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Chancen mit einem Bachelor

Wo Bachelor drauf steht, ist auch Bachelor drin. Davon gehen Absolventen erst einmal aus, wenn sie ihren B.A. in der Tasche haben. Aber gilt diese angenommene Gleichheit auch für die Akzeptanz eines Bachelor-Abschlusses in der Wissenschaft oder auf dem Arbeitsmarkt?

Von Armin Himmelrath |
    Am geringsten sind die Unterschiede zwischen einem Bachelor von der FH und einem von der Uni, wenn man anschließend weiter studieren will. Das sagt jedenfalls Norbert Finzsch, Prorektor der Kölner Universität. Dort haben FH-Absolventen gleichberechtigte Chancen, in ein universitäres Master-Programm aufgenommen zu werden. Theoretisch jedenfalls.

    Norbert Finzsch: "Dazu muss aber auch sagen, dass nicht in allen Fächern überhaupt FH-Bachelor den Übergang an die Universität machen können, weil die Fächer unterschiedlich sind. Es gibt ja an der Fachhochschule keinen Bachelor in englischer Literatur - also von daher ergeben sich schon bestimmte Übergangsmöglichkeiten. Es muss ein affines Fach sein, in dem der Übergang versucht wird. Und die Zulassungsordnung und das Profil des Masterstudiengangs müssen den Übergang erlauben - dann ist ein Übergang auch von einer Fachhochschule an die Universität kein Problem."

    Es komme auf den Einzelfall an, sagt Norbert Finzsch. Da zähle einerseits die Qualifikation des Bewerbers, andererseits die Prüfungsordnung des Master-Studiengangs, in der bestimmte Mindestanforderungen definiert werden. Einen generellen Ausschluss der FH-Bachelor-Absolventen gebe es aber nicht - und das gelte auch für die Turbo-Promotionsstudiengänge, die direkt auf einen Bachelor aufbauen.

    Norbert Finzsch : "Bei sehr talentierten Studierenden, zum Beispiel in einem naturwissenschaftlichen Fach, wo ganz klar absehbar ist, er oder sie sind eine Leistungsträgerin: Da würde es keinen Sinn machen, jemanden zu zwingen, vorher einen Master zu machen. In solchen Fällen ist es möglich und angedacht, vom Bachelor aus direkt zur Promotion zu gehen. Ob dann auch ein Absolvent der Fachhochschule an einer Universität promovieren kann, das liegt wieder im Benehmen des Einzelfachs - das ist nicht etwas, was von der Universitätsleitung zentral entschieden werden kann. Sondern das regeln die Zulassungsordnungen für das strukturierte Promotionsstudium."

    Völlig unproblematisch dagegen läuft es anders herum: Wer mit einem Uni-Bachelor in ein Fachhochschul-Master-Programm wechseln will, hat gar keine Probleme.

    Unterschied Nummer 2: der Zugang zum Arbeitsmarkt. Als das Hochschul-Informations-System Hannover – HIS – vor knapp zwei Jahren die erste und bundesweit bisher einzige Untersuchung von Bachelor-Karrieren vorlegte, gab es einen klaren Trend zugunsten der Fachhochschul-Abgänger, erinnert sich HIS-Forscher Kolja Briedis. Und zwar bei der Frage, wie viele Bachelor-Absolventen sofort nach dem Abschluss einen Job finden.

    Kolja Briedis: "Die Anteile bei Universitätsabsolventen liegen so bei ungefähr 15 Prozent, bei FH-Absolventen liegen sie bei einem Drittel und noch etwas höher. Also, die Berufsorientierung bei FH-Absolventen scheint doch deutlich höher zu sein."

    Die Arbeitgeber trauen den Bachelor-Absolventen von Fachhochschulen offenbar mehr zu als ihren Uni-Kollegen. Die unterschiedlichen Zahlen findet Kolja Briedis allerdings nicht verwunderlich.

    Kolja Briedis: "Die Gründe dafür sind sicherlich einmal die grundsätzliche höhere Berufsorientierung bei FH-Absolventen ohnehin - also, die Praxisorientierung des Studiums ist ja immer wieder ein Argument, dann eben auch an einer FH zu studieren. Darüber hinaus sind sicherlich berufliche Vorerfahrungen mit ausschlaggebend, mit dem Bachelor-Abschluss dann in den Beruf zu gehen."

    Drittes Unterscheidungskriterium für Bachelor-Absolventen von Uni und FH: die Bezahlung. Generelle Aussagen lassen sich hier allerdings nur eingeschränkt machen. In der freien Wirtschaft ist das Gehalt für einen Bachelor überwiegend Verhandlungssache. Und im öffentlichen Dienst gilt zwar seit heute ein neues Tarifrecht, das zwischen den Gewerkschaften und der Tarifgemeinschaft der Länder vereinbart wurde.

    Doch die Verhandlungspartner haben darin auf die genaue Eingruppierung der neuen Abschlüsse erst einmal verzichtet und diese Verhandlungen auf später verschoben. Bis dahin gilt nach Aussage der Tarifgemeinschaft der Länder weiterhin der Grundsatz: FH-Absolventen werden im öffentlichen Dienst schlechter bezahlt als Uni-Absolventen. Daran werde man auch beim Bachelor bis auf Weiteres festhalten.