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CD-Solarkocher

Mit einer guten Idee allein ist es oft nicht getan. Häufig braucht man Mitstreiter, die sich für diese Idee einsetzen, die helfen, die Pläne in die Tat umzusetzen oder ihnen den letzten Schliff zu geben. Und deshalb braucht man Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit. Um dieses Ziel zu erreichen, erhielten wir einen Anruf der Firma "Universal Innovations" in Troisdorf im Bundesland Nordrhein-Westfalen, ein Neuheiten-Unternehmen, das sich Gedanken darüber gemacht hat, was man eigentlich mit all den vielen CD-ROMs macht, den kleinen silbernen Scheiben, die immer häufiger in Zeitschriften, Katalogen und Werbesendungen beigelegt werden und oft genug einfach weggeschmissen werden. Rausgekommen ist ein Projekt, das sich vor allem für den Einsatz in Entwicklungsländern eignet: ein CD-Solarkocher.

von Dietrich Sondermann |
    In den 60er Jahren wurde in Kindergärten und Schulen Stanniolpapier gesammelt. Uns wurde damals gesagt, dass mit einem Zentner davon ein Rollstuhl oder ein Blindenhund bezahlt werden könne. Müll sammeln für karitative Zwecke also. Vielleicht kommt etwas ähnliches ja bald wieder: CDs sammeln für die Dritte Welt. Mit 200 bis 250 dieser Scheiben kann Ralf Mades einen Solarkocher bauen.

    "Im Prototyp habe ich das so gemacht, dass ich einfach auf eine relativ große Satellitenantenne, wie man sie hauptsächlich aus den USA kennt, CDs aufgebracht habe, so dass dann viele viele kleine CDs einen großen Reflektor bilden . Die Sonne strahlt rein, die CDs strahlen das dann alle auf einen Brennpunkt wieder zurück; da sitzt der Kochtopf und dann kann man damit kochen oder braten oder auch backen."

    Die Idee der Sonnenkollektorkocher ist nicht neu. Schon jetzt werden solche Geräte in den warmen Ländern der Erde erprobt und zum Teil auch ganz professionell eingesetzt. Selbst einige indische Großküchen nutzen dieses Prinzip. Doch die bislang erhältlichen Parabolspiegel sind sehr teuer. Ralf Mades hatte deshalb die Idee mit den Silberscheiben, die Sonnenlicht recht gut reflektieren, leicht sind und zudem hitzebeständig bis 150 Grad Celsius. Ihm schweben zwei Anwendung seines Solarkochers vor: deutsche Schüler könnten das Gerät im Rahmen von Projektarbeiten mit ihrem Physiklehrer bauen und zwar aus überflüssigen CDs, die sie von zu Hause mitbringen. Bei einem Sommerfest könnte diese Gruppe dann mit einer Kochvorführung zeigen, wieviel Energie die Sonne auch bei uns abgibt, wenn sie denn scheint. Mit der Erfahrung von vielen Testgruppen könnte dann ein neuer Prototyp erstellt werden, der alle denkbaren Kinderkrankheiten überwunden hat. So ein Gerät wäre dann geeignet, in Afrika oder Asien in der Praxis zu bestehen. Probleme gibt es allerdings noch einige bei dem CD-Kocher:

    "Die CDs bestehen ja aus Polycarbonat; das ist ein Kunststoff, der eigentlich sehr wertvoll ist. An der UV-Stabilität muss noch gearbeitet werden. Das wäre dann, wenn man sagt: ok, wir wollen das für ne längere Zeit, also mehrere Jahre nutzen, dann müssten da praktisch noch UV-Stabilisatoren reingemischt werden. Da wäre dann vielleicht noch bei der Industrie ein Umdenkprozess notwendig; gut, die wissen es jetzt noch gar nicht, aber dann kann man vielleicht direkt konkret sagen: ok, wir produzieren jetzt CDs mit UV-Schutz, damit diese später in diesen Bereich fließen können und da auch sinnvoll genutzt werden können."

    Dass solche Solarkocher gebraucht werden, zeigt eine aktuelle Studien aus Südafrika. Von zehn alternativen Kochstellen in einem großen Test hat ein Solarkocher mit Parabolspiegel die Nase vorn:

    "Das ist der erfolgreichste Kocher, auch im Test gewesen. Die Akzeptanz in Südafrika lag bei ungefähr 50%, das heißt zum Kochen haben die Leute zu 50% auf den Holzeinsatz oder anderen Brennstoffeinsatz wie Gas oder auch Kerosin, was da auch öfter benutzt wird, verzichtet und das ist natürlich schon ein prozentualer Erfolg, kann man sagen. 50%, da kann man schon was an CO2 auch einsparen."

    Der Nachteil dieses Gerätes: es ist unhandlich und kaum zu transportieren:

    "Das besondere an meinem Kocher im Verhältnis zu den anderen konzentrierenden Systemen ist eigentlich, dass man ihn so klein zusammenpacken kann, dass man ihn auch wirklich mitnehmen kann. Das heißt, auch Nomaden oder Halbnomaden hätten keine Probleme damit, den wirklich mit im Rucksack mit zu transportieren."

    Außerdem ist sich Ralf Mades sicher, dass er seinen Kocher, wenn er denn in großen Stückzahlen hergestellt würde, für den halben Preis der anderen Solarkocher verkaufen könnte. Das wären etwa 100 Mark. Die Entwicklungskosten für ein solches Gerät sind allerdings recht hoch. Einige tausend Mark wären für Versuche notwendig und noch mehr für die Serienproduktion, denn dafür müssten Maschinen gebaut werden, etwa für Spritzgussteile. Diese Teile könnten aber auch aus dem CD-Kunststoff gegossen werden. So wären die im längeren Einsatz durch das Sonnenlicht erblindeten Silberscheiben dann Rohstoff für weitere Anlagen.

    Eine umweltfreundliche Erfindung also und das in jeder Hinsicht: Wenn nur 3% aller indischen Haushalte solar kochen würden, könnten sie pro Jahr 3,2 Millionen Tonnen Brennholz ersetzen; 6,7 Millionen Tonnen CO2 blieben dann der Erdatmosphäre erspart.