Donnerstag, 25. April 2024

Fußball
Die Zeit drängt bei Chelseas Verkauf - doch es gibt Hindernisse

Vier Bietergruppen mit viel Geld wollen den FC Chelsea kaufen, die Zeit drängt - doch nun gibt es laut englischer Medien Hindernisse.

03.05.2022
    Der Besitzer des FC Chelsea Roman Abramowitsch.
    Der Besitzer des FC Chelsea Roman Abramowitsch (dpa / picture-alliance))
    Wie "Times", "Sky", "Independent" und "Guardian" berichten, will der durch die britischen Sanktionen zum Verkauf gedrängte russische Oligarch Roman Abramowitsch nun doch nicht auf die Rückzahlung seiner über eine Gesellschaft an den Klub gegebenen Kredite verzichten. Dabei soll es um umgerechnet rund 1,9 Milliarden Euro gehen. Der Klub habe der Regierung mitgeteilt, dass man den Verkauf umgestalten wolle, heißt es in den Berichten. Dabei soll auf Umwegen über eine Firma auf der Kanalinsel Jersey das Geld an eine Firma fließen, die mit Abramowitsch zumindest in Verbindung stehen soll.
    Die Medien berufen sich auf Informationen aus den Bietergruppen, die kurzfristig informiert worden sein sollen. Abramowitsch hatte bei der Ankündigung des Verkaufs zunächst mitgeteilt, dass er auf eine Rückzahlung verzichten werde. Eine aktuelle Stellungnahme von Abramowitsch zu dem Bericht gibt es nicht.

    Die Frage um die Kredite wirft Fragen auf

    Damit stellen sich wichtige Fragen:
    • Würde der Verkauf mit der Rückzahlung von Krediten konform mit den britischen Sanktionen sein?
    • Falls das nicht der Fall ist: Wird es rechtzeitig eine andere Lösung geben?
    Denn die Zeit drängt: Die Sorge wächst, dass der Klub nicht rechtzeitig in die Hände neuer Eigentümer kommt. Am 31. Mai läuft die von der Regierung zugestandene Sonderlizenz aus, mit der Chelsea derzeit den Spielbetrieb aufrechterhält. Diese müsste verlängert werden.
    Am 8. Juni treffen sich die Klubs der Premier League zu einer konstituierenden Sitzung. Chelsea muss bei dieser Sitzung eine Lizenz haben, um Teil der kommenden Saison zu sein. Der Prozess zieht sich derzeit hin, viele zunächst gesetzte Fristen wurden gerissen. Die britische Sportministerin Nadine Dorries drängte bereits auf eine Entscheidung und sagte, dass nur noch "ein kleines Zeitfenster" offen sei.

    Klub hat Vorschlagsrecht, Entscheidung liegt bei der Regierung

    Die Entscheidung, wer den Klub übernehmen soll, liegt zunächst bei der aktuellen Klubführung und beim bisherigen Eigentümer Roman Abramowitsch. Die Investmentbank Raine Group aus den USA wickelt den Verkauf ab. Allerdings muss die britische Regierung zunächst die Übernahme genehmigen.
    Die Premier League führt außerdem eine "Eigentümer-Prüfung" durch. Dort wird die Integrität beleuchtet - beispielsweise, ob noch ein Anteilsbesitz an anderen Klubs der Premier League besteht. Dazu gehören aber auch strafrechtliche Verurteilungen, eine Sperre durch eine Sportorganisation oder Verstöße wie Spielmanipulationen. Oft wird kritisiert, dass diese Prüfung keine Menschenrechtsfragen berücksichtigt. So konnte der Staatsfonds von Saudi-Arabien Newcastle United übernehmen.

    Wer den Klub kaufen könnte

    Eine Bietergruppe um Todd Boehly gilt derzeit als der Favorit für die Übernahme und befindet sich in "exklusiven Gesprächen" bei der Übernahme. Boehly ist Miteigentümer der Los Angeles Dodgers und bietet mit dem britischen Immobilieninvestor Jonathan Goldstein mit. Das Angebot wird von der US-Investmentfirma Clearlake Capital unterstützt. Die Gruppe soll fast fünf Milliarden Euro bieten.
    Der Milliardär Jim Ratcliffe, Vorstand des Chemiekonzerns Ineos, gab spät eine Offerte mit einem ähnlichen Betrag ab. Die Investition wolle er mit Ineos als Fan und nicht aus der Suche nach Profit. "Den machen wir mit unseren Kerngeschäften." Ein Problem: Ratcliffes Firma besitzt auch OGC Nizza aus Frankreich und müsste sich davon wohl trennen, da die UEFA-Regularien die Kontrolle von zwei Klubs, die in UEFA-Wettbewerben spielen, nicht erlauben.
    Zwei weitere Bietergruppen könnten wie Ratcliffe erst wieder ein Thema werden, wenn keine Einigung mit Boehly erzielt wird.