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Chile
Sozialistin Bachelet gewinnt Präsidentenwahl

Michelle Bachelet hat bei der Stichwahl gegen ihre konservative Konkurrentin Evelyn Matthei einen Sieg mit deutlichem Vorsprung eingefahren. Nun will die 62-Jährige, die schon einmal Präsidentin war, Reformen angehen.

16.12.2013
    Michelle Bachelet steht nach ihrem Sieg bei der Präsidentschaftswahl am Rednerpult und winkt ihren Anhängern zu.
    Michelle Bachelet freut sich über ihren Erfolg bei der Präsidentschaftswahl in Chile. (dpa picture alliance / Sebastian Silva)
    Bei der Abstimmung am Sonntag in Chile erhielt die Sozialistin Michelle Bachelet knapp zwei Drittel der Stimmen. Mit 62,2 Prozent erzielte sie ein deutlich besseres Ergebnis als ihre konservative Rivalin Evelyn Matthei, die auf 37,8 Prozent der Stimmen kam. Matthei gestand die Niederlage ein und sprach Bachelet ihre Glückwünsche aus. Zu der Abstimmung waren 13,6 Millionen Bürger aufgerufen.
    Bachelet lehnt profitorientierte Bildung ab
    Die im Volk sehr beliebte Wahlsiegerin erklärte erneut, sie wolle eine Bildungs- und eine Verfassungsreform verwirklichen. Ihren Anhängern auf der Alameda, der Hauptstraße in Santiago de Chile, dankte sie und sagte, "die Bildung darf nicht profitorientiert sein, die Bildung ist keine Ware". Um ihre Vorhaben in diesem Bereich zu finanzieren, kann sie auf die Unterstützung der Mitte-Links-Koalition "Neue Mehrheit" bauen. Diese hatte sich bei der ersten Wahlrunde am 17. November die Mehrheit im Parlament gesichert.
    Gegen das chilenische Bildungssystem haben in den vergangenen Jahren immer wieder Studenten protestiert. Wegen hoher Studiengebühren an Privathochschulen starten viele junge Menschen mit hohen Schulden ins Berufsleben. Bachelet hat zugesagt, die Unternehmenssteuer anzuheben, um mehr Geld für eine bessere Ausbildung an staatlichen Hochschulen zur Verfügung zu haben.
    Chile ist erfolgreicher Exporteur in Südamerika
    So soll der Unternehmenssteuersatz von 20 auf 25 Prozent steigen, obwohl die Erhöhung im Land umstritten ist. Chile gilt als wirtschaftliches Vorzeigeland Südamerikas. So exportiert kein Land mehr Kupfer, und auch chilenische Weine sind weltweit gefragt. Allerdings ist der Wohlstand sehr ungleich verteilt: In kaum einem anderen südamerikanischen Land ist die Schere zwischen Arm und Reich größer.
    Bachelet forderte auch eine neue Verfassung, "die in Demokratie geboren" sei. Das in Chile geltende Grundgesetz stammt noch aus der Zeit der Militärregierung. Bachelet erklärte, "jetzt ist endlich der Moment gekommen: Wir haben die Bürgerkraft, die parlamentarische Mehrheit und den politischen, sozialen und wirtschaftlichen Rahmen, um die notwendigen Umwandlungen durchzuführen".
    Chilenische Gesellschaft noch immer nicht geeint
    Die Gesellschaft in Chile ist knapp 25 Jahre nach Ende der Pinochet-Diktatur noch immer gespalten, was sich auch in den familiären Hintergründen der beiden Kandidatinnen der Stichwahl widerspiegelt: Während Bachelet und ihr Vater Folteropfer der Militärdiktatur von Augusto Pinochet waren, diente Mattheis Vater dem Regime als treuer General.
    Am 11. März kommenden Jahres soll Bachelet offiziell Nachfolgerin des konservativen Präsidenten Sebastián Pinera werden. Die 62-Jährige war bereits von 2006 bis 2010 Staatschefin.