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Chance auf historischen Wechsel

Die Wachstumsraten der vergangenen Jahre haben wenig verändert an der extremen Ungleichheit zwischen Reichen und Armen in Peru, an den katastrophalen Zuständen in Schulen und Krankenhäusern, an Korruption, Misswirtschaft und Kriminalität. Aber in wenigen Tagen wird ein neuer Präsident gewählt, und plötzlich ist ein Kandidat Favorit, der den Menschen verspricht, alles zu ändern.

Von Gottfried Stein | 06.04.2006
    Plaza Bolivar in Lima. Jeden Tag ziehen Demonstranten vor den Kongress. Heute wollen sich ein paar Dutzend Rentner mit Megafonen, Trommeln und Pfeifen Gehör verschaffen:

    "Unsere Lage ist chaotisch, die Pensionen sind seit Jahren nicht mehr erhöht worden, man spielt mit den Bezügen der Rentner. Die Rentner sind Leute, die mehr als 30 Jahre lang eingezahlt und ihre monatlichen Beiträge geleistet haben, und heute, wo sie sich zur Ruhe setzen könnten nach einem langen Arbeitsleben, kann man ihnen die ihnen zustehenden Renten nicht zahlen. "

    Die täglichen Demonstrationen zeigen die Unzufriedenheit vieler Menschen. Staatspräsident Alejandro Toledo ist für viele eine einzige Enttäuschung, obwohl es dem Land wirtschaftlich besser geht. Toledos strikt marktwirtschaftlicher Kurs ist vielen ein Dorn im Auge. Alejandro Villega Rojas, Leiter des Instituts für Kommunalpolitik:

    " Experten sagen, dass sich die Wirtschaftslage verbessert hat, aber im Geldbeutel der Leute merkt man davon nichts, die Leute auf dem Land, im Hochland werden immer ärmer, und ich glaube, dass es heute mehr Arme gibt, den Bauern geht es immer schlechter."

    Die Wachstumsraten der letzten Jahre haben wenig verändert an der extremen Ungleichheit zwischen Reichen und Armen, an den katastrophalen Zuständen in Schulen und Krankenhäusern, an Korruption, Misswirtschaft und Kriminalität. Aber in wenigen Tagen wird ein neuer Präsident gewählt, und plötzlich ist ein Kandidat Favorit, der den Menschen verspricht, alles zu ändern:

    Ollanta Humala, 42 Jahre alt, Ex-Militär, Führer der nationalistischen Partei. Humala ist das Schreckgespenst des peruanischen Establishments. Er schimpft über das korrupte Pack im Senat, über geldgierige Ausbeuter und ausländische Unternehmer, verspricht eine Rückkehr zu alten Werten und Traditionen. Humala hat praktisch alle anderen 20 Präsidentschaftskandidaten gegen sich: Er wolle eine Diktatur, sagen die, aber das spielt ihm eher in die Hände:

    " Die traditionellen Politiker reden jetzt von Diktatur versus Demokratie - klar, denn hier in Peru nennt man die Diktatur der Reichen Demokratie. Was ist Demokratie in Peru? Die traditionellen Politiker haben beispielsweise die Armut demokratisiert. Die Armut hat alle Familien Perus erreicht, die Armut ist demokratisiert worden für das ganze Volk."

    Humala muss dringend Präsident werden, skandieren seine Anhänger. Glaubt man den Umfragen, sehen das immer mehr Menschen so. Gerade auch für junge Menschen verkörpert der Ex-Comandante einen neuen Politikertyp:

    " Er ist ein guter Führer, er vertritt eine nationalistische Partei, die das Land verändern und allen Korrupten, die derzeit an der Macht sind, Disziplin beibringen wird. Ich weiß, dass er es schafft, denn er ist Soldat, und die Militärs sorgen für Ordnung und Disziplin und dafür, dass die Gesetze respektiert werden."

    Bis vor wenigen Monaten dümpelte Humalas Bewegung um die fünf, sieben Prozent, aber dann stürmte sie in der Wählergunst immer weiter vor - auch dank der tatkräftigen Hilfe des venezolanischen Populisten Hugo Chavez und Boliviens neuen Präsidenten Morales, die Humala via Fernsehen als neuen Mann im Bunde anpriesen. Vor allem aber gelang es ihm, die Stimmung in der Bevölkerung für sich zu nutzen. Cesar Rodriguez Rabanal, Ex-Berater von Präsident Toledo:

    " Humala repräsentiert die Unzufriedenheit, aber auch etwas sehr Wichtiges: Er ist ein Commandante, das ist ein magisches Wort hier in Lateinamerika. Also es ist jemand, der auch die Autorität seitens der armen Peruaner sehr, sehr deutlich repräsentiert. Diese Mischung aus Autoritarismus der Commandante, aus nationalistischen, ja zum Teil chauvinistischen Äußerungen, sogar manche faschistischen Züge: das alles mit einer linksradikalen Rhetorik. Eine Mischung, die hoffentlich nicht explosiv wird, aber explosiv werden kann."

    Über die Hälfte der Peruaner sind Indios, Quechua und Aymara. 30 Prozent sind Mestizen, während die Weißen, die quasi die Oberschicht im Staate darstellen, nur einen Anteil von zwölf Prozent haben. Humalas Zielgruppe ist vor allem die indianische Bevölkerung. Sie hatte erst vor wenigen Wochen den Sieg des Indios Evo Morales bei der Präsidentenwahl in Bolivien bestaunt, und plötzlich scheint die Chance auf einen historischen Wechsel auch in Peru greifbar. Dabei zweifeln Experten an der indigenen Herkunft Humalas. Dr. Alejandro Villegas Rojas, Leiter des Instituts für Kommunalpolitik:

    " Ollanta ist bestimmt kein Indigener, es gibt Leute, die ihn als solchen sehen wollen, er ist ein sehr geschickter, sehr intelligenter Mestize, ein "Criollo" ein Mann mit militärischer Ausbildung und Erfolgen; er hat sehr gut gelernt, eine ganze Reihe von Dingen zu verhüllen. Ich glaube nicht, dass er Indigener ist, aber er selbst hat es gesagt. Er bewundert, denke ich, Fidel Castro und den Präsidenten von Venezuela."

    Um Humala ranken sich viele Spekulationen und Gerüchte. Bekannt wurde der Oberstleutnant Ende 2000, als er erfolglos gegen den damaligen Präsidenten Fujimori putschte, der die Demokratie abgeschafft und eine Diktatur errichtet hatte. Humalas Vater und Brüder bezeichnen sich als "Ethnocaseristas" - in Anlehnung an einen Kriegshelden der Inkas - und sie fordern einen Staat für Indios und Mestizen nach den Gesetzen der Inkas. Humala distanziert sich von den Zielen seiner Familie: Seine Partei verfolge nur demokratische Ziele.

    Ccachin, ein kleines Dorf in den Anden, ganz in der Nähe der berühmten Touristenorte Cuzco und Machu Pichu. In einer Hütte haben sich ein Dutzend Frauen versammelt: Quechua - Indigenas in ihren traditionellen Trachten aus Filzrock, Wollweste, Poncho und Hut. Die Frauen weben Textilien, die ihnen Einkäufer der Touristenzentren zu Dumpingpreisen abluchsen. Ein Projekt des Deutschen Entwicklungsdienstes versucht, die Frauen in den Dörfern zu organisieren und hilft ihnen, ihre Produkte in Cuzco direkt zu verkaufen. Bernadette Kurte, Leiterin des Projektes:

    " Sie stellen wunderschöne Produkte her, und sie stellen für den touristischen Markt auch her. Traditionell bleiben diese Frauen aber eher in ihren Dörfern, und die Zwischenhändler aus Lima kommen hierher, kaufen dann in den Dörfern direkt die Produkte ein, bezahlen für so eine Decke, die vielleicht ein Meter mal ein Meter ist, 50, 60 Soles. Wir haben Berechnungen mit denen durchgeführt, wir haben festgestellt, dass darin, wenn es hochkommt, die Materialkosten enthalten sind, aber es ist kein Zeitaufwand mit einberechnet. Das heißt, letztendlich gehen die Frauen mit einem Minusgeschäft raus, wenn wir das mal geschäftlich sehen. Von daher, wenn sie direkt verkaufen, können sie zumindest das Doppelte verdienen."

    In Ccachin leben etwa 270 Familien unter primitivsten Bedingungen, in Hütten ohne Wasser und offenen Feuerstellen als Heizung und Küche. Die Männer im Dorf ruinieren sich ihre Gesundheit als Lastenträger bei Andenexpeditionen. Im Moment arbeiten Frauen aus zehn Dörfern in dem DED-Projekt mit, und der Erfolg spricht sich rum: Endlich ein Lichtblick in einer Region, die von der Politik komplett im Stich gelassen wurde. Dörfer wie Ccachin sind Humalaland - alle hier wollen ihn wählen. Hunila kandidiert sogar auf seiner Liste für den Kongress:

    " Bisher hat sich niemand um die Landbevölkerung gekümmert, aber Ollanta Humala hat mehrere Indios als Kandidaten für den Kongress aufgestellt. Ollanta ist Nationalist, identifiziert sich mit uns und führt sein Volk, deshalb unterstützen wir ihn bei diesen Wahlen. Unser Volk ist in einer kritischen Situation, in einer wirtschaftlichen und sozialen Krise, in einer Krise der Erziehung, der Ernährung - das ist der Zustand unseres Landes zur Zeit."

    Es geht nicht nur um Armut und Ausbeutung. Indioregionen wie Ayacucho waren die Hochburgen des "Sendero Luminoso", des "Leuchtenden Pfades", einer maoistischen Guerillagruppe, die sich zwischen 1980 und 2000 mit dem Militär einen blutigen Bürgerkrieg lieferte. Keine der beiden Seiten nahm Rücksicht - rund 70.000 hilflose Menschen kamen zwischen den Fronten um. Eine unabhängige Wahrheitskommission stellte später fest, dass der Terror vor allem vom "Leuchtenden Pfad" ausging, aber auch vom Militär. Bis heute sei Peru, sagt Professor Salomon Lerner, der Vorsitzende der Wahrheitskommission, ein zerrissenes Land:

    " Es ist ein zutiefst in seiner Einheit zerbrochenes Land, in dem nicht alle Bewohner ihre Bürgerrechte voll ausüben können, und es gibt Diskriminierungen aus kulturellen, aus ethnischen Gründen und wegen der Armut - all das sind Ursachen, weshalb diese gewaltbereiten Bewegungen entstehen."

    Eigentlich lebt Peru wieder in einer friedlichen Zeit. Aber trotzdem kommt es immer wieder zu gewaltsamem Aufruhr. Immer häufiger schlagen Wut und Enttäuschung in Aggression und Gewalt um. Im peruanisch - bolivianischen Hochland rings um den Titicacasee wurden im vergangenen Jahr über 2000 Fälle von Selbstjustiz registriert. In einem Dorf steinigten die Einwohner den Bürgermeister, weil sie ihn für korrupt hielten. Ramon Pachuelo, Professor am Institut für peruanische Studien in Lima:

    " Die Beziehungen unter den Ethnien in Peru waren immer sehr stark von Gewalt gekennzeichnet; vor allem in der Puno-Gegend gab es Auseinandersetzungen - ein Aufbegehren gegen die gewählten Autoritäten. Gravierender als ethnische Gewalt war der Verlust von Legitimität der Autoritäten. Der Fall des gelynchten Bürgermeisters hätte auch in Puno, bei den Quechua und Aymara geschehen können, die Leute glauben nicht an die Autoritäten, die Legitimität der Regierung liegt bei sechs Prozent, die des Kongresses bei 18 Prozent."

    Peru ist schon rein geografisch ein kompliziertes Gebilde: Ein Land mit rund zweieinhalbtausend Kilometern Strand, Urwaldregionen und Hochgebirge. Die Bewohner der Großstädte wissen nichts vom Leben der Campesinos. Auch die Bevölkerungsgruppen in den ärmeren und reicheren Vierteln der Hauptstadt Lima begegnen sich kaum. Die innere Zerrissenheit des Landes, meint Cesar Rodriguez Rabanal, Ex-Berater von Präsident Toledo, spiele Radikalen wie Humala in die Hände:

    " Die Fragmentierung des Landes, das Zugehörigkeitsgefühl existiert hier kaum. Es gibt eine Neigung zur Verleugnung, zur Spaltung der Wahrnehmung der Realität hier. Die westlich orientierten Peruaner in Lima und in den Städten, die kaum eine Ahnung haben von dem, was in den anderen Gruppen passiert. Bloß die anderen stellen die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung dar, und zwar ganz massiv."

    Bei der Präsidentenwahl am Sonntag treten 21 Kandidaten an, aber alles läuft auf einen spektakulären Dreikampf zwischen einem Ex-Militär, einer Frau und einem Ex-Präsidenten hinaus. In den Umfragen führt Humala mit über 30 Prozent, gefolgt von der Christdemokratin Lourdes Flores mit 27 Prozent und dem Sozialdemokraten Alan Garcia, der das Land von 1985 bis 1990 schon einmal regiert - und wirtschaftlich ziemlich ruiniert hat. Lourdes Flores galt lange als klare Favoritin, jetzt verliert sie mehr und mehr an Boden mit ihren eher neoliberalen Beschwörungsformeln, die schon den Konservativen in Bolivien zum Verhängnis wurden:

    " Ich wünsche mir ein stolzes Land am Pazifik. Ich will die Präsidentin von einem mächtigen Peru sein, ich will die Präsidentin sein, die Peru in die Welt integriert, um unseren Stolz und unseren Glauben an Peru zu stärken, um unser Nationalbewusstsein zu heben und um bewusst zu machen, dass wir ein Land von Siegern und Kämpfern sind, und wir haben Krallen und die Kraft dazu."

    Auch politisch ist Peru ein - nach europäischen Verhältnissen - merkwürdiges Land. Die politische Linke ist durch den Terrorismus und die damalige Diskreditierung sozialistischer und kommunistischer Gruppen - marginalisiert. Ex-Präsident Alan Garcia verfügt mit seiner eher konservativen als sozialdemokratischen Partei als einziger über einen politisch funktionierenden Apparat. Die Rechte konnte noch nie eine Präsidentenwahl für sich entscheiden. Dieses Mal schien sie nah dran, aber es sei unpopulär, für Reformen zu kämpfen, meint Kuennen Franceza Marabotto, Chef der Konservativen Kongressfraktion:

    " Es fehlt ein Industrialisierungsprozess, eine Landwirtschaftsreform, eine tiefgreifende Entwicklung in allen wirtschaftlichen Bereichen, was die Leute nicht verstehen, denn für das Bruttosozialprodukt des Landes ist der Bergbau von großer Bedeutung, aber ein Bauer, der in der Nähe einer Mine wohnt, hat davon keinen Nutzen, also interessiert es ihn nicht, ob eine große Investition getätigt wird, wenn er in äußerster Not lebt. Das würde sich erst langfristig auswirken, im Moment sieht der Bauer keine positive Veränderung für sich."

    Lourdes Flores gilt als Repräsentantin der etablierten Politik - und der USA. Humala dagegen stößt mit antiamerikanischen Tönen auf viel Sympathie. Ex-Präsident Fujimori hatte sämtliche Staatsunternehmen, auch die lukrativen Gold- und Erzminen, privatisiert und praktisch an multinationale Konzerne verkauft. Humala spricht von Rückverstaatlichung - und er benutzt dabei ähnlich starke Worte wie Venezuelas Präsident Hugo Chavez, der Humala angeblich finanziell massiv unterstützt. Jorge de Castillo, Generalsekretär der sozialdemokratischen Partei fürchtet:

    " Ich habe keinen Zweifel, dass unser Land mit der Gefahr einer totalitären Diktatur konfrontiert ist. Die möchten den gleichen Kurs einschlagen wie Hugo Chávez in Venezuela, aber mit dem großen Unterschied, dass es hier kein Erdöl gibt. Dort können sie machen, was sie wollen, weil sie Bodenschätze haben, die wir nicht besitzen. Das einzige, was diese Experimente bewirken werden, ist uns, unser Land in extreme Armut zu stürzen, die Investoren abzuschrecken und die Arbeitslosigkeit zu erhöhen."

    Im Falle eine Sieges hat Humala die Einberufung einer verfassungsgebenden Versammlung angekündigt - in den Augen seiner Gegner nichts anderes als ein Trick, das Parlament außer Kraft zu setzen, ähnlich wie es Chavez in Venezuela gemacht hat. Auch ansonsten gibt es auffällige Parallelen: Wie Morales in Bolivien, will auch der Peruaner die von den USA geförderte Zerstörung von Kokaplantagen stoppen, um die Kleinbauern zu schützen. Auch er droht, ausländische Großunternehmen zu verstaatlichen - und er will das erst jüngst geschlossene Freihandelsabkommen mit den USA aufkündigen, auch wenn er beteuert:

    " Ich glaube, mit einer nationalistischen Regierung werden die Beziehungen zu den USA besser sein als bisher. Wir wollen mit den Vereinigten Staaten eine umfassende Zusammenarbeit, ebenso mit Chile, wir sind nicht anti-amerikanisch, nicht anti-chilenisch und nicht anti-bolivianisch - wir sind überhaupt nicht "anti", vielmehr "pro", wir wollen mit anderen Ländern zusammen etwas aufbauen."

    Im Grunde weiß niemand, was Humala im Falle eines Sieges wirklich vorhat. In den Medien wird berichtet, einflussreiche Unternehmer stünden hinter ihm, sogar linke Intellektuelle, die früher gegen Fujimori gekämpft hätten. Praktisch in letzter Minute hat Humala noch ein ziemlich unverbindliches Programm präsentiert. Und auch seine Partei beschränkt sich weitgehend auf Floskeln. Generalsekretär José Vega Antonio:

    " Ollanta steht für ein Gefühl. Das nationalistische Projekt verleiht einem Gefühl des Wandels Ausdruck, einem Gefühl der Hoffnung. Es ist ein Projekt, das im Volk Wurzeln geschlagen hat, an das man glaubt. Es ist die Hoffnung auf einen Wandel im Land. Es verkörpert die Suche nach neuen Gesichtern in der Politik, nach neuen Führern im Land, die Suche des Volkes nach einer neuen Klasse von Politikern - nach dem Scheitern aller anderen politischen Klassen, die soviel Korruption, Unzufriedenheit, Ungleichheit und Armut hervorgerufen haben."

    Auch Humalas Kandidaten für den Kongress sind im Grunde bis auf regionale Ausnahmen völlig unbekannt. Lourdes Flores, die konservative Kandidatin, präsentiert dagegen eine Reihe von Frauen. Eigentlich ein Angebot mit Perspektiven, nachdem erst vor wenigen Wochen mit Michele Bachelet in Chile zum ersten Mal in der Geschichte Südamerikas eine Frau an die Spitze des Staates gewählt wurde. Experten halten es für möglich, dass Humala nach seiner furiosen Aufholjagd der letzten Wochen im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit schafft. Kommt es zur Stichwahl, werden sich die unterlegenen Kandidaten wohl gegen ihn aussprechen. Umfragen sagen, in dem Fall würde der zweitplazierte Kandidat, aller Voraussicht nach die Kandidatin Lourdes Flores, Humala doch noch auf der Zielgeraden abfangen. Aber machen die Wähler da mit? Laut einer Untersuchung weiß die Hälfte der Peruaner nicht, was Demokratie bedeutet, und angeblich sehnen sich drei Viertel nach einem starken, autoritären Führer. Peru steuert wohl einer ungewissen Zukunft entgegen.