu Ende. Seit Dienstag ist der Fernbusverkehr in Deutschland vollständig liberalisiert, und das war Panya Putsathit vom Unternehmen MeinFernbus.


    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.