Dienstag, 21. Mai 2024

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London
Zweiter Tag der Krönungsfeierlichkeiten

Nach der Krönung des britischen Königs Charles III. siind die Feierlichkeiten heute mit Nachbarschaftsfesten und einem großen Pop-Konzert fortgesetzt worden. Unter dem Motto "The Big Coronation Lunch" versammelten sich im ganzen Land Menschen, um zusammen zu essen.

07.05.2023
    Mehrere Frauen sitzen unter Regenschirmen in den Farben der britischen Flagge auf dem Boden und schauen gemeinsam die Krönung von König Charles III. in einer Videoübertragung.
    Schon die Krönung von König Charles III. haben viele Britinnen und Briten gemeinsam erlebt, heute sind an vielen Orten Nachbarschaftsfeste geplant. (IMAGO / Kyodo News / IMAGO)
    Zu einem Konzert auf dem Gelände von Schloss Windsor waren rund 10.000 Zuschauer erwartet worden. Dort traten unter anderem die US-Popstars Katy Perry und Lionel Richie sowie der italienische Tenor Andrea Bocelli auf. Der morgige Montag wurde wegen der Krönung zum Feiertag erklärt, die Briten sind aufgerufen, die freie Zeit für gemeinnützige Arbeit zu nutzen.

    Krönung mit tausenden Gästen

    Charles III. wurde gestern in einer feierlichen Zeremonie in der Londoner Westminster Abbey offiziell zum britischen König gekrönt. Beim dem Gottesdienst setzte der Erzbischof von Canterbury Charles die Edwardskrone auf. Auch seine Frau Camilla wurde zur Königin gekrönt. Im Anschluss fuhren beide mit der goldenen Staatskutsche zurück zum Buckingham Palast.
    Es war die erste Krönung im britischen Königshaus seit 70 Jahren. Sie ist lediglich ein Symbol der Amtsübernahme. Charles ist bereits seit dem Tod seiner Mutter Elizabeth II. im September König des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland sowie von 14 weiteren souveränen Staaten.
    An den Feierlichkeiten nahmen mehr als 2.300 Gäste teil, darunter rund 100 Staatschefs. Zehntausende Schaulustige säumten die Straßen im Zentrum Londons, um das Ereignis zu verfolgen. Im Laufe des Tages nahm die Polizei mehrere Gegner der Monarchie fest. Human Rights Watch kritisierte die Festnahmen als etwas, das man in Moskau erwarten würde, aber nicht in London. Einer der Anführer der Proteste gegen die Monarchie ist mittlerweile wieder frei.

    Steinmeier: Charles vor "großer Aufgabe"

    Zahlreiche Staats- und Regierungschefs gratulierten Charles zu seiner Krönung. Bundespräsident Steinmeier betonte, Charles und seine Frau Camilla stünden vor "einer großen Aufgabe". Sie übernähmen große Verantwortung in einer Zeit grundlegenden Wandels und epochaler Einschnitte. Er sei überzeugt, dass Charles durch seine Erfahrung Orientierung in Zeiten der Unsicherheit und des Übergangs bieten könne. Steinmeier hatte selbst am Gottesdienst in London teilgenommen und Deutschland bei der Krönung vertreten.
    EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen schrieb bei Twitter, die Krönung sei ein Zeugnis für die anhaltende Stärke der britischen Monarchie. Sie sei ein Symbol für Stabilität und Kontinuität. Auch US-Präsident Biden drückte seine Glückwünsche aus. Die anhaltende Freundschaft zwischen dem Vereinigten Königreich und den USA sei für beide Nationen eine Quelle der Stärke.

    Kolonialismus-Forscher Zimmerer wirft Charles zögerliche Aufarbeitung des Sklavenhandels vor

    Der Kolonialismus-Forscher Jürgen Zimmerer warf Charles vor, bei der Aufarbeitung des britischen Sklavenhandels eine Chance vertan zu haben. Charles hätte dies vor seiner Krönung thematisieren sollen, sagte Zimmerer im Deutschlandfunk. Die Aufmerksamkeit dieses Tages mit hunderten Millionen Zuschauern werde er nicht wieder bekommen. Die Institution Monarchie sei zutiefst mit einem strukturell rassistischen Unrechtssystem und Kolonialismus verbunden, meinte der Wissenschaftler. Er kritisierte, die Öffnung der Archive für zwei Forscherinnen sei eine PR-Nummer, um "Druck aus dem Kessel zu nehmen".
    Zimmerer äußerte zudem Verwunderung darüber, wie in Deutschland die Krönung, Zitat, "bewundert" werde. In Großbritannien und dem früheren Empire sei die Kritik an Charles und an seiner Mutter wegen des Schweigens über den Kolonialismus sehr präsent. In Deutschland falle das Thema jedoch hinten runter; es bleibe nur die Disneyland-Version der Monarchie. Die Ernsthaftigkeit der Debatte, wofür der König und die Monarchie stünden, fehle komplett.
    Mehr Details zur Krönung des britischen Königs Charles und zur internationalen Medienberichterstattung können Sie hier nachlesen.
    Diese Nachricht wurde am 07.05.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.