Liu Ruling arbeitet als Prozessingenieurin im Klärwerk Tuandao in Qingdao. Es hat eine Kapazität von 100.000 Kubikmetern täglich. Digitale Messanzeigen in der Eingangshalle zeigen, dass die Kapazität derzeit zu 60 Prozent ausgelastet ist. Seit 1999 arbeitet dieses Klärwerk, finanziert mit Mitteln der bundeseigenen KfW. Knapp 13 Millionen Euro genügten, um sich mit knapp einem Drittel an den Baukosten des Klärwerks und der Bruchwasseraufbereitung zu beteiligen - Planung, dazu die elektrotechnische und mechanische Ausrüstung für die Phosphat- und Stickstoffelimination sowie die Steuerung des ganzen Klärprozesses kamen aus deutscher Hand. Der Auftrag dazu wurde nur in Deutschland ausgeschrieben, Preussag Wassertechnik bekam den Auftrag - finanzielle Hilfe für Entwicklungsregionen ist also zugleich Exportförderung. Liu Ruling ist mit dem Ergebnis der Anlagen und ihrer Arbeit zufrieden, die nationalen chinesischen Standards für Wasserqualität würden erreicht oder sogar übertroffen:
We have reached the chinese standards and sometimes even better than our national standards
Mit elf Milligramm Schwebstoffen pro Liter verlässt das geklärte Wasser hier das Werk, 30 Milligramm sind chinesischer Standard, und Arne Goos, Pekinger Bürochef der KfW, meint, diese nationalen Standards könnten sich durchaus mit internationalen vergleichen:
Die chinesischen Abwasserreinigungsstandards richten sich nach den internationalen, sind in einigen Kategorien sogar stärker formuliert, sodass man davon ausgehen kann, dass deutsche Standards im Prinzip auch für chinesische Abwasserreinigungsanlagen gelten.
30 Prozent der Kosten für diese Kläranlage finanzierte die KfW, die Stadt Qingdao baute die Klärbecken und die Kanalisation. Dabei konnte sie sich stützen auf die Kanalsysteme, die die Deutschen hier zur Jahrhundertwende angelegt hatten. Immer noch findet man gusseiserne Kanaldeckel aus längst verblichenen deutschen Eisenwerken in den Straßen Qingdaos. Die Bundesregierung hat in den letzten Jahren in China 20 Kläranlagenprojekte mitfinanziert. Doch es bleibt noch viel zu tun. Denn in China fallen jährlich 30 bis 40 Milliarden Kubikmeter Abwässer an, die Hälfte davon in den Städten. Aber nur etwa ein Fünftel der Abwässer kann derzeit geklärt werden. Geplant ist, bis 2010 auf 60 Prozent zu kommen, jedenfalls in den Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern - ein großer Markt also auch für Abwassertechnik aus Deutschland.