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China bereitet den Machtwechsel vor

China hat die Weichen gestellt für einen Führungswechsel in zwei Jahren. Das Zentralkomitee der KP hat Vizepräsident Xi Jinping in die mächtige Militärkommission berufen – das gilt als Voraussetzung, um in zwei Jahren Hu Jintao an der Spitze der Volksrepublik zu beerben. Aber wer ist Xi Jinping?

Von Ruth Kirchner |
    Wie über alle Spitzenpolitiker Chinas ist auch über Xi Jinping wenig bekannt. Der 57-Jährige gilt als reformfreudig in Wirtschaftsfragen aber als politisch vorsichtig. Wie Staatschef Hu Jintao und alle Spitzenkader hält er am Machtmonopol der Kommunistischen Partei fest und ist vor allem um die soziale Stabilität im Land besorgt.

    Und auch eine andere Eigenschaft teilt er mit Staatschef Hu – ihm fehlt es an Charisma. Er tritt meist zurückhaltend und vorsichtig auf. Bis zu seinem Aufstieg zum Kronprinzen war er eher als Ehemann der Sängerin Peng Liyuan bekannt, die vor allem in den 80er-Jahren sehr populär war.

    Doch Xi Jinping gilt auch als Mann der klaren Worte. Im vergangenen Jahr bekam die Welt einen Vorgeschmack auf seinen Stil und seine Denkweise, als er sich in Mexiko über die internationale Besorgnis Chinas Aufstieg betreffend lustig machte:

    "Einige Ausländer mit vollen Bäuchen haben nichts Besseres zu tun, als mit dem Finger auf China zu zeigen. Aber China exportiert erstens keine Revolution, zweitens weder Hunger noch Armut und bereitet ihnen drittens auch keine Kopfschmerzen. Was wollen sie denn sonst noch?"

    Xi Jinping ist ein sogenannter Prinzensohn. Sein Vater war ein bekannter Weggefährte Maos und stieg später – unter Reformer Deng Xiaoping – zum Vizepremier auf, der in den ersten Sonderwirtschaftszonen erfolgreich mit dem Kapitalismus experimentierte.

    Wie andere Söhne und Töchter hoher Kader wuchs auch Xi Jinping in einem privilegierten Umfeld auf – umgeben von hochrangigen Funktionären und deren Familien. Studiert hat er an der renommierten Tsinghua-Universität in Peking – von dort kommen viele Spitzenpolitiker – etwa auch Hu Jintao selbst.

    Mit seinen hervorragenden politischen Verbindungen hat sich Xi Jinping in der Partei über die Jahre hochgearbeitet – zunächst in der Küstenprovinz Fujian und dann als Parteisekretär in Zhejiang. Die Erfahrungen in den reichen und weit entwickelten Küstenprovinzen haben ihn geprägt. Er gilt als hart im Kampf gegen die weitverbreitete Korruption in China und hat sich in der Vergangenheit über zu viel leeren Polit-Jargon beklagt.

    In der Partei ist er ein Konsenskandidat, der nicht aneckt, sagt Hu Xingdou von der Pekinger Universität für Technologie und Wissenschaft:

    "Er wird von allen Seiten gebilligt – denn seine Äußerungen und sein Handeln können von allen Cliquen und Fraktionen akzeptiert werden- egal welche Richtung sie vertreten."

    Xi, der einen Abschluss als Chemieingenieur gemacht hat, gilt als das was man auf Chinesisch als "you hong you zhuan" bezeichnet – er ist sowohl ein linientreuer Kommunist als auch ein Experte und Technokrat.

    Seit 2007 ist er Mitglied im neunköpfigen ständigen Ausschuss des Politbüros – dem engsten Führungszirkel der Partei, seit 2008 ist er Vizepräsident. Jetzt, mit seiner Ernennung zum Vizechef der Militärkommission, sind seine Chancen weiter gestiegen, Chinas nächster Präsident zu werden.