An einem Kleiderhaken hängt eine Schafffell-Jacke, sie wirkt nicht kuschelig warm, sondern abgerissen und ausgekühlt. Auf dem Küchentisch steht eine Gaslampe als Stromersatz, nirgendwo ist etwas Essbares zu finden, nicht einmal ein Brotkrümel auf dem Wachstuch. Im Fernsehen dreht sich währenddessen der rumänische Diktator Nicolae Ceausescu in einer Endlosschleife aus Parteitagen und Propaganda-Reden; das Volk hat längst die Rolle des applaudierenden Statisten übernommen.
Einzig und allein der Fernsehapparat verrät an dieser musealen Szene, dass sich die Zeiten geändert haben. Ceausescu ist auf einem Flachbildschirm zu sehen, Technik, die in der Menschheitsgeschichte erst nach der Hinrichtung des rumänischen Diktators erfunden wurde. Also alles Vergangenheit, bezeugt der Bildschirm, alles Ausstellung. Für deren räumliche Präsentation hat sich das Nationale Geschichtsmuseum nicht allzu viel einfallen lassen, und lediglich einen winzigen Saal gesucht, in den 100 Ausstellungsstücke passen.
Der Historiker Stelian Tanase ist enttäuscht, was er zu sehen bekommt.
"Eine bedauernswerte Ausstellung, die mich an eine Lagerhalle erinnert, in der man das stellt, was auf die Schnelle aufzutreiben war, beschreibt Stelian Tanase den Museumssaal. "
Ein Teil der aktuellen Ausstellung wäre auch heute noch ganz nach Ceausescus Geschmack. Der rumänische Diktator ist auf überdimensionalen Porträts zu sehen, auf Vasen, Sonderbriefmarken, Medaillen, auf Seite 1 jedes gedruckten Buches im Land. Soviel Führer-Lächeln kann eine Ausstellung schnell zur Propaganda werden lassen, statt zur Realität. Dass das Herrscherpaar augenfälliger sind, als ihre zahllosen Verbrechen, die sie zu verantworten haben, liegt einerseits an den schrillen Farben der Ceausescu-Bilder und andererseits an der lieblosen Präsentation farbloser Kopien, in denen höchste politische Sprengkraft steckt. Von Brisanz ist auch eine historische Filmaufnahme von Constantin Pirvulescu, der Ende der 70er Jahre als bereits betagter Kommunist seinem Partei- und Staatschef Nicolae Ceausescu offenherzig Vetternwirtschaft vorwirft. Vor dieser Videosequenz des 12. Parteitages bleibt selbst das Museumspersonal mit offenem Mund stehen. Doch wer mit der Historie nicht vertraut ist, im Bukarester Geschichtsmuseum bekommt er sie leider nicht erklärt, sie ist dort lediglich abgestellt. Und so ist ein Systemkritiker wie Pirvulescu leicht zu übersehen.
Dass die Ausstellung so viele Schwächen hat, liegt zum einen an ihrer abgestandenen Botschaft, den Widerspruch von Propaganda und Realität im Ceausescu-Regime präsentieren zu wollen. Nach dem 17-jährigen Ende des Regimes sollte man vom Nationalen Geschichtsmuseum eine kompetente Aufarbeitung der erst liberalen und später rigiden, paranoischen Politik des Herrscher-Ehepaars erwarten können. Die Schwächen der Ausstellung offenbaren andererseits, dass die rumänische Vergangenheitsbewältigung erst in den Anfängen steckt. Kein Wunder, denn die Geschichte der vergangenen dreißig Ceausescu-Jahre wird in den Archiven unter Verschluss gehalten.
Es fehlt der politische Wille, die Archive freizugeben, sagt der Historiker Stelian Tanase. Er hat im Dezember in einer Historikerkommission einen Bericht über die Verbrechen des kommunistischen Regimes zwischen 1948 und 1989 mit verfasst und ist einer der wenigen rumänischen Historiker, die jemals Zutritt zu den Archiven der Kommunistischen Partei erhalten haben.
Stelian Tanase sagt über die Arbeit in den Archiven:
"Man verlangt meinetwegen die Akte X und man bekommt zur Antwort: Keine Ahnung, wo sie ist, man muss sie erst suchen. Diese Suche kann bis zu zehn Jahren dauern, denn den Archiven fehlt ein System, nachdem sie geordnet sind."
Der Historiker weiß, dass alles ein Wettlauf mit der Zeit ist. In ein paar Tagen wird die Kommunismus-Ausstellung im Bukarester Geschichtsmuseum im Nichts verschwinden wird. Stelian Tanase fordert deshalb seit Jahren eine Dauerausstellung, die die Gräueltaten und die einlullende Ceausescu-Propaganda aufarbeitet. Doch fehlt für dieses Projekt eine politische Lobby und somit das Geld.
"Wir brauchen eine Art Gedenkstätte, sagt Stelian Tanase, weniger um zu zeigen, wer Ceausescu war, sondern damit wir uns einschätzen, wie kräftig oder schwach wir sind, einer Diktatur zu widerstehen. Was, wenn es eines Tages wieder solch einen Wahnsinnigen wie Ceausescu gibt? Wir sollten wissen, wo das endet, wenn wir nicht aufpassen, wer an der Staatsspitze steht. "
Einzig und allein der Fernsehapparat verrät an dieser musealen Szene, dass sich die Zeiten geändert haben. Ceausescu ist auf einem Flachbildschirm zu sehen, Technik, die in der Menschheitsgeschichte erst nach der Hinrichtung des rumänischen Diktators erfunden wurde. Also alles Vergangenheit, bezeugt der Bildschirm, alles Ausstellung. Für deren räumliche Präsentation hat sich das Nationale Geschichtsmuseum nicht allzu viel einfallen lassen, und lediglich einen winzigen Saal gesucht, in den 100 Ausstellungsstücke passen.
Der Historiker Stelian Tanase ist enttäuscht, was er zu sehen bekommt.
"Eine bedauernswerte Ausstellung, die mich an eine Lagerhalle erinnert, in der man das stellt, was auf die Schnelle aufzutreiben war, beschreibt Stelian Tanase den Museumssaal. "
Ein Teil der aktuellen Ausstellung wäre auch heute noch ganz nach Ceausescus Geschmack. Der rumänische Diktator ist auf überdimensionalen Porträts zu sehen, auf Vasen, Sonderbriefmarken, Medaillen, auf Seite 1 jedes gedruckten Buches im Land. Soviel Führer-Lächeln kann eine Ausstellung schnell zur Propaganda werden lassen, statt zur Realität. Dass das Herrscherpaar augenfälliger sind, als ihre zahllosen Verbrechen, die sie zu verantworten haben, liegt einerseits an den schrillen Farben der Ceausescu-Bilder und andererseits an der lieblosen Präsentation farbloser Kopien, in denen höchste politische Sprengkraft steckt. Von Brisanz ist auch eine historische Filmaufnahme von Constantin Pirvulescu, der Ende der 70er Jahre als bereits betagter Kommunist seinem Partei- und Staatschef Nicolae Ceausescu offenherzig Vetternwirtschaft vorwirft. Vor dieser Videosequenz des 12. Parteitages bleibt selbst das Museumspersonal mit offenem Mund stehen. Doch wer mit der Historie nicht vertraut ist, im Bukarester Geschichtsmuseum bekommt er sie leider nicht erklärt, sie ist dort lediglich abgestellt. Und so ist ein Systemkritiker wie Pirvulescu leicht zu übersehen.
Dass die Ausstellung so viele Schwächen hat, liegt zum einen an ihrer abgestandenen Botschaft, den Widerspruch von Propaganda und Realität im Ceausescu-Regime präsentieren zu wollen. Nach dem 17-jährigen Ende des Regimes sollte man vom Nationalen Geschichtsmuseum eine kompetente Aufarbeitung der erst liberalen und später rigiden, paranoischen Politik des Herrscher-Ehepaars erwarten können. Die Schwächen der Ausstellung offenbaren andererseits, dass die rumänische Vergangenheitsbewältigung erst in den Anfängen steckt. Kein Wunder, denn die Geschichte der vergangenen dreißig Ceausescu-Jahre wird in den Archiven unter Verschluss gehalten.
Es fehlt der politische Wille, die Archive freizugeben, sagt der Historiker Stelian Tanase. Er hat im Dezember in einer Historikerkommission einen Bericht über die Verbrechen des kommunistischen Regimes zwischen 1948 und 1989 mit verfasst und ist einer der wenigen rumänischen Historiker, die jemals Zutritt zu den Archiven der Kommunistischen Partei erhalten haben.
Stelian Tanase sagt über die Arbeit in den Archiven:
"Man verlangt meinetwegen die Akte X und man bekommt zur Antwort: Keine Ahnung, wo sie ist, man muss sie erst suchen. Diese Suche kann bis zu zehn Jahren dauern, denn den Archiven fehlt ein System, nachdem sie geordnet sind."
Der Historiker weiß, dass alles ein Wettlauf mit der Zeit ist. In ein paar Tagen wird die Kommunismus-Ausstellung im Bukarester Geschichtsmuseum im Nichts verschwinden wird. Stelian Tanase fordert deshalb seit Jahren eine Dauerausstellung, die die Gräueltaten und die einlullende Ceausescu-Propaganda aufarbeitet. Doch fehlt für dieses Projekt eine politische Lobby und somit das Geld.
"Wir brauchen eine Art Gedenkstätte, sagt Stelian Tanase, weniger um zu zeigen, wer Ceausescu war, sondern damit wir uns einschätzen, wie kräftig oder schwach wir sind, einer Diktatur zu widerstehen. Was, wenn es eines Tages wieder solch einen Wahnsinnigen wie Ceausescu gibt? Wir sollten wissen, wo das endet, wenn wir nicht aufpassen, wer an der Staatsspitze steht. "