"Es geht in der Hauptsache und Wissenschaft, und Politik nur insoweit, als Wissenschaft etwas damit zu tun hat."
"This is primarily a science meeting and I think the politics are Second."
"Ich glaube, das möchte man auch raushalten, dann fangen wir an Deklarationen auf anderen Gebieten an zu machen, die nicht direkt mit der Wissenschaft zusammenhängen. Und wo macht man da wirklich auch ein Ende."
"I am of the view, that as scientists we do have societal obligations to educate people."
"Durch den Fokus auf Klimawandel und Energie sind das natürlich Fragen, die im Zentrum stehen. Indirekt macht man natürlich dadurch Appelle."
Seynsche: Herr Krauter, Energie und Nachhaltigkeit sind zwei Schwerpunkte. Das klingt ja schon nach einer politischen Veranstaltung, oder?
Krauter: Ja, Frau Seynsche, eigentlich wäre da Musik drin, das sind Themen, die ins Politische hineinspielen, ganz klar. Aber in der Realität ist es doch erstaunlicherweise so, dass es hier nur am Rande eine Rolle spielt, welchen Einfluss Wissenschaftler auf die aktuelle Politik haben oder haben sollten. Man zieht sich im großen Ganzen lieber auf sicheres Terrain zurück, harte Fakten und Logik, die Grundlagen der Naturwissenschaft, und überlässt das Politikmachen den anderen. Was aus meiner Sicht vielleicht ein bisschen schade ist, denn die wirklich bekannten Nobelpreisträger, Albert Einstein oder Linus Pauling, das waren ja Leute, die sich zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen aus der Deckung gewagt haben, Position bezogen haben und auf wichtige Debatten angestoßen haben, weil sie ihre Popularität nutzen, um diese Themen sozusagen auf die Agenda zu setzen. Aus dem Bewusstsein heraus, wir haben eine besondere Verantwortung. Nobelpreisträger, die ähnlich denken, trifft man hier schon auch. Ich habe gestern eine Diskussionsrunde mit dem schweizerischen Chemie-Nobelpreisträger Richard Ernst gesehen, der hielt ein wunderbares Plädoyer für eine nachhaltigere Lebensweise, in der das Profitstreben der Industrie nicht mehr allein die treibende Kraft der Gesellschaft sein dürfe. Und Ernst sagte, Akademiker werden dafür bezahlt, die Mensch die Wahrheit zu sagen, ganz anders als Industriebosse oder Politiker. Und deswegen sind sie geradezu verpflichtet, sich aktiv einzumischen. Aber es gibt eben auch erstaunlich viele Laureaten hier, die für sich beschlossen haben, naja, Schuster bleib bei deinen Leisten, ich rede nicht über Dinge, die abseits meiner wissenschaftliche Expertise sind. Und deshalb diskutieren sie eben lieber über dunkle Materie oder das Laser-Jubiläum, und verschenken aus meiner Sicht damit zu ein bisschen in die Chance, sich von Lindau aus mit geballter Geisteskraft sich auch öffentlich Gehör zu verschaffen.
Seynsche: Wie sehen das denn die Nachwuchsforscher? Sehen die das ähnlich kritisch wie Sie?
Krauter: Über einen Kamm scheren kann man die natürlich nicht, bei 700 Nachwuchsforschern, da gibt es etliche Meinungen. Der Tenor ist aber, glaube ich, eher der, dass man das akzeptiert. Was ich im Kern ein bisschen brisant finde, weil für diese Nachwuchsforscher, wir haben es zum Teil schon gehört, sind diese Nobelpreisträger natürlich Idole, denen sie nacheifern wollen. Allerdings würde man von einem guten Vorbild schon erwarten, dass so ein Mensch nicht nur als Wissenschaftler Maßstäbe setzt, sondern auch als Mensch durch Engagement für die Gesellschaft. Und es gibt schon ein paar junge Forscher, wir haben auch einige eingangs gehört, die das auch explizit einfordern, die betonen, renommierte Wissenschaftler müssen öfter aus der Deckung kommen, Stellung beziehen. Aber dass die in der Mehrheit sind, ist bisher nicht mein Eindruck.
Der Deutschlandfunk berichtet vom 60. Nobelpreisträgertreffen in Lindau
"This is primarily a science meeting and I think the politics are Second."
"Ich glaube, das möchte man auch raushalten, dann fangen wir an Deklarationen auf anderen Gebieten an zu machen, die nicht direkt mit der Wissenschaft zusammenhängen. Und wo macht man da wirklich auch ein Ende."
"I am of the view, that as scientists we do have societal obligations to educate people."
"Durch den Fokus auf Klimawandel und Energie sind das natürlich Fragen, die im Zentrum stehen. Indirekt macht man natürlich dadurch Appelle."
Seynsche: Herr Krauter, Energie und Nachhaltigkeit sind zwei Schwerpunkte. Das klingt ja schon nach einer politischen Veranstaltung, oder?
Krauter: Ja, Frau Seynsche, eigentlich wäre da Musik drin, das sind Themen, die ins Politische hineinspielen, ganz klar. Aber in der Realität ist es doch erstaunlicherweise so, dass es hier nur am Rande eine Rolle spielt, welchen Einfluss Wissenschaftler auf die aktuelle Politik haben oder haben sollten. Man zieht sich im großen Ganzen lieber auf sicheres Terrain zurück, harte Fakten und Logik, die Grundlagen der Naturwissenschaft, und überlässt das Politikmachen den anderen. Was aus meiner Sicht vielleicht ein bisschen schade ist, denn die wirklich bekannten Nobelpreisträger, Albert Einstein oder Linus Pauling, das waren ja Leute, die sich zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen aus der Deckung gewagt haben, Position bezogen haben und auf wichtige Debatten angestoßen haben, weil sie ihre Popularität nutzen, um diese Themen sozusagen auf die Agenda zu setzen. Aus dem Bewusstsein heraus, wir haben eine besondere Verantwortung. Nobelpreisträger, die ähnlich denken, trifft man hier schon auch. Ich habe gestern eine Diskussionsrunde mit dem schweizerischen Chemie-Nobelpreisträger Richard Ernst gesehen, der hielt ein wunderbares Plädoyer für eine nachhaltigere Lebensweise, in der das Profitstreben der Industrie nicht mehr allein die treibende Kraft der Gesellschaft sein dürfe. Und Ernst sagte, Akademiker werden dafür bezahlt, die Mensch die Wahrheit zu sagen, ganz anders als Industriebosse oder Politiker. Und deswegen sind sie geradezu verpflichtet, sich aktiv einzumischen. Aber es gibt eben auch erstaunlich viele Laureaten hier, die für sich beschlossen haben, naja, Schuster bleib bei deinen Leisten, ich rede nicht über Dinge, die abseits meiner wissenschaftliche Expertise sind. Und deshalb diskutieren sie eben lieber über dunkle Materie oder das Laser-Jubiläum, und verschenken aus meiner Sicht damit zu ein bisschen in die Chance, sich von Lindau aus mit geballter Geisteskraft sich auch öffentlich Gehör zu verschaffen.
Seynsche: Wie sehen das denn die Nachwuchsforscher? Sehen die das ähnlich kritisch wie Sie?
Krauter: Über einen Kamm scheren kann man die natürlich nicht, bei 700 Nachwuchsforschern, da gibt es etliche Meinungen. Der Tenor ist aber, glaube ich, eher der, dass man das akzeptiert. Was ich im Kern ein bisschen brisant finde, weil für diese Nachwuchsforscher, wir haben es zum Teil schon gehört, sind diese Nobelpreisträger natürlich Idole, denen sie nacheifern wollen. Allerdings würde man von einem guten Vorbild schon erwarten, dass so ein Mensch nicht nur als Wissenschaftler Maßstäbe setzt, sondern auch als Mensch durch Engagement für die Gesellschaft. Und es gibt schon ein paar junge Forscher, wir haben auch einige eingangs gehört, die das auch explizit einfordern, die betonen, renommierte Wissenschaftler müssen öfter aus der Deckung kommen, Stellung beziehen. Aber dass die in der Mehrheit sind, ist bisher nicht mein Eindruck.
Der Deutschlandfunk berichtet vom 60. Nobelpreisträgertreffen in Lindau