
Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge hatte nach dem verlorenen Hinspiel (0:1) eine "Hölle von München" für Real versprochen: Jetzt mussten die Bayern durchs Fegefeuer - und sich auf dem Weg zur historischen Triple-Verteidigung mit einem nie dagewesenen Debakel krachend gescheitert. Der herausragende Sergio Ramos legte mit einem Kopfball-Doppelschlag in der 16. und 20. Minute vor; der neue Königsklassen-Rekordschütze Cristiano Ronaldo (34./89.) zerstörte letztlich die Münchner Hoffnungen auf die erste Titelverteidigung in der Champions League.
Am Ende stand die höchste Heimniederlage in der Königsklasse. Die Mannschaft agierte einfallslos nach vorne und in der Defensive überaus anfällig. Trainer Pep Guardiola kreidete sich eine falsche taktische Marschroute und wohl auch eine unglückliche Personalauswahl an. Er hatte sein Mittelfeld ausgedünnt, um im Angriff personell präsenter zu sein. "Der Grund, warum wir verloren haben, ist, wir hatten keinen Ballbesitz", sagte Guardiola. Dabei lag der Ballbesitz bei 65 Prozent.
"Zu wenig Leidenschaft"
"0:4 hört sich schon sehr bitter an", sagte Bayerns Kapitän Philipp Lahm. "Wir hatten uns sehr viel vorgenommen, haben es aber taktisch in der ersten Halbzeit nicht gut gemacht." Sportchef Matthias Sammer zeigte sich als fairer Verlierer: "Wir sind heute an einer großen Mannschaft gescheitert." Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat bei seiner Mannschaft "ein Stück zu wenig Leidenschaft" während des Spiels beobachtet. "Heute haben wir 0:4 auf die Fresse bekommen", sagte Arjen Robben drastisch und forderte: "Akzeptieren, weinen, nach Hause gehen und weitermachen. Wir müssen den Kopf hochnehmen, wir haben noch ein Pokalfinale."
"Kurz schütteln" und "schnell Wunden lecken", lauteten die ersten Anweisungen aus der Chefetage nach dem klar verpassten Einzug in das Endspiel am 24. Mai in Lissabon. Ein Jahr nach dem Triple-Gewinn können die Bayern im ersten Jahr unter Trainer Pep Guardiola zumindest noch im DFB-Pokalfinale am 17. Mai in Berlin gegen den nationalen Rivalen Borussia Dortmund das Double holen. Im Endspiel am 24. Mai in Lissabon spielt Real Madrid gegen den FC Chelsea oder Atlético Madrid (Hinspiel 0:0).
(sdö/tön)