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Business statt Kanzel

Ralph Hartmann ist evangelischer Pfarrer und teilt sich gemeinsam mit seiner Ehefrau die Dorf-Pfarrstelle in der Nähe von Karlsruhe. Als Change Agent arbeitet der 34-Jährige ebenfalls für eine Unternehmensberatung in Heidelberg. "Dahinter verbirgt sich das Berufsbild eines Veränderungsbegleiters, der die vielen Veränderungsprozesse, die durch Fusionen und innere Umstrukturierungen entstehen, moderiert." Gemeinsam mit zehn Theologen hat der evangelische Pfarrer an einem Pilotprojekt de Universität Heidelberg teilgenommen und ein sechsmonatiges Aufbaustudium absolviert. Auf dem Lehrplan standen Grundlagen der Betriebswirtschaft und Wirtschaftethik. Die Zusatzqualifikation soll Theologen neue berufliche Perspektiven eröffnen, denn immer weniger Absolventen erhalten nach dem Studium eine Pfarrstelle.

    Vorbehalte in der Kirche gegenüber der Wirtschaft sollen durch die Change Agents abgebaut werden, hofft Initiator Winfried Härle, Professor an der theologischen Fakultät: "Insbesondere in den 70er und 80er Jahren gab es viele kirchliche und theologische Äußerungen, die deutlich antiwirtschaftlich waren, also Profit war ein Wort wie Sünde." Hartmanns erste Teamsitzung von Daimler-Chrysler im badischen Gaggenau war geprägt von Vertrauen bis Ablehnung. Doch die Vorbehalte legten sich schnell, der 34-Jährige konnte die Teilnehmer des Team-Trainings von seinen Fähigkeiten überzeugen. Einfühlungsvermögen, Menschenkenntnis, ein Gespür für gruppendynamische Prozesse gepaart mit Professionalität. Seminarleiterin Karin Duwendag stellt dem Theologen ein gutes Zeugnis aus: "Sein Auftreten ist sehr professionell, sehr businessorientiert, er ist kompatibel in dem Setting, das wir zusammen gemacht haben."

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    Theologische Fakultät an der Uni Heidelberg