Eine klassische Quelle für hart gesottene Keime sind Krankenhäuser, wo Desinfektionsmittel und antimikrobielle Substanzen nur die stärksten, weil optimal angepassten Bakterien überleben lassen. Eine andere Quelle ist dagegen kaum sauber zu bekommen: der Viehstall. Doch auch hier werden Antibiotika in rauen Mengen verabreicht. Genaue Zahlen hierzu sind indes Mangelware, beklagen Experten anlässlich des Symposiums "Risikoanalyse Antibiotikaresistenz", das derzeit am Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin stattfindet. Doch die Hinweise auf eine wichtige Rolle der Tierzucht für die Abhärtung der Krankheitserreger mehren sich. Ein Beispiel hierfür sind etwa so genannte Fluorchinolon-Antibiotika. Sie wurden in den 80 Jahren entwickelt und wirken vor allem bei Harnwegsinfekten, sexuell übertragbaren Krankheiten sowie bei Lungenerkrankungen. 1995 dann wurden diese Mittel auch für die Verwendung in der Tierzucht freigegeben. So werden die Arzneien beispielsweise über die Tränke an alle Tiere eines Hühnerstalls verabreicht, ohne dass dabei eine exakte Dosierung bei dem einzelnen Huhn möglich ist. Dies aber ist eine quasi ideale Voraussetzung für die Entstehung von Resistenzen, denn während hohe Dosierungen empfindliche Keime vollständig erfassen und abtöten, können Bakterien bei niedriger Antibiotikakonzentration Abwehrmechanismen entwickeln und vererben.
Sind solche gewappneten Erreger erst entstanden – so auch geschehen wenige Jahre nach der Freigabe der Fluorchinolone für die Tierzucht – dann finden sie auch schnell einen Weg zum Menschen. Die Bakterien lösen mitunter schwere Magendarm-Infektionen aus, die vor allem für Kinder und ältere Menschen lebensbedrohlich werden können. Inzwischen untersuchen US-amerikanische Behörden, ob die Zulassung der Medikamente für die Tierzucht zurückgezogen werden kann und soll. Doch nicht in allen Fällen von resistenten Erregern liegt der Fall so klar. Während bei Lebensmittelinfektionen der Verdacht auf eine Aufnahme der Keime mit der Nahrung und eine Herkunft der Keime somit aus der Tierzucht zumindest nahe liegt, sieht das etwa bei Atemwegsinfektionen durch den inzwischen gefürchteten Staphylococcus aureus anders aus. Diese Bakterien lernten nach Ansicht von Experten neue Abwehrmechanismen vermutlich in Krankenhäusern. Weil aber Resistenzen mitunter auf beweglichen Abschnitten im Erbgut der Keime sitzen, sei es durchaus möglich, dass ein resistenter, wenn auch selbst weniger gefährlicher Magendarm-Keim aus der Landwirtschaft diese Information dann im Krankenhaus an Staphylococcus aureus weiter reicht.
Bereits vor einigen Jahren reagierte die Europäische Union auf die Gefahr prophylaktischer Antibiotikagabe in der Tierhaltung und verbot verschiedene Substanzen für diese Verwendung. Andererseits wird hierzulande erst seit vier Jahren überhaupt geprüft, ob solche vorgreifenden Gaben stattfinden. Einen zaghaften Rückgang verzeichnen Epidemiologen bei der Neubildung resistenter Stämme. Doch Entwarnung kann nicht gegeben werden, denn die Zahl der hochgefährlichen, multiresistenten Bakterienstämme bleibt unverändert. Froh stimmt die Fachleute zumindest der Blick in die Zukunft, denn ab 2006 sind Antibiotika mit wachstumsfördernder Wirkung EU-weit in der Tierzucht verboten. Überdies verweisen Tierärzte auf die erfolgreich angewandte Praxis in Dänemark: dort wird im Vergleich zu Deutschland nur die Hälfte der Antibiotika in der Landwirtschaft eingesetzt. Dazu wurde einerseits der Druck auf die verschreibenden Tierärzte erhöht, andererseits erhalten Landwirte Zuzahlungen, wenn die die Gesundheit ihrer Herden verbessern.
[Quelle: Volkart Wildermuth]
Sind solche gewappneten Erreger erst entstanden – so auch geschehen wenige Jahre nach der Freigabe der Fluorchinolone für die Tierzucht – dann finden sie auch schnell einen Weg zum Menschen. Die Bakterien lösen mitunter schwere Magendarm-Infektionen aus, die vor allem für Kinder und ältere Menschen lebensbedrohlich werden können. Inzwischen untersuchen US-amerikanische Behörden, ob die Zulassung der Medikamente für die Tierzucht zurückgezogen werden kann und soll. Doch nicht in allen Fällen von resistenten Erregern liegt der Fall so klar. Während bei Lebensmittelinfektionen der Verdacht auf eine Aufnahme der Keime mit der Nahrung und eine Herkunft der Keime somit aus der Tierzucht zumindest nahe liegt, sieht das etwa bei Atemwegsinfektionen durch den inzwischen gefürchteten Staphylococcus aureus anders aus. Diese Bakterien lernten nach Ansicht von Experten neue Abwehrmechanismen vermutlich in Krankenhäusern. Weil aber Resistenzen mitunter auf beweglichen Abschnitten im Erbgut der Keime sitzen, sei es durchaus möglich, dass ein resistenter, wenn auch selbst weniger gefährlicher Magendarm-Keim aus der Landwirtschaft diese Information dann im Krankenhaus an Staphylococcus aureus weiter reicht.
Bereits vor einigen Jahren reagierte die Europäische Union auf die Gefahr prophylaktischer Antibiotikagabe in der Tierhaltung und verbot verschiedene Substanzen für diese Verwendung. Andererseits wird hierzulande erst seit vier Jahren überhaupt geprüft, ob solche vorgreifenden Gaben stattfinden. Einen zaghaften Rückgang verzeichnen Epidemiologen bei der Neubildung resistenter Stämme. Doch Entwarnung kann nicht gegeben werden, denn die Zahl der hochgefährlichen, multiresistenten Bakterienstämme bleibt unverändert. Froh stimmt die Fachleute zumindest der Blick in die Zukunft, denn ab 2006 sind Antibiotika mit wachstumsfördernder Wirkung EU-weit in der Tierzucht verboten. Überdies verweisen Tierärzte auf die erfolgreich angewandte Praxis in Dänemark: dort wird im Vergleich zu Deutschland nur die Hälfte der Antibiotika in der Landwirtschaft eingesetzt. Dazu wurde einerseits der Druck auf die verschreibenden Tierärzte erhöht, andererseits erhalten Landwirte Zuzahlungen, wenn die die Gesundheit ihrer Herden verbessern.
[Quelle: Volkart Wildermuth]