Seynsche: In Barcelona findet zurzeit der Weltmobilfunkkongress statt. Und aus der katalanischen Hauptstadt wurde in den letzten beiden Tagen vor allem viel über Smartphones berichtet. Handys, ausgestattet mit einem Prozessor so leistungsfähig wie ein Bürocomputer, mit denen nahezu alles an Kommunikation möglich ist.
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Nur eines war bislang selbst mit dem tollsten Smartphone nicht drin - nämlich Telefonieren in einigermaßen anspruchsvoller Qualität. Das soll sich mit der nächsten Generation des Mobilfunkes endlich ändern, versprechen jedenfalls die Techniker. Manfred Kloiber: CD-Klang für Quasselstrippen, geht das?
Kloiber: Ja, Frau Seynsche, das geht, sie hören es gerade. Radioreporter haben schon lange spezielle Geräte, mit denen sie über Telefonleitung oder das Mobilfunknetz UMTS in ansprechender Qualität telefonieren können, um so Live-Berichte abzusetzen. Nur bislang war dafür ein spezielles Gerät, ein sogenanntes Audio-Codec nötig, das mir jedes Mal mit etlichen Kilos ziemlich zur Last fällt. Und es geht nur unter optimalen Bedingungen - vor allem die Verbindung muss stabil und leistungsfähig sein. Würde ich zum Beispiel mit meinem Gerät in einem fahrenden Auto sitzen, dann hätten wir unser Gespräch wegen der vielen Aussetzer wahrscheinlich schon längst beendet.
Also: Unter diesen Voraussetzungen einen Dienst für alle Mobilfunkkunden zu machen, das war bislang eigentlich undenkbar. Denn niemand wird es hinnehmen, dass man zwar in CD-Qualität theoretisch quasseln kann, aber ständig dann Aussetzer zu hören sind, weil die Verbindung wackelt.
Seynsche: Aber es werden doch schon Videos auf ein Handy übertragen, warum soll das dann nicht mit ein bisschen Sprache funktionieren? Das benötigt doch bestimmt viel weniger Daten.
Kloiber: Das stimmt, aber um die Datenmenge geht es gar nicht so sehr, sondern es geht eher darum, dass die Daten zur richtigen Zeit verfügbar sind. Und - das ist der zweite wichtige Aspekt - dass die Verzögerung durch die Übertragung, die sogenannte Latenz, nicht allzu groß wird. Wirklich gut funktioniert das erst mit LTE, dem Mobilfunk der vierten Generation. Auf dem Stand des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen habe ich mich in einen Autosimulator gesetzt und per Freisprechen ein Stereotelefonat mit Hans-Peter Baumeister von Fraunhofer USA geführt:
"Über ein LTE-Netz haben wir sehr, sehr geringe Latenzen. Das ist einer der großen Unterschiede, die wir hier zeigen wollen. Zusätzlich zu diesen geringen Netzwerk-Latenzen haben wir sehr geringe Audio-Codec-Latenzen. Das Endresultat sind Laufzeiten in der Größenordnung von 40, 50 Millisekunden. Das erlaubt eine sehr natürliche Kommunikation. Zum Zweiten haben wir hier Audiobandbreiten, die im CD-Bereich liegen, also 16 Kilohertz, CD-Qualität. Wir können hier nicht nur Sprache, wir können Musik, Geräusche naturgetreu übertragen."
Seynsche: Herr Kloiber, wirklich nach CD-Qualität klingt das aber noch nicht, oder?
Kloiber: Na ja, es ist Messe. Ich habe es über einen Lautsprecher aufgenommen. Wenn man davor sitzt, hört es sich deutlich besser an, als es vielleicht jetzt übers Radio klingt. Es ist schon nahe CD-Qualität in dieser doch sehr, sehr schlechten Umgebung. Das System heißt übrigens HD-Audio, also High Definition Audio. Während unseres HD-Audio-Gespräches hat übrigens ein Störsimulator typische Funklöcher und Störungen produziert, die bei einem normalen Handy zu Aussetzern und digitalen Verwürfelungen geführt hätten. LTE und die eingesetzte Audiocodierung namens AAC gleichen dies zuverlässig aus - und das ist wichtig für Telefonate, die dann auch selbst wichtig sind, etwa bei Telefonkonferenzen. Da soll das dann Voraussetzung sein. Gerade in solchen Situationen soll auch die Stereoübertragung noch zusätzliche Vorteile bringen, weil man die Teilnehmer auch noch räumlich wahrnehmen kann.
Seynsche: Sie haben das Telefonat ja in einem Simulator geführt, aber wann kann man mit jedem Handy so telefonieren?
Kloiber: Zurzeit wird an Standards gearbeitet, die dafür sorgen sollen, dass man mit jedem HD-Audio-Telefon auf der Welt auch jedes andere beliebige HD-Audio-Telefon anrufen kann. Das ist in Arbeit und wird wohl rechtzeitig fertig sein, wenn die ersten 4G-Netze mit LTE tatsächlich in Betrieb genommen werden. Auch für die Endgeräte, sprich für die Handys sollte HD-Audio kein Problem sein, weil die Codierung vor allem per Software passiert. Ich habe mich allerdings gefragt, ob dies ein Extradienst sein wird, den ich dann auch extra bezahlen muss. Manfred Lutzky von Fraunhofer IIS glaubt das nicht. Er meint vielmehr, dass die Telefone demnächst einfach selbst über die Sprachqualität entscheiden:
"Der Nutzer braucht nichts extra einstellen, sondern es wird automatisch vom Gerät die beste Qualität gewählt. Es werden beim Verbindungsaufbau die Möglichkeiten ausgehandelt, die jedes Endgerät hat, damit ich auch mit einem modernen, CD-fähigen Gerät mit einem uralten Handy telefonieren kann. Da werden einfach die Fähigkeiten von beiden Geräten ausgetauscht und dann wird dieses moderne neue Gerät sich einfach auf die niedrigeren Möglichkeiten von dem alten Gerät anpassen können."
Aber wie gesagt, alles hängt am LTE-Netz, und bis das in Deutschland soweit ist ... Ich schätze mal drei bis vier Jahre müssen wir mindestens warten.
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Kloiber: Ja, Frau Seynsche, das geht, sie hören es gerade. Radioreporter haben schon lange spezielle Geräte, mit denen sie über Telefonleitung oder das Mobilfunknetz UMTS in ansprechender Qualität telefonieren können, um so Live-Berichte abzusetzen. Nur bislang war dafür ein spezielles Gerät, ein sogenanntes Audio-Codec nötig, das mir jedes Mal mit etlichen Kilos ziemlich zur Last fällt. Und es geht nur unter optimalen Bedingungen - vor allem die Verbindung muss stabil und leistungsfähig sein. Würde ich zum Beispiel mit meinem Gerät in einem fahrenden Auto sitzen, dann hätten wir unser Gespräch wegen der vielen Aussetzer wahrscheinlich schon längst beendet.
Also: Unter diesen Voraussetzungen einen Dienst für alle Mobilfunkkunden zu machen, das war bislang eigentlich undenkbar. Denn niemand wird es hinnehmen, dass man zwar in CD-Qualität theoretisch quasseln kann, aber ständig dann Aussetzer zu hören sind, weil die Verbindung wackelt.
Seynsche: Aber es werden doch schon Videos auf ein Handy übertragen, warum soll das dann nicht mit ein bisschen Sprache funktionieren? Das benötigt doch bestimmt viel weniger Daten.
Kloiber: Das stimmt, aber um die Datenmenge geht es gar nicht so sehr, sondern es geht eher darum, dass die Daten zur richtigen Zeit verfügbar sind. Und - das ist der zweite wichtige Aspekt - dass die Verzögerung durch die Übertragung, die sogenannte Latenz, nicht allzu groß wird. Wirklich gut funktioniert das erst mit LTE, dem Mobilfunk der vierten Generation. Auf dem Stand des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen habe ich mich in einen Autosimulator gesetzt und per Freisprechen ein Stereotelefonat mit Hans-Peter Baumeister von Fraunhofer USA geführt:
"Über ein LTE-Netz haben wir sehr, sehr geringe Latenzen. Das ist einer der großen Unterschiede, die wir hier zeigen wollen. Zusätzlich zu diesen geringen Netzwerk-Latenzen haben wir sehr geringe Audio-Codec-Latenzen. Das Endresultat sind Laufzeiten in der Größenordnung von 40, 50 Millisekunden. Das erlaubt eine sehr natürliche Kommunikation. Zum Zweiten haben wir hier Audiobandbreiten, die im CD-Bereich liegen, also 16 Kilohertz, CD-Qualität. Wir können hier nicht nur Sprache, wir können Musik, Geräusche naturgetreu übertragen."
Seynsche: Herr Kloiber, wirklich nach CD-Qualität klingt das aber noch nicht, oder?
Kloiber: Na ja, es ist Messe. Ich habe es über einen Lautsprecher aufgenommen. Wenn man davor sitzt, hört es sich deutlich besser an, als es vielleicht jetzt übers Radio klingt. Es ist schon nahe CD-Qualität in dieser doch sehr, sehr schlechten Umgebung. Das System heißt übrigens HD-Audio, also High Definition Audio. Während unseres HD-Audio-Gespräches hat übrigens ein Störsimulator typische Funklöcher und Störungen produziert, die bei einem normalen Handy zu Aussetzern und digitalen Verwürfelungen geführt hätten. LTE und die eingesetzte Audiocodierung namens AAC gleichen dies zuverlässig aus - und das ist wichtig für Telefonate, die dann auch selbst wichtig sind, etwa bei Telefonkonferenzen. Da soll das dann Voraussetzung sein. Gerade in solchen Situationen soll auch die Stereoübertragung noch zusätzliche Vorteile bringen, weil man die Teilnehmer auch noch räumlich wahrnehmen kann.
Seynsche: Sie haben das Telefonat ja in einem Simulator geführt, aber wann kann man mit jedem Handy so telefonieren?
Kloiber: Zurzeit wird an Standards gearbeitet, die dafür sorgen sollen, dass man mit jedem HD-Audio-Telefon auf der Welt auch jedes andere beliebige HD-Audio-Telefon anrufen kann. Das ist in Arbeit und wird wohl rechtzeitig fertig sein, wenn die ersten 4G-Netze mit LTE tatsächlich in Betrieb genommen werden. Auch für die Endgeräte, sprich für die Handys sollte HD-Audio kein Problem sein, weil die Codierung vor allem per Software passiert. Ich habe mich allerdings gefragt, ob dies ein Extradienst sein wird, den ich dann auch extra bezahlen muss. Manfred Lutzky von Fraunhofer IIS glaubt das nicht. Er meint vielmehr, dass die Telefone demnächst einfach selbst über die Sprachqualität entscheiden:
"Der Nutzer braucht nichts extra einstellen, sondern es wird automatisch vom Gerät die beste Qualität gewählt. Es werden beim Verbindungsaufbau die Möglichkeiten ausgehandelt, die jedes Endgerät hat, damit ich auch mit einem modernen, CD-fähigen Gerät mit einem uralten Handy telefonieren kann. Da werden einfach die Fähigkeiten von beiden Geräten ausgetauscht und dann wird dieses moderne neue Gerät sich einfach auf die niedrigeren Möglichkeiten von dem alten Gerät anpassen können."
Aber wie gesagt, alles hängt am LTE-Netz, und bis das in Deutschland soweit ist ... Ich schätze mal drei bis vier Jahre müssen wir mindestens warten.