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Carsharing
Probleme bei der Führerschein-Kontrolle

Viele Carsharing-Anbieter haben ein Problem: Wenn ihre Kunden ohne gültigen Führerschein fahren, müssen sie bei einem Unfall für deren Verschulden haften. Nun suchen sie nach einem System, das ihnen die Führerschein-Kontrolle erleichtert.

Von Wolfgang Noelke | 25.01.2014
    Die App in seinem Smartphone hat Oliver Lünstedt den Weg zum kleinen silbergrauen Auto gewiesen. Jetzt erscheint auf dem Bildschirm ein blauer Knopf:
    "Ich drücke jetzt auf den Knopf, auf den blauen. Die Farbe ändert sich. Man sieht auch, das Licht geht an. Das Auto ist offen und wir könnten jetzt einsteigen und losfahren."
    Diesem einfachen Vorgang des Aufschließens und Freischaltens, so Oliver Lünstedt, Gründer des jüngsten Car-Sharing- Anbieters "Carzapp", ging ein umfangreicher Datenaustausch voraus:
    "Die Daten gingen von der App über den verschlüsselten Tunnel zu unserem Server. Das sind die Buchungsdaten, also mein Username und Password von Carzapp, meine Location, der Standort von dem Handy wird mit übertragen und meine PIN, die ich zu Beginn der Miete eingeben muss. Diese Daten werden an den Server geschickt. Der gleicht das ab, ob auch wirklich alles passt, ob das Auto in der Nähe von mir ist und ob die Buchung auch vorliegt. Und wenn alles in Ordnung ist, geht der Befehl an das 'Zapp-Gate', das Fahrzeug zu öffnen und die Wegfahrsperre zu deaktivieren."
    Was nicht übertragen wurde, ist, ob die Fahrerlaubnis des Fahrers überhaupt noch gültig ist. Ein speziell deutsches Problem, unter dem selbst die Polizei leidet. Die muss zum Beispiel bei nächtlicher Überprüfung der alten grauen Führerscheine, Kollegen in das jeweilige Ordnungsamt schicken, die dort aus einer Schublade die Akte herausholen müssen.
    Kein Zugriff auf Führerschein-Datenbank
    Dieser Aufwand stört inzwischen auch die Autoindustrie deren wichtigste Kunden Flottenbetreiber sind, also Großunternehmen, die viele Dienst- und Mietwagen verwalten. Für Hendrik Hallay, bei "VW-PKW" zuständig für Carsharing und Mobilitätsdienstleistungen ist es ärgerlich, dass...
    "...wir noch kein zentrales Register haben, über das man das regeln kann. Es ist außerdem gesetzlich so, dass die Führererscheinprüfung nur durch die Person selber angegangen werden kann, genau wie die Auskunft, wie viele Punkte man in Flensburg hat. Das heißt, nur eine Selbstauskunft. Das heißt, ein Carsharing- Anbieter, ein Car-Rental- Anbieter oder eine Firma kann diese Auskunft derzeit nicht bekommen und es ist auch ein relativ komplizierter Prozess, weil nicht alle Daten zentral vorgehalten werden."
    Ideale Lösungen, die während der 20. Omnicard diskutiert wurden, wären datenschutzkonform, wenn persönliche Daten entweder auf einem, auf dem echten Führerschein geklebten Chip gespeichert sind – wie es einige Carsharing- Anbieter heute schon handhaben – oder die wesentlich aktuellere Lösung, Daten in abgespeckter Form und verschlüsselt zu übermitteln:
    "Die eine Möglichkeit ist, dass der Kunde über eine Authentifizierung selber das Datum, 'Ich besitze eine gültige Fahrerlaubnis' dabei hat, oder aber, dass wir über einen Onlineprozess prüfen können, ob sich der Zustand seiner Fahrerlaubnis verändert hat. Wir brauchen keine Daten über die Fahrerlaubnis selber. Wir brauchen auch keine Authentifizierung dieser Person, wir brauchen nur einen Tag, 'mein Führerschein hat sich verändert, durch - ja oder nein'."
    Die dafür notwendige Datenbank könne – so der derzeitige Diskussionsstand - die Bundesdruckerei verwalten, weil dort die Daten der Führerscheininhaber sowieso schon bereitliegen. "ID-Trust" heißt das Projekt, dessen Leiter Kim Nguyen hofft, es möglichst noch in diesem Jahr in zunächst mal nur einem Bundesland zu testen. Viel Zeit bliebe dann auch den anderen Bundesländern nicht mehr, ihre Daten der grauen Führerscheininhaber in standardisierte Dateien zu digitalisieren, so Kim Nguyen:
    "Das Jahr 2016 ist wichtig im Rahmen der Projektierung, denn ab dem Jahr 2016 wird verpflichtend für alle Fahrzeuge eine Notfallruf-Möglichkeit eingeführt werden, die eine Online- Konnektivität im Fahrzeug erforderlich macht. Und diese Online-Konnektivität würde idealerweise auch als Trägermedium dieses Prüfmechanismus dienen, ob die Fahrerlaubnis gültig ist oder nicht. Das heißt, die nächsten beiden Jahre sind entscheidend für die Konzeptionierung dieses Systems und damit auch für die Schaffung eines Prüfdienstes, den wir dann gerne anbieten würden."