Wenn diese beiden Mannschaften aufeinanderstoßen, wie hier in Parkhead, dem Stadion von Celtic, dann tragen sogar die Polizeipferde gewölbte Visiere aus Plexiglas. Man kann nie wissen. Zahlreiche Celtic-Anhänger haben sich in freudiger Erwartung vor ihrem Eingang zum Stadion versammelt - nicht zuletzt, um die Rangers-Spieler auszubuhen, wenn sie ihrem Bus entsteigen. Geht es hier wirklich nur um Sport?
"No. (Gelächter.) It’s about the other side. It’s about religious bigotry that comes into it. I think the world knows that..."
Paul und George sind sich einig: Es geht um "die Anderen", um einen konfessionell definierten Gegensatz. Das wisse doch inzwischen die ganze Welt.
"My great-granny was a Kenny. She came from Meghara - wherever that is, in Ireland."
Die Urgrossmutter war aus einem Dorf in Nordirland gekommen, aber er weiß nicht einmal mehr, wo das ist. Allein, das Vermächtnis wiegt schwer, die beiden werden zum griechischen Chor:
"(Im Chor:) It‘s part of the history..."
Fußball sei in Geschichte getränkt, erklären sie. Schottland sei protestantisch geprägt, früher wurden Katholiken nicht beschäftigt. Das haben diese Männer nicht vergessen.
Perverserweise wurde die Feindschaft zwischen den beiden Clubs nach Nordirland zurück exportiert. Es ist noch nicht lange her, dass junge Männer dort allein deshalb ermordet wurden, weil sie ein Celtic-Leibchen trugen. Es ist Zeit, den Hexenkessel zu betreten:
Eine Choreinlage zum Auftakt. Alle singen - außer der Kurve, in der die 7000 Rangers-Getreuen zusammengepfercht sind. Die grölen absichtlich etwas anderes und werfen orange Girlanden aufs Spielfeld. Orange im Gedenken an den Protestantenkönig Wilhelm von Oranien, selbstverständlich. Der Rest hält grün-weiße Schals hoch.
Kollektiver Jubel für das erste Celtic-Tor. Rings ums Spielfeld wird die Polizeikette verzehnfacht. Von den Celtic-Tribünen werden Finger in obszönen Gesten ausgestreckt. Nicht gegen die Rangers-Spieler, sondern gegen deren Fans. Denn das hier ist persönlich gemeint, Zehntausende lassen ihren Vorschul-Instinkten freien Lauf.
Jetzt kommen die Fahnen raus. Aber es sind irische Trikoloren auf der einen und britische Union Jacks auf der anderen Seite: das schottische Andreaskreuz, die Saltire, sucht man hier in Parkhead vergeblich, denn es geht nicht um Schottland.
Das Spiel ist zu Ende, Celtic hat gewonnen, die beglückten Anhänger versammeln sich vorne an der Straße, um die Gegner noch einmal gehörig zu beschimpfen, wenn sie in ihrem Bus-Konvoi vorbeifahren.
"This isn’t Scotland. This has nothing to do with Scotland. This is to do with tribalism, this is to do with the Northern Irish question being brought to Scotland. Nothing to do with the Scots people. It’s to do with the West-of-Scotland Irish."
Jim McMenamin, dessen Großvater noch in der alten IRA gekämpft hatte, beteuert, das habe nichts mit Schottland zu tun. Es sei bloß aus Irland importiertes Stammesdenken.
"They’re singing Irish songs, and they’re singing anti-Pope songs. It’s not what Scotland is about. It may be what Glasgow is about, but it’s not Scotland. Just the same way as Zurich isn’t Switzerland, and London isn’t England."
Die singen doch irische Lieder und verspotten den Papst, protestiert McMenamin. Das sei vielleicht Glasgow, aber nicht Schottland, genauso wie Zürich nicht die Schweiz sei. Aus seiner Vehemenz darf man ja wohl schließen, dass er von diesem Getue angewidert ist?
"No! I’m a great believer in tribalism. It’s a great opportunity to vent your frustration and to have some passion in your life."
Keineswegs, grinst er überraschend. Er sei für dieses Stammesdenken, denn es erlaube den Abbau von Frust und bringe etwas Leidenschaft ins Leben.
"No. (Gelächter.) It’s about the other side. It’s about religious bigotry that comes into it. I think the world knows that..."
Paul und George sind sich einig: Es geht um "die Anderen", um einen konfessionell definierten Gegensatz. Das wisse doch inzwischen die ganze Welt.
"My great-granny was a Kenny. She came from Meghara - wherever that is, in Ireland."
Die Urgrossmutter war aus einem Dorf in Nordirland gekommen, aber er weiß nicht einmal mehr, wo das ist. Allein, das Vermächtnis wiegt schwer, die beiden werden zum griechischen Chor:
"(Im Chor:) It‘s part of the history..."
Fußball sei in Geschichte getränkt, erklären sie. Schottland sei protestantisch geprägt, früher wurden Katholiken nicht beschäftigt. Das haben diese Männer nicht vergessen.
Perverserweise wurde die Feindschaft zwischen den beiden Clubs nach Nordirland zurück exportiert. Es ist noch nicht lange her, dass junge Männer dort allein deshalb ermordet wurden, weil sie ein Celtic-Leibchen trugen. Es ist Zeit, den Hexenkessel zu betreten:
Eine Choreinlage zum Auftakt. Alle singen - außer der Kurve, in der die 7000 Rangers-Getreuen zusammengepfercht sind. Die grölen absichtlich etwas anderes und werfen orange Girlanden aufs Spielfeld. Orange im Gedenken an den Protestantenkönig Wilhelm von Oranien, selbstverständlich. Der Rest hält grün-weiße Schals hoch.
Kollektiver Jubel für das erste Celtic-Tor. Rings ums Spielfeld wird die Polizeikette verzehnfacht. Von den Celtic-Tribünen werden Finger in obszönen Gesten ausgestreckt. Nicht gegen die Rangers-Spieler, sondern gegen deren Fans. Denn das hier ist persönlich gemeint, Zehntausende lassen ihren Vorschul-Instinkten freien Lauf.
Jetzt kommen die Fahnen raus. Aber es sind irische Trikoloren auf der einen und britische Union Jacks auf der anderen Seite: das schottische Andreaskreuz, die Saltire, sucht man hier in Parkhead vergeblich, denn es geht nicht um Schottland.
Das Spiel ist zu Ende, Celtic hat gewonnen, die beglückten Anhänger versammeln sich vorne an der Straße, um die Gegner noch einmal gehörig zu beschimpfen, wenn sie in ihrem Bus-Konvoi vorbeifahren.
"This isn’t Scotland. This has nothing to do with Scotland. This is to do with tribalism, this is to do with the Northern Irish question being brought to Scotland. Nothing to do with the Scots people. It’s to do with the West-of-Scotland Irish."
Jim McMenamin, dessen Großvater noch in der alten IRA gekämpft hatte, beteuert, das habe nichts mit Schottland zu tun. Es sei bloß aus Irland importiertes Stammesdenken.
"They’re singing Irish songs, and they’re singing anti-Pope songs. It’s not what Scotland is about. It may be what Glasgow is about, but it’s not Scotland. Just the same way as Zurich isn’t Switzerland, and London isn’t England."
Die singen doch irische Lieder und verspotten den Papst, protestiert McMenamin. Das sei vielleicht Glasgow, aber nicht Schottland, genauso wie Zürich nicht die Schweiz sei. Aus seiner Vehemenz darf man ja wohl schließen, dass er von diesem Getue angewidert ist?
"No! I’m a great believer in tribalism. It’s a great opportunity to vent your frustration and to have some passion in your life."
Keineswegs, grinst er überraschend. Er sei für dieses Stammesdenken, denn es erlaube den Abbau von Frust und bringe etwas Leidenschaft ins Leben.