Dienstag, 14. Mai 2024

Medien
Chefredakteur Klusmann verlässt den "Spiegel"

Der Chefredakteur Steffen Klusmann verlässt das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Nach Angaben des Medienhauses ende das Arbeitsverhältnis im gegenseitigen Einvernehmen. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Gerüchte um Machtkämpfe an der Spitze beim "Spiegel" gegeben.

26.05.2023
    Das Verlagshaus des "Spiegel"-Unternehmen mit einem Schriftzug an der Außenfassade.
    An der Spitze des "Spiegel"-Unternehmens herrscht offenbar ein Machtkampf. (imago images / Chris Emil Janßen / Chris Emil Janßen via www.imago-images.de)
    Klusmann war seit Anfang 2019 als Chefredakteur bei dem Nachrichtenmagazin tätig. Sein Nachfolger ist ab sofort der bisherige "Spiegel"-Autor Dirk Kurbjuweit, der vorher im Hauptstadtbüro arbeitete.

    Machtkampf an der "Spiegel"-Spitze

    Klusmanns Start als Chefredakteur war holprig, denn er fiel in die Zeit der Aufarbeitung des wohl größten Skandals des Magazins: die Affäre um die gefälschten Texte des bis dahin gefeierten Mitarbeiters Claas Relotius. Die Leitung der Redaktion in dieser schwierigen Zeit brachte ihm Respekt ein.
    Nach Informationen des Evangelischen Pressedienstes gab es seit längerem einen Konflikt zwischen Klusmann und „Spiegel“-Geschäftsführer Stefan Ottlitz. Die Spitze der Mitarbeiter KG, die 50,5 Prozent der Anteile am Verlag hält, soll sich zuletzt auf die Seite von Ottlitz gestellt haben. Klusmann wurde demnach vorgeworfen, dass es unter seiner Führung keine klare publizistische Linie und kein Konzept für das weitere Zusammenwachsen der Bereiche "Print" und "Online" gegeben habe.

    Mitarbeiter fordern gemeinsame Strategie

    Andererseits hatten sich zahlreiche Redakteure gegen Klusmanns Ausscheiden zur Wehr gesetzt. In einem offenen Brief, den der "Business Insider" veröffentlicht hat, distanzierten sich die Mitarbeiter von dem Schritt der Geschäftsführung. Es sei nicht ersichtlich, warum erneut ein Chefredakteur gehen solle, anstatt dass Geschäftsführung und Chefredaktion eine gemeinsame Strategie erarbeiteten und für Stabilität und Kontinuität sorgten. Die Verfasser des Briefes fordern ein Verlassen des "destruktiven Kurses" in dem Unternehmen.
    Die "Spiegel"-Gruppe erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2022 einen Überschuss von 42,8 Millionen Euro, 7,1 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Der Anteil des Magazins "Der Spiegel" am Gesamtumsatz stieg um fünf Prozentpunkte auf 61 Prozent. Dies ist nach Unternehmensangaben auf den Erfolg des Digital-Abonnements "Spiegel Plus" zurückzuführen.