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CeBIT im wilden Westen

Erstmals in ihrer Geschichte muss die diesjährige CeBIT einen Ausstellerrückgang hinnehmen. Auslöser dafür ist die anhaltende Krise in der informationstechnischen Industrie, die jetzt auch die vom 13. bis 20. März in Hannover stattfindende Leitmesse der Branche in Mitleidenschaft zieht. In dieser Situation plant der Vorstand der Deutschen Messe AG, die in die Vereinigten Staaten zu exportieren.

Peter Welchering |
    Dem Zug der Ingenieure und IT-Experten nach Westen schließt sich jetzt offenbar auch die deutsche Messelandschaft an: So wird schon im August im sonnigen Kalifornien die Fachmesse CeBIT Satellite Communications stattfinden. Die Veranstaltung soll nach dem Willen der erfolgsverwöhnten Hannoveraner Messe-Chefs den Grundstein setzen, um eine umfangreiche Informationstechnologie-Messe in den USA zu etablieren. Diese Großveranstaltung steht schon jetzt unter Zeitdruck, soll sie doch bereits 2003 erstmals abgehalten werden. Verträge darüber sind indes noch nicht unterzeichnet und auch der Veranstaltungsort ist noch offen, denn da in den USA Messen meist in kleineren, so genannten Convention Centers oder Hotels stattfinden, sind Austragungsstätten für Großspektakel nach dem Muster der CeBit eher rar. Gespräche der Deutschen Messe AG mit Repräsentanten von IBM und Microsoft seien andererseits, so vermelden Experten, inzwischen so weit vorangeschritten, dass die beiden marktführenden Unternehmen eine solche IT-Messe nicht nur als Aussteller unterstützen, sondern auch als Veranstaltungspartner mittragen würden.

    Die Entwicklung steht in krassem Gegensatz zu Äußerungen des Vorstandes der Messe AG vor rund einem halben Jahr, in denen eine solche CeBIT-Expansion nach Nordamerika definitiv ausgeschlossen wurde. Einen Grund für den raschen Sinneswandel sehen Insider in dem Misserfolg der letzten US-Show Comdex in Las Vegas, bei der die Besucherzahlen drastisch zurück gegangen waren. So könnte eine "US-CeBit" unter der Schwäche der Konkurrenz ansehnliche Marktanteile erobern. Bestätigt wurde aus der Zentrale der Deutschen Messe AG in Hannover, dass der frühere CeBit-Chef Hubert Lange erhebliche Impulse zu einer Expansion nach Nordamerika gegeben hat.

    Nach Expertenangaben bestanden schon während der US-Messe Consumer Electronics Show CES im Januar Kontakte zwischen den CES-Veranstaltern und der Deutschen Messe AG, bei denen vor allem Beratungen zu Organisation, Durchführung und Logistik im Vordergrund standen. Das zufrieden stellende Ergebnis der CES habe sowohl die US-amerikanischen Veranstalter als auch die deutschen Messe-Chefs überzeugt, dass das Interesse an solchen Veranstaltungen durchaus noch gegeben sei. Eine mögliche Variante könnte daher in einer engen Zusammenarbeit beider Veranstalter bei einer neuen IT-Messe in den USA liegen.