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Chefinnensache

Die "Existenzielle" heißt ein Magazin für Unternehmerinnen und selbständige Frauen, das seit Juni im Zeitschriftenhandel erhältlich ist. Für die ersten beiden Ausgaben erhielten die Macherinnen eine Anschubfinanzierung vom NRW Frauenministerium. Mit dem Sprung auf die Bundesebene und an die Kioske will sich die "Existenzielle" nun in der ersten Zeitschriftenliga behaupten.

Von Andrea Lueg |
    " Guten Tag, ich hätte gern einmal die "Existenzielle"

    Einen Moment ich hol sie ihnen mal eben. Bitteschön."

    "Existenzielle", das ist ein Magazin für selbständige Frauen, seit Juni findet man es im gut sortierten Zeitschriftenhandel, zum Beispiel in diesem Kiosk in der Münsteraner Innenstadt.

    " Die steht bei uns direkt neben den Wirtschaftszeitungen, Karriere, Börse online, Capital"

    Und da gehört sie hin, auch wenn sie in anderen Kiosken eher zwischen "Brigitte" und "Cosmopolitan" einsortiert wird.

    " Die wird nicht so häufig verkauft wie die Wirtschaftswoche, aber wird schon nachgefragt."

    Die "Existenzielle" ist ein etwa 70 Seiten starkes Heft, das sich speziell an Unternehmerinnen wendet. Es erscheint vier mal im Jahr und kostet 4,50 Euro. Dafür bekommt man unter anderem in jeder Ausgabe ein Schwerpunktthema, im aktuellen zum Beispiel zur Unternehmenskultur, ein Branchen-Special, Infos rund ums Geld, Terminhinweise und eine Kolumne des Autors Burkhard Spinnen. Und, sind das andere Informationen als man sie in den üblichen Wirtschaftspublikationen findet? Ja, meint Chefredakteurin Andrea Blome:

    " Sie finden die Informationen, die sie als Kleinunternehmerinnen, als Einzelunternehmerinnen brauchen, tatsächlich nicht woanders, ein gutes Beispiel dafür ist das letzte Heft mit dem Schwerpunkt Unternehmenskultur, wir machen ein Heft über Unternehmenskultur, suchen nach Literatur, nach Expertinnen und stellen fest, alles was dazu veröffentlicht ist, bewegt sich auf Konzernebene, ich erfahre etwas darüber, wie das bei Lufthansa, bei Volkswagen, bei BMW läuft, wie die Unternehmenskultur zum Erfolgsfaktor entwickeln, erfahre aber nicht, wie sich das runter brechen lässt auf eine kleinbetriebliche Struktur, so was machen wir, wenn wir das im Bezug auf Frauen noch mal zuspitzen, heißt das, Unternehmerinnen Vorbilder auch zu zeigen, Unternehmerinnen auch ganz konkret Strategiebeispiele, Praxisbeispiele zu zeigen. Diese Art der Berichterstattung finde ich nirgendwo wieder."

    Zwei Wissenschaftlerinnen vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung haben deutsche Tageszeitungen daraufhin untersucht, wie über Unternehmerinnen berichtet wird. Ernüchterndes Resultat: Wenn überhaupt, dann tauchen sie nur auf den Gesellschaftsseiten auf. Das will Andrea Blome mit der "Existenzielle" ändern. Das Magazin gibt es bereits seit dem Jahr 2000.

    " Wir sind gestartet als regionales Gratismagazin, zunächst nur in Münster und Münsterland, einfach ohne das vorher mal zu erproben, gibt es da einen Markt, gibt es da eine Resonanz, dann haben wir das ausgeweitet, langsam und schrittweise in NRW."

    Für die ersten beiden Nummern gab es eine Anschubfinanzierung vom NRW Frauenministerium, danach trug sich das Magazin durch Anzeigen. Mit dem Sprung auf die Bundesebene und an die Kioske will die "Existenzielle" sich nun in einer anderen Zeitschriftenliga behaupten. Ob sich mit der speziellen Zielgruppe auch ausreichend Werbekunden gewinnen lassen, muss sich zeigen. Brigitta Schilk, Leserin und selbständige Unternehmensberaterin in Berlin, freut sich jedenfalls, dass es die "Existenzielle" nun auch dort gibt.

    " Ich finde es spannend, mitzukriegen, wie andere Unternehmerinnen, welchen Weg sie gegangen sind, wie sich ihr Unternehmen entwickelt hat, welche Werte sie haben, welche Akzente sie gesetzt haben, wie sie mit Krisen zum Beispiel umgegangen sind oder was sie erfolgreich gemacht hat, welche Kriterien sie wichtig fanden oder welche Unterstützung sie erfahren haben, alles was zur Selbständigkeit gehört, nicht nur die wirtschaftlichen Faktoren, wie der Markt aussieht, das ist genauso wichtig, aber auch so das persönliche Umfeld."

    Chefredakteurin Blome geht es in der "Existenzielle" keineswegs darum, zu zeigen, dass Frauen die besseren Unternehmerinnen seien. Aber sie will weiter daran mitarbeiten,

    " dass Unternehmerinnen zunehmend als Wirtschaftsfaktor erkannt werden und als ernstzunehmende Zielgruppe, als eine, die ne große Öffentlichkeit verdient hat und eine große Aufmerksamkeit."