Sie sind knapp über einen Zentimeter groß. Und sie sehen, wenn sie die Wissenschaftler des Seenforschungsinstitutes Langenargen in alten, mit Wasser gefüllten Senfgläsern präsentierten, mit ihren kleinen Fühlern und Saugfüßen schon ein wenig ekelerregend aus. So genannte Neozoen:
"Neozoen sind Tierarten, die neu durch Mithilfe des Menschen oder auch durch unbeabsichtigte Hilfe des Menschen in einen neuen Lebensraum gekommen sind."
So Herbert Löffler, Limnologe am Institut für Seenforschung Langenargen. Vor allem zwei Neozoen, eben die nicht so appetitlich aussehenden Mini-Tierchen mit ihren Fühlern und Saugrüsseln, beobachten die Wissenschaftler seit über drei Jahren im Bodensee:
"2003 hat man den großen Höckerflohkrebs und die grobgerippte Körbchenmuschel entdeckt. Der Höckerflohkrebs stammt ursprünglich aus dem kaspischen Raum, während die Höckermuschel aus Südostasien kommt."
Wie die Tierchen den Weg in den Bodensee fanden, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Besorgniserregend ist allerdings, wie wohl sie sich dort fühlen - und wie schnell sie sich vermehren. Herbert Löffler weiß auch, warum: Der Klimawandel ist Schuld daran:
"Sofern diese Arten besser mit höheren Temperaturen auskommen, und das tun sie, haben sie natürlich wesentliche Selektionsvorteile gegenüber den heimischen Arten, die eher an kältere Bedingungen angepasst sind."
Nicht nur, dass im Bodenseeraum in den letzten Jahrzehnten die Durchschnittstemperatur um ein Grad angestiegen ist - gerade in den Wintermonaten schnellte diese Durchschnittstemperatur sogar um zwei Grad nach oben. Und das heißt: Die kleinen Tierchen, die ursprünglich in ganz anderen Gewässern zuhause waren, bringen das Öko-System im Bodensee, so der Limnologe Herbert Löffler, ganz schön durcheinander:
"Das ist auch zu beobachten, dass überall dort, wo dieser Höckerflohkrebs beispielsweise vorkommt, heimische Flohkrebsarten nicht mehr zu finden sind, dass die einfach verdrängt werden von diesen Neozoen."
Was wiederum dazu führt, dass einigen Bodensee-Fischen ein Teil ihrer angestammten Nahrung fehlt. Das Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie sensibel das Öko-System des Bodensees auf den Klimawandel reagiert. Ein anderes Beispiel ist der Obstbau, ein überaus wichtiger Wirtschaftszweig gerade am Bodensee. Doch je stärker die Temperaturen steigen, desto besser die Lebensbedingungen für Schädlinge und desto schwieriger das Geschäft für die Obstbauern, so Werner Franke von der baden-württembergischen Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz:
"Wir erwarten beim Obstbau am Bodensee zum einen einen erhöhten Schaderregerdruck wie beispielsweise beim Apfelwickler, dass der sich besser vermehren kann, bessere Bedingungen vorfindet. Das Gleiche gilt auch bei der Infektion mit dem Apfelschorf, dass sich das Infektionsrisiko hier deutlich erhöht, wenn sich der Klimawandel so fortsetzt, wie er jetzt begonnen hat."
Die Liste dieser Beispiele lässt sich fortsetzen: Manche Zugvogelarten verschwinden aus der Region, andere fühlen sich plötzlich bei den höheren Temperaturen heimisch. Und: Vor allem die Pegelschwankungen des Wasserstandes - mal Rekord-Niedrigwasser, dann wieder Hochwasser - nehmen zu. Wie aber auf all diese Veränderungen reagieren? Durch genaue Beobachtung - und durch entsprechende Anpassung im Einzelfall. Beispiel Hochwasserschutz. Hier haben die Experten vor drei Jahren ein neues Hochwasser-Warnsystem in Betrieb genommen. Manfred Bremicker von der baden-württembergischen Landesanstalt:
"Beispielsweise die Schneeschmelze wird jetzt sehr genau in unseren Modellen abgebildet, damit wir den Einfluss der Schneeschmelze auf das Hochwasser noch präziser erfassen können. Die Niederschlagsvorhersagemodelle sind räumlich detaillierter geworden. Das dient dazu, Autos, die in überflutungskritischen Plätzen geparkt sind, rechtzeitig in Sicherheit zu bringen; Campingplätze in Ufernähe geräumt."
Die Folgen des Klimawandels genau beobachten und auf besorgniserregende Entwicklungen im Einzelfall reagieren - das ist auch die Philosophie des Gesamtkonzeptes, sagt Margarethe Barth, Präsident der baden-württembergischen Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz:
"Wir können nur neue Anpassungsstrategien entwickeln, zum Beispiel im Obstanbau und in der Landwirtschaft neue Apfelsorten zu nehmen oder neue Weinsorten hier anzubauen. Was wir derzeit machen können, ist, wirklich Anpassungsstrategien zu entwickeln und dabei nicht zu vergessen, den CO-2-Ausstoß zu reduzieren, um eben den Klimawandel dieser Erde zu verlangsamen oder gar zurückzudrängen."
"Neozoen sind Tierarten, die neu durch Mithilfe des Menschen oder auch durch unbeabsichtigte Hilfe des Menschen in einen neuen Lebensraum gekommen sind."
So Herbert Löffler, Limnologe am Institut für Seenforschung Langenargen. Vor allem zwei Neozoen, eben die nicht so appetitlich aussehenden Mini-Tierchen mit ihren Fühlern und Saugrüsseln, beobachten die Wissenschaftler seit über drei Jahren im Bodensee:
"2003 hat man den großen Höckerflohkrebs und die grobgerippte Körbchenmuschel entdeckt. Der Höckerflohkrebs stammt ursprünglich aus dem kaspischen Raum, während die Höckermuschel aus Südostasien kommt."
Wie die Tierchen den Weg in den Bodensee fanden, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Besorgniserregend ist allerdings, wie wohl sie sich dort fühlen - und wie schnell sie sich vermehren. Herbert Löffler weiß auch, warum: Der Klimawandel ist Schuld daran:
"Sofern diese Arten besser mit höheren Temperaturen auskommen, und das tun sie, haben sie natürlich wesentliche Selektionsvorteile gegenüber den heimischen Arten, die eher an kältere Bedingungen angepasst sind."
Nicht nur, dass im Bodenseeraum in den letzten Jahrzehnten die Durchschnittstemperatur um ein Grad angestiegen ist - gerade in den Wintermonaten schnellte diese Durchschnittstemperatur sogar um zwei Grad nach oben. Und das heißt: Die kleinen Tierchen, die ursprünglich in ganz anderen Gewässern zuhause waren, bringen das Öko-System im Bodensee, so der Limnologe Herbert Löffler, ganz schön durcheinander:
"Das ist auch zu beobachten, dass überall dort, wo dieser Höckerflohkrebs beispielsweise vorkommt, heimische Flohkrebsarten nicht mehr zu finden sind, dass die einfach verdrängt werden von diesen Neozoen."
Was wiederum dazu führt, dass einigen Bodensee-Fischen ein Teil ihrer angestammten Nahrung fehlt. Das Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie sensibel das Öko-System des Bodensees auf den Klimawandel reagiert. Ein anderes Beispiel ist der Obstbau, ein überaus wichtiger Wirtschaftszweig gerade am Bodensee. Doch je stärker die Temperaturen steigen, desto besser die Lebensbedingungen für Schädlinge und desto schwieriger das Geschäft für die Obstbauern, so Werner Franke von der baden-württembergischen Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz:
"Wir erwarten beim Obstbau am Bodensee zum einen einen erhöhten Schaderregerdruck wie beispielsweise beim Apfelwickler, dass der sich besser vermehren kann, bessere Bedingungen vorfindet. Das Gleiche gilt auch bei der Infektion mit dem Apfelschorf, dass sich das Infektionsrisiko hier deutlich erhöht, wenn sich der Klimawandel so fortsetzt, wie er jetzt begonnen hat."
Die Liste dieser Beispiele lässt sich fortsetzen: Manche Zugvogelarten verschwinden aus der Region, andere fühlen sich plötzlich bei den höheren Temperaturen heimisch. Und: Vor allem die Pegelschwankungen des Wasserstandes - mal Rekord-Niedrigwasser, dann wieder Hochwasser - nehmen zu. Wie aber auf all diese Veränderungen reagieren? Durch genaue Beobachtung - und durch entsprechende Anpassung im Einzelfall. Beispiel Hochwasserschutz. Hier haben die Experten vor drei Jahren ein neues Hochwasser-Warnsystem in Betrieb genommen. Manfred Bremicker von der baden-württembergischen Landesanstalt:
"Beispielsweise die Schneeschmelze wird jetzt sehr genau in unseren Modellen abgebildet, damit wir den Einfluss der Schneeschmelze auf das Hochwasser noch präziser erfassen können. Die Niederschlagsvorhersagemodelle sind räumlich detaillierter geworden. Das dient dazu, Autos, die in überflutungskritischen Plätzen geparkt sind, rechtzeitig in Sicherheit zu bringen; Campingplätze in Ufernähe geräumt."
Die Folgen des Klimawandels genau beobachten und auf besorgniserregende Entwicklungen im Einzelfall reagieren - das ist auch die Philosophie des Gesamtkonzeptes, sagt Margarethe Barth, Präsident der baden-württembergischen Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz:
"Wir können nur neue Anpassungsstrategien entwickeln, zum Beispiel im Obstanbau und in der Landwirtschaft neue Apfelsorten zu nehmen oder neue Weinsorten hier anzubauen. Was wir derzeit machen können, ist, wirklich Anpassungsstrategien zu entwickeln und dabei nicht zu vergessen, den CO-2-Ausstoß zu reduzieren, um eben den Klimawandel dieser Erde zu verlangsamen oder gar zurückzudrängen."