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Carsharing
Branchenverband zufrieden, trotz geringerer Wachstumszahlen

Sich die Benutzung von Autos teilen, anstatt selbst eins zu besitzen - das ist durch Carsharing in vielen Teilen Deutschlands inzwischen möglich. Der Branchen-Verband hat heute Bilanz gezogen: Das einst sehr starke Wachstum der Nutzerzahlen hat sich mittlerweile etwas abgeschwächt.

Von Daniela Siebert | 29.02.2016
    Viele Autos stehen am 2. Juni 2015 in Jena (Thüringen) auf einem Parkplatz
    Teilen statt besitzen? (picture alliance / dpa / Sebastian Kahnert)
    Der Bundesverband Carsharing verkündete heute ausgerechnet im Berliner Hauptbahnhof insgesamt positive Zahlen. Mehr Kunden. Mehr Carsharing-Fahrzeuge. Mehr Orte mit Anbietern. Oder in den Worten von BCS-Geschäftsführer Willi Loose:
    "Wir können wieder ein Jahr mit vollen Erfolgen melden, auch wenn die Zuwachszahlen in 2015 nicht mehr so groß sind wie in den vorherigen zwei Jahren, wir haben 220.000 Kunden mehr dazu gewonnen im letzten Jahr, wir haben mehr Orte, in denen Car-Sharing angeboten wird, ungefähr zehn Prozent mehr Orte, auch in kleineren Städten und bis hin zu kleineren Gemeinden."
    Im Detail sind die Zahlen dann nicht mehr ganz so rosig. Denn der Branchenverband mit 122 Mitgliedern kann keine Angaben machen, wie viele der registrierten Nutzer auch wirklich aktive Carsharing-Fahrer sind. Es gibt etliche Nutzer, die sich bei mehreren Anbietern registrieren lassen und viele Karteileichen, die die Angebote gar nicht nutzen.
    Außerdem haben viele Anbieter auch Probleme in die schwarzen Zahlen zu kommen. Jüngster prominenter Fall ist das Berliner Unternehmen Citee Car, das im Dezember Insolvenz anmelden musste.
    "Ich glaube, sie haben zu wenig Zeit bekommen von ihren Investoren, das ist immer das Problem bei Investor getriebenen Neu-Firmen, Neu-Unternehmen, ob dann der Investor oder die Investoren genügend Zeit geben zum Wachsen, wenn man auf einen bereits etablierten Markt stößt, kann man ja nicht unendlich viele Neukunden dazugewinnen, also insofern war die Zeitvorgabe vielleicht zu knapp."
    Mehr Nutzer pro Auto
    Auch Zahlen, wie ausgelastet die Carsharing-Autos im Einzelnen sind nennt der Bundesverband nicht. Aber er zählt mehr Nutzer pro Auto: 45 Personen pro Fahrzeug bei stationsbasierten Anbietern, und 126 Personen pro Fahrzeug bei Autos, die sonst wo abgestellt werden können. Diese Zahlen sind gut für die Anbieter, aber schlecht für die Verbraucher. Die können sich aber teilweise über sinkende Preise freuen.
    "Also im stationsbasierten Carsharing sind sie relativ konstant geblieben, wir haben jetzt bei einzelnen Anbietern eine Reduzierung der Kilometerkosten, da die geringeren Kraftstoffkosten auch an die Kunden im Positiven weitergegeben werden, so wie sie natürlich auch bei Ansteigen im Negativen weitergegeben werden müssen."
    Die Zukunftsperspektiven fürs Carsharing in Deutschland sind wohl gemischt. Willie Loose spricht von Marktkonsolidierung. Man kann also damit rechnen, dass weitere Unternehmen ihre Angebote abbauen werden. Gleichzeitig gibt es einen Trend, dass einzelne Unternehmen jetzt sowohl Stationsbasierten als auch frei verfügbaren Verleih anbieten, bislang war das meist entweder oder, das Spektrum wird flexibler und kundenfreundlicher. Schließlich wird noch eine entscheidende Weichenstellung von der Politik erwartet. Angeblich arbeitet die Bundesregierung gerade an einem Carsharing-Gesetz. Darauf wartet die Branche sehnsüchtig, um mehr exklusive Parkmöglichkeiten im öffentlichen Raum zu bekommen.
    "Das Carsharing-Gesetz ist ganz wichtig für uns, weil es ermöglicht den Kommunen, dass sie Carsharing-Stellplätze im öffentlichen Raum genehmigen können, was sie bisher nur mit Umwegen können und was auch nur von wenigen Kommunen bisher gemacht wird."