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China in Rekordzeit

Lange galt die Sinologie als Orchideenfach, war die Zahl der Studienanfänger klein und die Zahl der Abbrecher hoch. Seit sich China zum Wirtschaftswunderland entwickelt hat, ist aber auch das Fach im Aufwind. An der Universität Würzburg war die Sinologie vor zwei Jahren das erste Fach, das einen Bachelor-Studiengang einrichtete - in besonders hohem Tempo werden dort Studenten ausgebildet, die später für die Wirtschaft, Kultur- oder Medienbetriebe nach China wollen. Jetzt haben die ersten beiden Studentinnen ihre Abschlusszeugnisse erhalten - ein Jahr vor der regulären Zeit.

Von Astrid Freyeisen | 17.11.2004
    Die Beijing Daxue, auf deutsch Peking-Universität - sie ist Chinas berühmteste Uni, Oxford oder Yale des Reichs der Mitte. Die Bachelor-Studenten aus Würzburg lernen dort ein Semester. China ist Pflicht in diesem schnellen Studiengang, die Auslands-Scheine werden angerechnet

    Die ganzen Dozenten, die wir hatten, waren Chinesen. Was ich nicht kannte, ist, dass man zum Beispiel im Sprachkurs Texte auswendig lernen musste und dann aufsagen, aber das war eigentlich keine schlechte Erfahrung. Man merkt nach einer Zeit, dass es immer besser geht und etwas bringt.

    Carina Hofmann aus Würzburg, 22. Sie war ein Jahr schneller als die normalen sechs Semester und hat nun ihr Abschlusszeugnis bekommen. Sinologie-Professor Dieter Kuhn ist ohnehin überrascht vom Erfolg des neuen Bachelor-Studiengangs. Etwa 50 Studenten hat er - und kaum Abbrecher:

    Das ist ungewöhnlich. Wir erklären uns das damit, dass dieser Studiengang besonders motivierte Studierende reizt. Es ist nicht der einzige Studiengang dieser Art in Deutschland, aber es ist der einzige, der als reiner Hauptfachstudiengang konzipiert ist.

    Kuhn will auf Qualität schauen, nicht auf Formalien. Deshalb rechnete er die anderthalb Jahre China an, die Julia Hofmann aus Bad Friedrichshall schon hinter sich hatte, als sie nach Würzburg kam. Quereinsteiger wie die 26-jährige Julia sollen gefördert werden. Mit dem Zeugnis in der Hand will sich Carina mit einem Aufbaustudium spezialisieren: Messen, Kongresse, Konzerte, Sportfeste will sie organisieren - am besten in China. Dass zu ihrer Zeit in Peking ausgerechnet die Lungenseuche SARS ausbrach, hat sie von ihrem Traumjob nicht abgebracht: