Seine Visitenkarte erregt Aufmerksamkeit bei Firmengründern. Joachim Conrads steht da, Privatinvestor und: Business-Angel. Einer, der Geld in hoffnungsvolle Unternehmen steckt und sie berät. Auf einem der Business-Angel-Treffs in Niedersachsen lernte Conrads einen Wissenschaftler kennen, der im Bereich der Bio-Technologie eine Firma gegründet hat.
Zunächst einmal hat er das ja ganz geschickt gemacht, indem er in der Pause, nachdem ich die Visitenkarte ihm gegeben habe, mir den Rotwein über´s Jackett geschüttet hat und dadurch hatten wir sehr viel Zeit, dann mit Salz und anderen Möglichkeiten, den Rotwein aus dem Jackett zu ziehen und dabei hat er mich dann umfassend aufgeklärt.
Aufgeklärt über seine Idee: Anhand von Proteinen im Urin oder Blut auf den Gesundheitszustand eines Patienten zu schließen. Je nach Zusammensetzung der Proteine können so Krankheiten erkannt werden.
/ Und dann war diese Idee, dass man auf protonomics geht, also auf Proteinerkennung in einem Gesamtbild aus Körperflüssigkeit. Für mich eine blendende Idee und dann habe ich mich dieser sofort angenommen.
Zaudern ist seine Sache nicht. Im April hat er den ersten Kontakt geknüpft, nun engagiert er sich vollends für die Firma, in der nur 10 Mitarbeiter beschäftigt sind. Die wird von einem Wissenschaftler geführt. Wirtschaftlich gesehen war der Betrieb nicht sonderlich effizient. Es galt, die Firma total umzukrempeln.
Das stimmt! Vollständig! Die rechtlichen Zusammenhänge, die Patentrechte, die Struktur überhaupt war als solches überhaupt nicht vorhanden. Es war nur ein GmbH-Mantel da mit einer entsprechenden Idee, mit irgendeinem Patentantrag, der auf Privatpersonen lautete und es war ein Tohuwabohu - aber: Der wissenschaftliche Inhalt war an sich recht sonnenklar. Mich hat verwundert, dass das 1,5 Jahre niemand erkannt hat.
Joachim Conrads ist 52 Jahre alt, hat Rechtswissenschaften und Philosophie studiert, und als Straf- und Wirtschaftanwalt gearbeitet. Sein Einstieg ins Geschäftleben: Die Sanierung einer Waschmittelfirma für no-name-Produkte in Düsseldorf. Damaliger Jahresumsatz: 120 Mio Mark.. Schlecht, sagt er, hat er bei dem Projekt nicht verdient... Seitdem hat er hat sich in zahlreichen Branchen engagiert. Seit zwei Jahren aber interessiert er sich vor allem für die Biotechnologie. Berater und Analysten standen ihm zur Seite. Von seinen diversen sonstigen Unternehmungen zieht er sich langsam zurück und setzt nun voll auf das Unternehmen, das ihn zum Business-Angel des Jahres vorgeschlagen hat.
Also, in der Zwischenzeit ist es so, dass der Erfolg dieses Unternehmens mich quasi beflügelt und dem sogenannten Engel auch Flügel wachsen lässt und deswegen bin ich sehr häufig da und fokussiere mich in dem Moment auch sehr stark auf dieses Unternehmen, weil viel Rat und Tat notwendig ist, auch im gesamten Umfeld der Biotech-Branche, die sich in Niedersachsen und woanders entwickelt, weil es ist sehr viel Hoffnung damit verbunden.
Mehrmals pro Woche besucht Conrads das Unternehmen, vereinbart Ziele, treibt die Mitarbeiter an, berichtet Firmengründer Dr. Harald Mischak.
Er kommt natürlich schon und sagt: Schau, Harald, wir müssen da was machen. Dann sag ich: Ja, Jochen, wir machen ja. ..
Der Umgangston ist locker, man duzt sich. Heute hat Joachim Conrads den Christstollen einer ehemaligen Mandantin mitgebracht. Trotzdem: Das Verhältnis ist klar: Business-Angel Conrads ist der Stratege, der Investor. Er nimmt kein Geld für seine Dienste, was in der Angel-Szene seiner Meinung nach nicht selbstverständlich ist. Dafür muss sich Firmengründer Mischak - wenn es sein muss - auch massive Kritik gefallen lassen. -- Es war mir im Prinzip damals schon längst klar, dass ich zwar ein guter Wissenschaftler bin, aber keineswegs geeignet bin, ein Unternehmen zu strukturieren und ohne fremde Hilfe zu leiten. Das ist eine Illusion, die viele Wissenschaftler haben, dass ne gute Idee schon ausreicht, um ein Unternehmen tatsächlich zu starten und erfolgreich weiter zu führen.
Im kommenden Jahr soll erstmals Geld mit der Firma verdient werden. Euphorie macht sich breit. Trotz allem Engagement des Business-Angels: Es geht darum Profit zu erwirtschaften. Für die Firma und den Investor. Der jedoch, trägt ein hohes Risiko:
In den Zeiten, in denen wir uns jetzt bewegen, sind die Summen, mit denen man sich beteiligen muss, um sich signifikant zu beteiligen mit einem hauptsächlichen Anteil oder einem kleineren Anteil, signifikant geringer als vor Jahren. (...) Das kann bis in den zweistelligen Millionenbereich gehen.
Eigentlich hat er es nicht mehr nötig, sich derart zeitintensiv um ein Unternehmen zu kümmern. Er könnte sich auch auf eine Urlaubsinsel zurückziehen und mit Anfang 50 die Füße hochlegen und den Ruhestand genießen. Seine Sache ist das jedoch nicht.
Ich möchte sehen, dass ich in diesem jeweiligen Unternehmen auch selbst ne bestimmte Perspektive bewirken kann, ne bestimmte Vorstellung von der Entwicklung einer Gesellschaft einbringen kann, damit es zum fruchtbaren Ganzen wird.
(Autor: Kai Toss)
Links zum Thema:
Business Angels Netzwerk Deutschland
Forschungsprojekt ''Business Angels'' an der Fachhochschule Hannover
Kleinhückelskoten, Hans-Dieter: Business: Business Angels. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Verlagsbereich Wirtschaftsbücher. Preis: 25,90
Business Angels Agentur Ruhr e.V.
Zunächst einmal hat er das ja ganz geschickt gemacht, indem er in der Pause, nachdem ich die Visitenkarte ihm gegeben habe, mir den Rotwein über´s Jackett geschüttet hat und dadurch hatten wir sehr viel Zeit, dann mit Salz und anderen Möglichkeiten, den Rotwein aus dem Jackett zu ziehen und dabei hat er mich dann umfassend aufgeklärt.
Aufgeklärt über seine Idee: Anhand von Proteinen im Urin oder Blut auf den Gesundheitszustand eines Patienten zu schließen. Je nach Zusammensetzung der Proteine können so Krankheiten erkannt werden.
/ Und dann war diese Idee, dass man auf protonomics geht, also auf Proteinerkennung in einem Gesamtbild aus Körperflüssigkeit. Für mich eine blendende Idee und dann habe ich mich dieser sofort angenommen.
Zaudern ist seine Sache nicht. Im April hat er den ersten Kontakt geknüpft, nun engagiert er sich vollends für die Firma, in der nur 10 Mitarbeiter beschäftigt sind. Die wird von einem Wissenschaftler geführt. Wirtschaftlich gesehen war der Betrieb nicht sonderlich effizient. Es galt, die Firma total umzukrempeln.
Das stimmt! Vollständig! Die rechtlichen Zusammenhänge, die Patentrechte, die Struktur überhaupt war als solches überhaupt nicht vorhanden. Es war nur ein GmbH-Mantel da mit einer entsprechenden Idee, mit irgendeinem Patentantrag, der auf Privatpersonen lautete und es war ein Tohuwabohu - aber: Der wissenschaftliche Inhalt war an sich recht sonnenklar. Mich hat verwundert, dass das 1,5 Jahre niemand erkannt hat.
Joachim Conrads ist 52 Jahre alt, hat Rechtswissenschaften und Philosophie studiert, und als Straf- und Wirtschaftanwalt gearbeitet. Sein Einstieg ins Geschäftleben: Die Sanierung einer Waschmittelfirma für no-name-Produkte in Düsseldorf. Damaliger Jahresumsatz: 120 Mio Mark.. Schlecht, sagt er, hat er bei dem Projekt nicht verdient... Seitdem hat er hat sich in zahlreichen Branchen engagiert. Seit zwei Jahren aber interessiert er sich vor allem für die Biotechnologie. Berater und Analysten standen ihm zur Seite. Von seinen diversen sonstigen Unternehmungen zieht er sich langsam zurück und setzt nun voll auf das Unternehmen, das ihn zum Business-Angel des Jahres vorgeschlagen hat.
Also, in der Zwischenzeit ist es so, dass der Erfolg dieses Unternehmens mich quasi beflügelt und dem sogenannten Engel auch Flügel wachsen lässt und deswegen bin ich sehr häufig da und fokussiere mich in dem Moment auch sehr stark auf dieses Unternehmen, weil viel Rat und Tat notwendig ist, auch im gesamten Umfeld der Biotech-Branche, die sich in Niedersachsen und woanders entwickelt, weil es ist sehr viel Hoffnung damit verbunden.
Mehrmals pro Woche besucht Conrads das Unternehmen, vereinbart Ziele, treibt die Mitarbeiter an, berichtet Firmengründer Dr. Harald Mischak.
Er kommt natürlich schon und sagt: Schau, Harald, wir müssen da was machen. Dann sag ich: Ja, Jochen, wir machen ja. ..
Der Umgangston ist locker, man duzt sich. Heute hat Joachim Conrads den Christstollen einer ehemaligen Mandantin mitgebracht. Trotzdem: Das Verhältnis ist klar: Business-Angel Conrads ist der Stratege, der Investor. Er nimmt kein Geld für seine Dienste, was in der Angel-Szene seiner Meinung nach nicht selbstverständlich ist. Dafür muss sich Firmengründer Mischak - wenn es sein muss - auch massive Kritik gefallen lassen. -- Es war mir im Prinzip damals schon längst klar, dass ich zwar ein guter Wissenschaftler bin, aber keineswegs geeignet bin, ein Unternehmen zu strukturieren und ohne fremde Hilfe zu leiten. Das ist eine Illusion, die viele Wissenschaftler haben, dass ne gute Idee schon ausreicht, um ein Unternehmen tatsächlich zu starten und erfolgreich weiter zu führen.
Im kommenden Jahr soll erstmals Geld mit der Firma verdient werden. Euphorie macht sich breit. Trotz allem Engagement des Business-Angels: Es geht darum Profit zu erwirtschaften. Für die Firma und den Investor. Der jedoch, trägt ein hohes Risiko:
In den Zeiten, in denen wir uns jetzt bewegen, sind die Summen, mit denen man sich beteiligen muss, um sich signifikant zu beteiligen mit einem hauptsächlichen Anteil oder einem kleineren Anteil, signifikant geringer als vor Jahren. (...) Das kann bis in den zweistelligen Millionenbereich gehen.
Eigentlich hat er es nicht mehr nötig, sich derart zeitintensiv um ein Unternehmen zu kümmern. Er könnte sich auch auf eine Urlaubsinsel zurückziehen und mit Anfang 50 die Füße hochlegen und den Ruhestand genießen. Seine Sache ist das jedoch nicht.
Ich möchte sehen, dass ich in diesem jeweiligen Unternehmen auch selbst ne bestimmte Perspektive bewirken kann, ne bestimmte Vorstellung von der Entwicklung einer Gesellschaft einbringen kann, damit es zum fruchtbaren Ganzen wird.
(Autor: Kai Toss)
Links zum Thema:
Business Angels Netzwerk Deutschland
Forschungsprojekt ''Business Angels'' an der Fachhochschule Hannover
Kleinhückelskoten, Hans-Dieter: Business: Business Angels. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Verlagsbereich Wirtschaftsbücher. Preis: 25,90
Business Angels Agentur Ruhr e.V.