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Celesio trennt sich von Onlineapotheke DocMorris

Die Online-Versandapotheke DocMorris brachte dem Pharmagroßhändler Celesio kein Glück. Deutschlands Apotheker liefen Sturm. Im Kampf um ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell trennt sich das Unternehmen nun von seiner umstrittenen Tochter.

Von Michael Brandt |
    Im vergangenen August ist Markus Pinger Vorstandsvorsitzender des Pharmagroßhändlers Celesio geworden und seitdem ist er zielstrebig daran gegangen, das Unternehmen neu auszurichten. Deutlichstes Zeichen dafür ist nun der Verkauf der Internet Apotheke Doc Morris, die Celesio 2007 für rund 200 Millionen Euro übernommen hatte:

    "Der Kanalkonflikt mit den bestehenden Apothekern hat uns Kraft gekostet und vor dem Hintergrund der unklaren Perspektive Deregulierung kann man das Geschäftsmodell mit diesem Konflikt nur schwerlich weiter betreiben."

    Kanalkonflikt bedeutet ein Konflikt mit den Hauptkunden von Celesio, den niedergelassenen Apotheken, die sich heftig über die Konkurrenz aus dem Internet beklagt hatten, was bis hin zum Boykott des Großhändlers gereicht hatte. Dieser Konflikt, so Pinger, habe Celesio in spürbarem Umfang Marktanteil und Ergebnis gekostet, weshalb man sich nun entschlossen habe, das Thema klar und gradlinig durch den Verkauf zu lösen.

    Im Übrigen sei zum Zeitpunkt des Kaufs mit einer weiteren Liberalisierung des europäischen Apothekenmarktes zu rechnen gewesen:

    "Alle Fachleute haben damals erwartet, dass dieser Markt dereguliert wird. Das Ergebnis ist, er ist nicht dereguliert worden. Das ist für viele überraschend gewesen. Wenn er dereguliert worden wäre, wäre die Akquisition strategisch völlig richtig gewesen."

    Der Verkauf soll nun in den nächsten Monaten über die Bühne gehen.

    Im Berichtsjahr 2011 ist Celesio aufgrund der schwierigen Marktsituation nur knapp an den roten Zahlen vorbeigekommen. Unter dem Strich reichte es nur für einen Gewinn von 6,1 Millionen Euro - im Vergleich zu 265 Millionen im Vorjahr. Die Dividende soll für 2011 25 Cent pro Aktie betragen.

    Der Verkauf von Doc Morris sowie der beiden Tochterunternehmen Movianto und Pharmaxx signalisieren, so Pinger, die Konzentration aufs Kerngeschäft, den Großhandel mit Arzneimitteln und die Logistik:

    "Das ist das, was wir 187 Jahre erfolgreich gemacht haben und was über viele Jahre unser Erfolgsrezept schlechthin aus. Zum anderen bauen wir unser europäisches Apothekennetzwerk aus, was ein echter Wachstumstreiber in den Folgejahren sein wird."

    In diesem Netzwerk sollen die Kooperationsapotheken von Celesio gebündelt werden und auf diese Weise neue Konzepte wie etwa Patientenhotlines schneller umgesetzt werden.

    Außerdem will Celesio in Lateinamerika und dem Nahen Osten weiter regional expandieren. Und schließlich ist bereits im vorigen Jahr ein Effizienzprogramm namens "operational excellence" angelaufen. Dieses Programm soll, so Pinger, bereits im zweiten Halbjahr 2012 einen spürbaren Beitrag zur Ergebnisverbesserung leisten und ab 2013/2014 jährlich 50 Millionen einsparen.