Ich kann mir nicht vorstellen, dass nach diesem Paket, wenn es denn beschlossen werden sollte, jemand in Deutschland eine Firma gründet, oder Kapital investiert in ein junges Unternehmen. Jedenfalls unter ökonomischen Gesichtspunkten kann es keiner mehr danach machen.
Einen Anschlag auf die Gründerkultur nennt Peter Jungen, Vorsitzender des European Business-Angel Networks die Steuerpläne des Bundesfinanzministers. Gewinne aus Unternehmensveräußerungen – um nur ein Beispiel zu nennen – sollen künftig besteuert werden. Für einen Business-Angel bedeutet das: er kauft eine Anzahl Unternehmensanteile für einen gewissen Zeitraum zu einem bestimmten Preis. Hat sich das Unternehmen nach einer Weile am Markt etabliert und fährt Gewinne ein, wird der Angel seinen Anteil wieder an das Unternehmen verkaufen wollen. Mit einem saftigen Gewinn. Sonst könnte er sein Geld ja auch auf der Bank anlegen. Das er das in Zukunft so oder ähnlich handhaben wird, und jungen Unternehmern seine Unterstützung verweigern wird, genau das befürchtet auch Peter Jungen.
Hier geht es nicht um Haushalt, hier geht es nicht um Fiskalpolitik. Es geht auch nicht darum, Unternehmer besser zu behandeln. Es geht auch nicht darum, Kapitalinvestoren freundlich zu behandeln. Sondern man braucht die Unternehmer, man braucht die privaten Investoren um ökonomische Dynamik herzustellen, damit wir endlich unsere Beschäftigungsprobleme lösen, so, wie wir das am Beispiel der USA hervorragend sehen können.
Ohne private Geldgeber sieht die Zukunft in der Tat ziemlich düster aus. Im Jahr 2006 soll das Basel II-Abkommen in Kraft treten. Dann gilt bei den Banken nur noch: je größer die Sicherheiten, desto günstiger der Kredit. Schon heute, drei Jahre vor Basel II, üben die Banken kräftig. Business-Angels hingegen haben an Sicherheiten in Form von Sachwerten wenig Interesse. Für sie gilt: je besser die Geschäftsidee, desto lieber der Kredit.
Michael Bartels ist Unternehmensgründer aus Marburg. Er ist einer von zehn, die sich an diesem Abend in einem Schnelldurchlauf den etwa vierzig anwesenden Bsuiness-Angels vorstellen. Bartels Firma gibt es seit drei Jahren. Sie stellt Telematik-Verbindungen zwischen Auto und Internet her. Staufinder, Routenplaner, GPS und eventuell ein Radarfallen-Dienst für Autofahrer. Daimler-Crysler ist einer seiner Kunden. Und die warten auf neue Entwicklungen.
Wir suchen jetzt nach Kapital, diese Entwicklung so schnell wie möglich durchführen zu können, in den Markt bringen zu können und das können wir aus den Erträgen, die unser heutiges Produkt abwirft nicht allein finanzieren, oder es würde viel zu lange dauern. Deshalb bin ich hierher zu den Business Angels gekommen, weil sich in den letzten Monaten herausgestellt hat, dass der Markt der institutionellen Venture-Capital-Geber sehr schwierig geworden ist. Ich wollte eigentlich das Wort Austrocknen vermeiden, aber der Eindruck drängt sich langsam auf.
Den Umstand, dass die Bundesregierung nun das spontane Engagement von Business-Angels beschneiden will, empfindet Michael Bartels als blanken Hohn. Immerhin, er hat schon einige erfolgversprechende Gespräche geführt. Auch an diesem Abend wird er sich lange mit einem Angel unterhalten. Er und seine zehn Mitarbeiter glauben an ihr Produkt und wenn sich das benötigte Kapital nicht in Deutschland auftreiben lässt, wird die Firma eben im investitionsfreundlicheren Ausland danach suchen.
Ich glaube nicht, dass Unternehmer unbedingt den Drang verspüren, ins Ausland zu gehen. Wir fühlen uns häufig wohl in Deutschland, ich kann das nicht verallgemeinern, für mich ist das so. Aber ich sehe auch, dass die Randbedingungen in anderen Ländern einfach besser sind.
Von den 80 Existenzgründern, die sich im vergangenen Jahr in den Foren der Business-Angel Agentur Ruhr präsentiert haben, hat immerhin noch jeder siebte einen Investment-Partner gefunden. In diesem Jahr war es nur noch jeder vierzehnte.
Heinz-Otto Becker ist Business-Angel nicht nur mit der Brieftasche, sondern vor allem mit dem Herzen. Und das wird ihm schwer, wenn er sich die Entwicklung ansieht, die sich schon seit einiger Zeit abzeichnet.
"Was ich bemerke ist, dass überall düstere Stimmung gemacht wird. Ich bin zum Großteil sogar entsetzt, wenn ich sehe, wie viel Business Angel heute hier sind, wie viele auf den verschiedenen Foren da sind. Das hat so abgenommen, dass es nur noch ganze 50 Prozent sind. Und das stimmt mich eher traurig, dass eine Tendenz da ist, die es den Business-Angels schwer macht, ihr Tun überhaupt durchführen zu können.
Der Hälfte der zehn Unternehmen, die Heinz-Otto Becker an diesem Abend kennen gelernt hat, bescheinigt er ein tolles Konzept. Er selbst denkt nicht daran, seine Investorentätigkeit aufzugeben, Steuerpläne hin oder her. Seit vierzig Jahren findet er mit Hilfe seines Steuerberaters Möglichkeiten, sein Geld in Unternehmen, statt beim Finanzamt anzulegen. Mit wachsender Sorge beobachtet er aber die Mutlosigkeit, die sich unter seinen Investorenkollegen und auch unter den Jungunternehmern breit macht angesichts der Signale, die von den Banken und nun auch von der Politik ausgehen.
Links zum Thema:
Business-Angel Agentur Ruhr
Einen Anschlag auf die Gründerkultur nennt Peter Jungen, Vorsitzender des European Business-Angel Networks die Steuerpläne des Bundesfinanzministers. Gewinne aus Unternehmensveräußerungen – um nur ein Beispiel zu nennen – sollen künftig besteuert werden. Für einen Business-Angel bedeutet das: er kauft eine Anzahl Unternehmensanteile für einen gewissen Zeitraum zu einem bestimmten Preis. Hat sich das Unternehmen nach einer Weile am Markt etabliert und fährt Gewinne ein, wird der Angel seinen Anteil wieder an das Unternehmen verkaufen wollen. Mit einem saftigen Gewinn. Sonst könnte er sein Geld ja auch auf der Bank anlegen. Das er das in Zukunft so oder ähnlich handhaben wird, und jungen Unternehmern seine Unterstützung verweigern wird, genau das befürchtet auch Peter Jungen.
Hier geht es nicht um Haushalt, hier geht es nicht um Fiskalpolitik. Es geht auch nicht darum, Unternehmer besser zu behandeln. Es geht auch nicht darum, Kapitalinvestoren freundlich zu behandeln. Sondern man braucht die Unternehmer, man braucht die privaten Investoren um ökonomische Dynamik herzustellen, damit wir endlich unsere Beschäftigungsprobleme lösen, so, wie wir das am Beispiel der USA hervorragend sehen können.
Ohne private Geldgeber sieht die Zukunft in der Tat ziemlich düster aus. Im Jahr 2006 soll das Basel II-Abkommen in Kraft treten. Dann gilt bei den Banken nur noch: je größer die Sicherheiten, desto günstiger der Kredit. Schon heute, drei Jahre vor Basel II, üben die Banken kräftig. Business-Angels hingegen haben an Sicherheiten in Form von Sachwerten wenig Interesse. Für sie gilt: je besser die Geschäftsidee, desto lieber der Kredit.
Michael Bartels ist Unternehmensgründer aus Marburg. Er ist einer von zehn, die sich an diesem Abend in einem Schnelldurchlauf den etwa vierzig anwesenden Bsuiness-Angels vorstellen. Bartels Firma gibt es seit drei Jahren. Sie stellt Telematik-Verbindungen zwischen Auto und Internet her. Staufinder, Routenplaner, GPS und eventuell ein Radarfallen-Dienst für Autofahrer. Daimler-Crysler ist einer seiner Kunden. Und die warten auf neue Entwicklungen.
Wir suchen jetzt nach Kapital, diese Entwicklung so schnell wie möglich durchführen zu können, in den Markt bringen zu können und das können wir aus den Erträgen, die unser heutiges Produkt abwirft nicht allein finanzieren, oder es würde viel zu lange dauern. Deshalb bin ich hierher zu den Business Angels gekommen, weil sich in den letzten Monaten herausgestellt hat, dass der Markt der institutionellen Venture-Capital-Geber sehr schwierig geworden ist. Ich wollte eigentlich das Wort Austrocknen vermeiden, aber der Eindruck drängt sich langsam auf.
Den Umstand, dass die Bundesregierung nun das spontane Engagement von Business-Angels beschneiden will, empfindet Michael Bartels als blanken Hohn. Immerhin, er hat schon einige erfolgversprechende Gespräche geführt. Auch an diesem Abend wird er sich lange mit einem Angel unterhalten. Er und seine zehn Mitarbeiter glauben an ihr Produkt und wenn sich das benötigte Kapital nicht in Deutschland auftreiben lässt, wird die Firma eben im investitionsfreundlicheren Ausland danach suchen.
Ich glaube nicht, dass Unternehmer unbedingt den Drang verspüren, ins Ausland zu gehen. Wir fühlen uns häufig wohl in Deutschland, ich kann das nicht verallgemeinern, für mich ist das so. Aber ich sehe auch, dass die Randbedingungen in anderen Ländern einfach besser sind.
Von den 80 Existenzgründern, die sich im vergangenen Jahr in den Foren der Business-Angel Agentur Ruhr präsentiert haben, hat immerhin noch jeder siebte einen Investment-Partner gefunden. In diesem Jahr war es nur noch jeder vierzehnte.
Heinz-Otto Becker ist Business-Angel nicht nur mit der Brieftasche, sondern vor allem mit dem Herzen. Und das wird ihm schwer, wenn er sich die Entwicklung ansieht, die sich schon seit einiger Zeit abzeichnet.
"Was ich bemerke ist, dass überall düstere Stimmung gemacht wird. Ich bin zum Großteil sogar entsetzt, wenn ich sehe, wie viel Business Angel heute hier sind, wie viele auf den verschiedenen Foren da sind. Das hat so abgenommen, dass es nur noch ganze 50 Prozent sind. Und das stimmt mich eher traurig, dass eine Tendenz da ist, die es den Business-Angels schwer macht, ihr Tun überhaupt durchführen zu können.
Der Hälfte der zehn Unternehmen, die Heinz-Otto Becker an diesem Abend kennen gelernt hat, bescheinigt er ein tolles Konzept. Er selbst denkt nicht daran, seine Investorentätigkeit aufzugeben, Steuerpläne hin oder her. Seit vierzig Jahren findet er mit Hilfe seines Steuerberaters Möglichkeiten, sein Geld in Unternehmen, statt beim Finanzamt anzulegen. Mit wachsender Sorge beobachtet er aber die Mutlosigkeit, die sich unter seinen Investorenkollegen und auch unter den Jungunternehmern breit macht angesichts der Signale, die von den Banken und nun auch von der Politik ausgehen.
Links zum Thema:
Business-Angel Agentur Ruhr