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China setzt auf E-Mobilität
Deutsche Autobauer unter Druck

Der dreckigen Luft in den großen Städten will China unter anderem mit einer Quote für Elektroautos beikommen. Vielleicht schon nächstes Jahr müssen acht Prozent aller in China gefertigten Autos einen Elektroantrieb haben. Das würde die deutschen Autobauer treffen. Denn die haben in China noch kein einziges E-Auto im Angebot.

Von Steffen Wurzel | 31.01.2017
    Rushhour in Peking. Eine Verkehrslawine wälzt sich durch die Straßen der Stadt, vorbei an Hochhäusern.
    Rushhour in Peking. Möglichst viele Autos sollen bald mit E-Motoren fahren. (Teh Eng Koon / AFP)
    Wenn es etwas gibt, dass China im Überfluss hat, dann ist es dreckige Luft. Die Feinstaub- und Smog-Werte sprengen regelmäßig alle internationalen Grenzwerte. Daran ausdrücklich keine Schuld haben Diesel-Autos. Im Gegenteil: In China sind fast keine Diesel-Pkw unterwegs.
    "Es war eine Entscheidung vor vielen Jahren, dass man den Diesel gar nicht haben will im Pkw-Bereich." Jochen Siebert, Auto-Analyst und Gründer der Shanghaier Beratungsfirma JSC Automotive. "Jetzt mit der ganzen VW-Geschichte ist das natürlich erst mal tot. Das Thema Diesel-Pkw in China ist gestorben."
    In China ist es vor allem die Industrie, die für Feinstaub und Smog sorgt. Die Autos belasten wegen ihrer großen Zahl die Luft zwar auch. Sie sind aber größtenteils erst wenige Jahre alt und haben entsprechend moderne Benzin-Motoren. Die sind relativ sauber – und, weiterer positiver Effekt: Sie sind leise. Entsprechend wundern sich Chinesen, die Europa besuchen, regelmäßig über die lauten Diesel-Autos in den Städten.
    "Die deutschen Unternehmen müssen jetzt aufholen"
    Auch die – wie in Deutschland – diesel-betriebenen Lkw werden aus den Stadtzentren gezielt rausgehalten. Zum einen, um Staus zu vermeiden, zum anderen, um die ohnehin dreckige Luft nicht weiter zu verschlechtern.
    "In Shanghai haben wir den äußeren Ring um die Stadt herum, weiter dürfen die größeren Lkw nicht fahren."
    Lebensmittel, Baumaterialien und sonstige Waren werden am Stadtrand auf kleine, oft elektrobetriebene, Lieferwagen umgeladen und erst dann in die Städte reingefahren. Und auch im Pkw-Bereich pusht die chinesische Führung massiv Elektroantriebe. So ist eine E-Auto-Quote geplant. Im Gespräch ist, dass schon nächstes Jahr acht Prozent aller in China gebauten Autos einen Elektroantrieb haben müssen. Das würde auch VW, BMW und Daimler treffen, die in China Millionen konventionell angetriebene Autos produzieren und verkaufen. Volkswagen-China-Chef Jochem Heizmann nannte diese geplante Quote vor wenigen Tagen in Peking "eine Herausforderung". Eine Untertreibung, schließlich hat VW in China bisher kein einziges lokal produziertes E-Auto im Angebot.
    "Die deutschen Unternehmen müssen jetzt aufholen, was das Thema Elektromobilität angeht." Alexander Seitz, Auto-Experte der Deutschen Auslandshandelskammer in Shanghai. "Aber ich kann Ihnen sagen: Alle Häuser sind da massiv unterwegs, egal, wen Sie fragen. Wir gehen davon aus, dass bis 2025 mindestens ein Drittel der Fahrzeuge aus dem Bereich der Elektromobilität kommen werden. Und damit wird China der Leitmarkt in der Welt für Elektrofahrzeuge."