Dienstag, 21. Mai 2024

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London
Charles III. zum britischen König gekrönt

In einer feierlichen Zeremonie in der Londoner Westminster Abbey ist Charles III. offiziell zum britischen König gekrönt worden. Beim dem Gottesdienst setzte der Erzbischof von Canterbury Charles die Edwardskrone auf. Auch seine Frau Camilla wurde offiziell zur Königin gekrönt. Im Anschluss fuhren beide mit der goldenen Staatskutsche zurück zum Buckingham Palast.

06.05.2023
    Charles und Kamilla stehen auf dem Balkon des Buckingham Palace und winken.
    König Charles III und Königin Camilla auf dem Balkon des Buckingham Palace. (IMAGO / i Images / IMAGO / Stephen Lock / i-Images)
    Vor seiner Krönung hatte der Erzbischof dem Monarchen den traditionellen Schwur abgenommen. Dazu gehört unter anderem das Bekenntnis, Recht und Gesetz aufrechtzuerhalten. Zudem wurde Charles mit geweihtem Öl gesalbt und erhielt die königlichen Insignien - darunter ein Schwert und eine Robe.
    Am Buckingham Palast trat das Königspaar auf den Balkon, um den anwesenden Schaulustigen zuzuwinken. Ebenfalls auf dem Balkon waren weitere Mitglieder der Königsfamilie, darunter Kronzprinz William mit seiner Frau Kate und den drei Kindern des Paares. Williams jüngerer Bruder Prinz Harry war nicht dabei. Er war nach seiner Heirat mit der US-Schauspielerin Meghan Markle auf Distanz zum Königshaus gegangen und in die USA gezogen und hat seither immer wieder heftige Kritik an seiner Familie geübt. Er reiste ohne Frau und Kinder zur Krönung an.

    2.300 Staatsgäste, zehntausende Schaulustige

    Es war die erste Krönung im britischen Königshaus seit 70 Jahren. Sie ist lediglich ein Symbol der Amtsübernahme. Charles ist bereits seit dem Tod seiner Mutter Elizabeth II. im September König des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland sowie von 14 weiteren souveränen Staaten.
    An den Feierlichkeiten nahmen mehr als 2.300 Gäste teil, darunter rund 100 Staatschefs. Zehntausende Schaulustige säumten die Straßen im Zentrum Londons, um das Ereignis zu verfolgen. Im Laufe des Tages nahm die Polizei mehrere Gegner der Monarchie fest, darunter den Anführer einer Gruppe, die sich "Republic" nennt. Insgesamt habe es 52 Festnahmen gegeben, teilte die Polizei mit. Human Rights Watch kritisierte die Festnahmen als etwas, das man in Moskau erwarten würde, aber nicht in London.

    Steinmeier: Charles vor "großer Aufgabe"

    Zahlreiche Staats- und Regierungschefs gratulierten Charles zu seiner Krönung. Bundespräsident Steinmeier betonte, Charles und seine Frau Camilla stünden vor "einer großen Aufgabe". Sie übernähmen große Verantwortung in einer Zeit grundlegenden Wandels und epochaler Einschnitte. Er sei überzeugt, dass Charles durch seine Erfahrung Orientierung in Zeiten der Unsicherheit und des Übergangs bieten könne. Steinmeier hatte selbst am Gottesdienst in London teilgenommen und Deutschland bei der Krönung vertreten.
    EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen schrieb bei Twitter, die Krönung sei ein Zeugnis für die anhaltende Stärke der britischen Monarchie. Sie sei ein Symbl für Stabilität und Kontinuität. Auch US-Präsident Biden drückte seine Glückwünsche aus. Die anhaltende Freundschaft zwischen dem Vereinigten Königreich und den USA sei für beide Nationen eine Quelle der Stärke.

    Kolonialismus-Forscher Zimmerer wirft Charles zögerliche Aufarbeitung des Sklavenhandels vor

    Der Kolonialismus-Forscher Jürgen Zimmerer warf Charles vor, bei der Aufarbeitung des britischen Sklavenhandels eine Chance vertan zu haben. Charles hätte dies vor seiner Krönung thematisieren sollen, sagte Zimmerer im Deutschlandfunk. Die Aufmerksamkeit dieses Tages mit hunderten Millionen Zuschauern werde er nicht wieder bekommen. Die Institution Monarchie sei zutiefst mit einem strukturell rassistischen Unrechtssystem und Kolonialismus verbunden, meinte der Wissenschaftler. Er kritisierte, die Öffnung der Archive für zwei Forscherinnen sei eine PR-Nummer, um "Druck aus dem Kessel zu nehmen".
    Zimmerer äußerte zudem Verwunderung darüber, wie in Deutschland die Krönung, Zitat, "bewundert" werde. In Großbritannien und dem früheren Empire sei die Kritik an Charles und an seiner Mutter wegen des Schweigens über den Kolonialismus sehr präsent. In Deutschland falle das Thema jedoch hinten runter; es bleibe nur die Disneyland-Version der Monarchie. Die Ernsthaftigkeit der Debatte, wofür der König und die Monarchie stünden, fehle komplett.
    Mehr Details zur Krönung des britischen Königs Charles und zur internationalen Medienberichterstattung können Sie hier nachlesen.
    Diese Nachricht wurde am 06.05.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.