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Cameron-Nachfolge
Innenministerin May liegt vorne

In Großbritannien suchen die Konservativen seit heute einen neuen Chef. Nach dem ersten Wahlgang liegt Innenministerin Theresa May weit vorne, auf Platz zwei die Abgeordnete Andrea Leadsom. Arbeitsminister Stephen Crabb und der frühere Verteidigungsminister Liam Fox sind aus dem Rennen. Der neue Parteichef wird auch Premierminister.

    Die britische Innenministerin Theresa May erscheint am 27. Juni 2016 zu einer Kabinettssitzung.
    Die britische Innenministerin Theresa May hat gute Chancen, nächste Ministerpräsidentin zu werden (picture alliance / dpa / EPA / Andy Rain)
    May bekam nach Angaben der Partei 165 Stimmen, Leadsom 66. Dahinter folgen Justizminister Michael Gove (48 Stimmen). Arbeitsminister Stephen Crabb kam mit 34 Stimmen auf Platz vier und zog seine Kandidatur zurück. Der frühere Verteidigungsminister Liam Fox ist mit 16 Stimmen aus dem Rennen. Crabb und Fox nehmen demnach nicht mehr an den beiden weiteren Wahlgängen Donnerstag und Dienstag teil. Crabb kündigte an, mit seiner Stimme Theresa May zu unterstützen.
    Schon vorher hatte überraschend der Brexit-Befürworter und Londoner Ex-Bürgermeister Boris Johnson erklärt, nicht zu kandidieren.
    Aus den drei Abstimmungen sollen zwei Kandidaten für die Briefwahl der Basis im September hervorgehen. Wer gewinnt, wird nicht nur Parteichef, sondern auch der nächste Ministerpräsident des Vereinigten Königreichs.
    May hat in der Konservativen Partei prominente Unterstützer.
    Zum Sieg im ersten Wahlgang gratulierte unter anderem der frühere Außenminister William Hague.
    May kündigte an, Brexit-Votum umzusetzen
    Nach dem Brexit-Referendum am 23. Juni hatte der amtierende Regierungschef David Cameron seinen Rücktritt erklärt. Sollte May die Nachfolge antreten, bliebe ihr die Aufgabe, den Austritt mit der EU zu verhandeln. Sie hatte sich wie Cameron für den Verbleib in der Europäischen Union eingesetzt. Allerdings kündigte sie inzwischen an, als Regierungschefin das Referendum umzusetzen. Nach dem ersten Wahlgang sagte sie, jetzt gelte es Partei und Land zu vereinen und den bestmöglichen Deal mit der EU auszuhandeln.
    EU-Parlament kanzelt Brexit-Befürworter ab
    Die Brexit-Befürworter mussten sich heute schwere Vorwürfe und Kritik im EU-Parlament anhören. Vor allem der Rückzug des konservativen Politikers Boris Johnson und des Rechtspopulisten Nigel Farage (Ukip) sorgten für Empörung. Der Vorsitzende der liberalen Fraktion, Guy Verhofstadt, spottete: "Die Ratten verlassen das sinkende Schiff". Der Fraktionsvorsitzende der Konservativen Manfred Weber (CSU) nannte das Verhalten "feige und verantwortungslos".
    EU-Ratspräsident Donald Tusk stellte einmal mehr klar, dass Großbritannien den Zugang zum EU-Binnenmarkt nur behalten könne, wenn die Regierung die grundlegenden Freizügigkeiten garantiere: "Einen Binnemarkt à la carte wird es nicht geben."
    Auch der niederländische Regierungschef Mark Rutte blickte in der Bilanz zum EU-Vorsitz seines Landes auf den Brexit. Er forderte die 27 verbliebenen EU-Staaten auf, den Bürgern besser zu erklären, welchen Mehrwert die EU bringe.
    (at/tzi/vic/fwa)