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China, Tibet und der Olympiaboykott

Moskau 1980: Mehr als 50 Nationen nehmen nicht an den ersten Olympischen Spielen in einem sozialistischen Land teil, weil die Sowjetunion Krieg in Afghanistan führt. Tibet 2008: Gewalttätige Unruhen in der Hauptstadt Lhasa eskalieren. Der Ruf nach einem Boykott der Olympischen Spiele in China wird laut - und damit auch die Diskussion, wie weit Sport sich politisch betätigen darf oder muss.

Von Jens Weinreich und Jessica Sturmberg | 18.03.2008
    Juli 2001. Der damalige Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, der Spanier Juan Antonio Samaranch verkündet die Entscheidung des IOC. Peking hat sich mit seiner Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele 2008 gegen seine Mitbewerber Istanbul, Osaka, Paris und Toronto durchgesetzt. Der Applaus ist mäßig, Bedenken wegen der Menschenrechtslage im kommunistischen und nach außen noch immer sehr abgeschotteten Riesenreich werden laut -- wie auch schon vor der Entscheidung. Das IOC macht sich deshalb keine Sorgen. Lässt sich wegen seiner politischen Weitsicht feiern und verspricht sich vom Austragungsort Peking unter anderem eine Öffnung des Landes, mehr Rücksicht auf die Menschenrechte, mehr Pressefreiheit.

    März 2008. Rund fünf Monate sind es noch bis zur Eröffnung der Olympischen Spiele. In weniger als einer Woche soll die Olympische Flamme im griechischen Olympia entzündet werden und ihre fast 140.000-Kilometer lange Reise über die fünf Kontinente nach Peking beginnen.

    Am vergangenen Freitag eskalieren tagelange Proteste in der tibetischen Hauptstadt Lhasa. Chinesische Sicherheitskräfte gehen gewaltsam gegen die Demonstranten vor, es gibt hunderte Festnahmen. Die Zahl der bisherigen Todesopfer schwankt je nach Quelle zwischen 16 von China bestätigten Toten und rund hundert bis mehreren Hundert Toten nach tibetischer Zählung.

    Es empfiehlt sich, die Diskussion um die Olympischen Spiele in Peking nüchtern zu betrachten. Das allein dürfte schwer genug fallen, weil die Propagandisten aller Seiten die Analyse erschweren. Die chinesische Regierung betreibt Propaganda. Aber auch der Sport betreibt Propaganda, wenn er immer wieder die alte Mär verbreitet, Olympische Spiele hätten nichts mit Politik zu tun. Dabei sind Olympische Spiele per se politisch. Die Vergabe der Spiele nach Peking war im Juli 2001 nichts als eine politische Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Und natürlich eine finanzielle. Denn das IOC macht ein Milliardengeschäft mit den Spielen - die IOC-Sponsoren auch.

    Es ist hilfreich, in dieser Diskussion, nicht Ursache und Wirkung zu verwechseln: Nicht etwa die Überlegungen oder gar der Aufruf zum Boykott der Sommerspiele sind eine Gefahr - die Gefahr für die Spiele ist die chinesische Regierung, die Millionen Menschen unterdrückt, ohne rechtskräftige Verurteilung in Arbeitslager steckt, und in Tibet schießen lässt. So sieht es Jörg-Meinhard Rudolph, Geschäftsführer des Ostasieninstituts Ludwigshafen, der lange in China gelebt hat.

    "Die Ursache für diese Situation, die sehe ich schon darin, dass man die Olympischen Spiele an einen Staat vergibt, der eben eine Parteidiktatur ist und der sich nicht in die Karten sehen lässt, der intransparent ist, und in dem es auch keine Bürger gibt. Da gibt es nur Obrigkeit und Untertanen und keine Zivilgesellschaft, sondern bestenfalls Ansätze dazu. Wer in ein solches Land die Olympischen Spiele vergibt, der müsste natürlich damit rechnen, dass was schiefgeht."

    Es fällt auf, dass Sportfunktionäre weniger über Menschenrechte reden, sondern vor allem die vermeintlichen Gefahren eines Olympiaboykotts betonen. Der deutsche Sport-Präsident und IOC-Vizepräsident Thomas Bach erklärt.

    "Wir haben ja gesehen, was Boykotte bringen, in der Vergangenheit. Nämlich nichts. Sie sind kontraproduktiv. Kein einziger sowjetischer Soldat hat Afghanistan verlassen, weil einige Nationen die Olympischen Spiele boykottiert haben."

    Im Grunde betrachtet geht es aber nicht um die Frage eines Boykotts. Denn die Olympische Charta, die das IOC als Grundgesetz der Olympischen Spiele betrachtet, trifft eindeutige Aussagen für Situationen, wie sie derzeit in Tibet vorzufinden sind. Der Sport müsste sein Grundgesetz nur ernst genug nehmen - meint Winfried Hermann, Sportsprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen:

    "Von dieser Botschaft ausgehend, kann natürlich nicht von einer unpolitischen Olympiabewegung gesprochen werden, sondern man muss ganz klar sagen: Die Spiele haben den Anspruch, unter friedlichen Bedingungen stattzufinden. Deshalb habe ich auch gesagt, wenn der Konflikt weiter eskaliert, dann muss das IOC darüber nachdenken, ob man überhaupt mit den Olympischen Spielen beginnen kann. Denn Voraussetzung für die Olympischen Spiele ist, dass Friede herrscht im Lande."

    Im Grunde sind sich die meisten unabhängigen Beobachter, die nicht die Interessen von Sportfunktionären oder Sponsoren vertreten, in der Analyse einig.

    Die Publizistin Ines Geipel, die sich in ihrem neuesten Buch auch mit dem chinesischen Dopingsystem befasst, kann sich Olympische Spiele in einem Land, in dem gleichzeitig geschossen wird, nicht vorstellen:

    "Ja, was soll das für ein Fest werden. Im Hinterland werden Menschen umgebracht. Alle möglichen Stimmen, die in irgendeiner Weise kritisch gegenüber dieser Partei sind, werden zu Separatisten oder Terroristen gemacht, werden weggefangen, werden zu Tode gefoltert. Ich stelle mir dieses Fest nicht heiter vor. Vom Gewissen her müssten wir sagen: Das geht nicht, das ist untragbar."

    Die Argumentation, dass der Sport überfordert sei, und der Sport nicht ändern könne, was Politik und Wirtschaft demokratischer Staaten in China nicht ändern wollen, weil sie sich vor allem gute Geschäfte erhoffen, ist nicht von der Hand zu weisen. Andererseits ist es so: Das IOC hat einige Möglichkeiten. Denn die Olympischen Spiele sind Eigentum des IOC. Der Besitzer der Spiele also müsste den Olympia-Gastgebern die Lage klarer machen, anstatt sich dezent zurück zu halten, fordert Winfried Hermann:

    "Trotzdem kann natürlich das IOC auch sagen, ihr habt uns versprochen, dass sich die Situation bessert, ihr habt uns versprochen, dass es eine freie Medienberichterstattung gibt in diesem Lande, und ihr habt uns versprochen, dass es da friedlich zugeht. Und wenn ihr das nicht garantieren könnt, dann sind wir nicht bereit, die Olympischen Spiele zu eröffnen. Ich glaube, man muss schon der chinesischen Führung deutlich machen, dass sie im Moment eine Politik macht, die riskiert, dass die Olympischen Spiele nicht stattfinden können."

    "Die politische Macht kommt aus den Läufen der Gewehre", hat Mao einmal gepredigt. Daran erinnert Jörg-Meinhard Rudolph. Er glaubt nicht, dass sich die chinesische Führung grundsätzlich beeinflussen lässt. Rudolph glaubt zwar, dass Hollywood-Größen wie Richard Gere, Mia Farrow und Steven Spielberg zusammen mit Nichtregierungsorganisationen einigen Druck entfachen können. Bei Politik und Wirtschaft allerdings vermisst er den Willen, China weitgehende demokratische Reformen abzuverlangen.

    "Wirtschaft findet nur statt, wo Optimismus, Fröhlichkeit herrscht, aber nicht wo politisch diskutiert wird, da kommen keine Geschäft zustande ... die Politik reagiert dann darauf, wo der Druck herkommt."

    Im Moment sieht Winfried Hermann die Olympischen Spiele nicht in Gefahr. Er verlangt allerdings von der Bundesregierung und der Europäischen Union, auf die chinesische Regierung einzuwirken, um unabhängige Beobachter der Vereinten Nationen nach Tibet einreisen zu lassen.

    Wie weit allerdings ein Boykott der Spiele zur Lösung des Problems beitragen kann, ist fraglich. Es gibt kaum einen Punkt, in dem sich Athleten und Sportfunktionäre heutzutage so einig sind, wie in diesem: Der Boykott der wichtigsten Wettbewerbe im Leben eines Sportlers treffe letztendlich hauptsächlich unschuldige Athleten, die sich seit Jahren auf den sportlichen Höhepunkt vorbereiten. Die Erfahrungen vergangener Boykotte hätten schließlich gezeigt, dass der demonstrative Verzicht nichts bringe - Eben weil die Trennung zwischen Sport und Politik nicht zu vollziehen ist.

    In München 1972 machen die Schwarzafrikaner Druck auf das Internationale Olympische Komitee. Südafrika ist wegen der Diskriminierung farbiger Athleten ausgeschlossen worden. Die gemischte Mannschaft der früheren britischen Kolonie Rhodesien, die bereits angereist ist, soll wieder nach Hause geschickt werden. Das IOC gibt dem Druck nach und entscheidet in einer knappen Abstimmung den Ausschluss Rhodesiens.

    Vier Jahre später in Montreal protestieren afrikanische Staaten erneut - der Anlass dieses Mal: eine Gastspielreise eines neuseeländischen Rugby-Teams in den Apartheidstaat Südafrika.

    Die Afrikaner verlangen deshalb den Ausschluss Neuseelands.

    Das IOC entscheidet schnell. Der damalige deutsche NOK-Präsident Willi Daume erklärt nach einer nur 20 Minuten dauernden Sitzung:

    "Das IOC hat einen einstimmigen Beschluss gefasst, dass Neuseeland nicht gegen die Olympischen Regeln verstoßen hat, dass also keinerlei Möglichkeit besteht, gegen Neuseeland Sanktionen zu haben. Es liegt nun bei den Afrikanern, ob sie teilnehmen wollen oder nicht."

    Sie wollen nicht mehr teilnehmen. Es kommt zum ersten größeren Boykott. 24 afrikanische Teams reisen wieder ab. Außer dem südamerikanischen Guyana schließt sich aber kein weiteres Land dem Protest an. Statt der gemeldeten 119 Länder marschierten nur 84 bei der Eröffnungsfeier ein.

    Dies ist aber nur ein Vorgeschmack auf das, was vier Jahre später geschehen wird.

    Moskau 1980. Die ersten Spiele in einem sozialistischen Land spalten die internationale Sportwelt. Mehr als 50 Nationen nehmen nicht an den Spielen teil. Viele kommen dann aber doch, obwohl sie einen Boykott propagiert haben.

    Angefangen hat alles mit dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan. Der damalige amerikanische Präsident Jimmy Carter gerät außenpolitisch unter Druck: Im November 1979 ist die amerikanische Botschaft in Teheran gestürmt und Geiseln genommen worden. Es stehen Präsidentschaftswahlen an. Carter stellt den Sowjets am 20. Januar 1980 ein Ultimatum:

    "Nein. Weder ich noch das amerikanische Volk noch das amerikanische Volk sind dafür, ein US-amerikanisches Team nach Moskaus zu schicken, solange sowjetische Invasionstruppen in Afghanistan sind. Ich habe heute mit dem NOK geschrieben, dass die Olympischen Sommerspiele in einen oder mehrere andere Orte verlegt, verschoben oder ganz abgesagt werden sollten, wenn die sowjetischen Truppen sich nicht innerhalb eines Monats aus Afghanistan zurückziehen."

    Die Sowjetunion zieht sich wie erwartet nicht zurück und die Amerikaner daraus die Konsequenz, die Außenminister Cyrus Vance einen Monat später verkündet:

    "Für meine Regierung würde es eine Verletzung des grundlegenden olympischen Prinzips bedeuten, wenn man an olympischen Spielen in einem Land teilnehmen würde, das im Moment einen Angriffskrieg führt, und das sich geweigert hat, dieser Aggression Einhalt zu gebieten und seine Streitkräfte zurückzuziehen, wie dies von der Welt gefordert worden ist."

    Carter lässt dem amerikanischen Nationalen Olympischen Komitee keine große Wahl, droht dem NOK-Präsidenten sogar mit Sanktionen und fordert auch Solidarität von den Bündnispartnern. Die deutsche Politik sagt volle Unterstützung zu. Bundeskanzler Helmut Schmidt:

    "In Übereinstimmung mit der gemeinsamen Erklärung, die der Präsident des Vereinigten Staaten von Amerika und ich am 5. März dieses Jahres in Washington vor der Presse abgegeben haben, hält die Bundesregierung eine Teilnahmen deutscher Sportler an den Olympischen Sommerspielen 1980 nicht für angebracht, solange die sowjetische Besetzung Afghanistans andauert. Die Bundesregierung steht auch in dieser Frage zu ihrem Bündnispartner, den Vereinigten Staaten."

    Die Abstimmung im Bundestag am 23. April 1980 fällt deutlich aus: 446 Ja-Stimmen, 8 Nein-Stimmen und 9 Enthaltungen. Damit geht ein klares Signal an das deutsche Nationale Olympische Komitee NOK: die Politik empfiehlt den Boykott.

    Im Sport ist man sich längst nicht so einig wie in der Politik. Es wird heftig diskutiert über Pro und Kontra einer Nichtteilnahme. Der damalige NOK-Präsident Willi Daume ist ein entschiedener Gegner des Boykotts, der Präsident des Deutschen Sportbundes DSB, Willi Weyer, ein Befürworter:

    "Auch der Sport kann sich der politischen Entwicklung nicht mehr entziehen. Er lebt nicht auf der Insel der Seligen. Der Bundeskanzler hat an unsere politische Einsicht appelliert, von Bestrafung wie beim Präsidenten der USA war keine Rede. Vom Verzicht um des Friedens willen wurde gesprochen. Unser Parlament und unsere Regierung richten eine Bitte an uns. Verschließen wir uns dieser Bitte nicht, entscheiden wir in Solidarität als freie Bürger unseres Landes. Nehmen wir nicht an den Moskauer Spielen teil."

    Am 15. Mai 1980 findet in Düsseldorf die entscheidende Sitzung des deutschen Nationalen Olympischen Komitees statt.

    Vier Stunden wird diskutiert. Willi Daume verkündet schließlich das Abstimmungsergebnis:

    "Mit Ja für den Antrag des Präsidiums 59 Stimmen, mit Nein, gegen den Antrag des Präsidiums 40 Stimmen, damit ist der Antrag des Präsidiums angenommen. Meine Damen und Herren, wir haben eine demokratische Entscheidung getroffen. Die Sitzung ist geschlossen."

    Für die meisten Sportler ist diese Entscheidung unverständlich. Sie sehen sich um die Chance ihre Lebens betrogen.

    Als äußerst unbefriedigend empfinden deutsche Athleten auch, wie der heutige Handball-Bundestrainer Heiner Brand den Beschluss aber vor allem, weil der Boykott nicht konsequent durchgeführt wurde. Zum einen fuhren viele europäische Staaten entgegen ihrer Protest-Ankündigung doch zu den Spielen. Aus Europa sagten am Ende nur Albanien, die BRD, Liechtenstein, Monaco, Norwegen und die Türkei ab. Sportfunktionär Walther Tröger, IOC-Mitglied und langjähriger NOK-Präsident:

    "Vor allem sind wir ein bisschen auch verladen worden, weil unsere Politik uns klar gemacht hat, die Engländer und die Franzosen werden auch nicht fahren. Ich habe das mit den Kollegen in beiden Ländern dann auch vorher besprochen und die haben nur gelacht, die haben nur gesagt, unsere Politik mag dagegen sein, aber die Entscheidung treffen wir und die Entscheidung ist ganz deutlich: wir werden fahren."

    Zum anderen gibt es über den sportlichen Boykott hinaus keine politischen oder wirtschaftlichen Konsequenzen. Bundeskanzler Helmut Schmidt reist noch im selben Jahr zu Gesprächen nach Moskau, auch die Wirtschaftsbeziehungen bestehen weiter fort. Führen sogar zum bis dahin größten Deutsch-Russischen Geschäft, für das Bonn sogar den Zorn der Amerikaner riskiert.

    Die Olympischen Spiele haben in dieser Phase an sportlichen Wert verloren. Goldmedaillen in Abwesenheit bedeutender Sportnationen tragen den Stempel "boykott-begünstigt". So auch vier Jahre später, 1984, als die Antwort der Sowjetunion mit dem Revanche-Boykott bei den Spielen in Los Angeles kommt. Fast der gesamte Ostblock - mit Ausnahme Rumäniens - folgt dem "großen Bruder". Zum Teil widerwillig, denn im Land des Klassenfeindes hätte besonders die DDR allzu gerne einen Triumph gefeiert. Laut Augenzeugen einer Tagung sozialistischer Sport-Organisationen kommt es sogar zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen dem sowjetischen Sportminister Sergej Pawlow und dem entrüsteten DDR-Sportchef Manfred Ewald.

    Nicht nur der sportliche Schaden ist groß. Das Internationale Olympische Komitee leidet zudem unter finanziellen Schwierigkeiten und Bewerbermangel. Für die Olympischen Spiele 1980 haben sich nur Moskau und Los Angeles gemeldet. Für die Spiele 84 gab es nur einen Kandidaten: Los Angeles.

    Langsam kommen Zweifel auf, ob es in Zukunft überhaupt noch Olympische Spiele geben wird. NOK-Präsident Willi Daume hält dem damals entgegen:

    "Alle schönen Worte nützen da nichts, hier wird durch Maßnahmen, die ja nicht zwingend zu sein brauchten der olympischen Idee, der Zukunft der olympischen Spiele schlimmer Schaden zugefügt. Aber damit müssen wir leben. Ich glaube nicht, dass die Olympischen Spiele jetzt und auch in den nächsten Jahren trotz aller Unzulänglichkeit in ernsthafte Bedrängnis kommen werden. Es hat ja diese Befürchtungen auch schon vorher immer gegeben seit langen Jahren. Immer hat man gesagt, dass sind die letzten Spiele. Ich persönlich glaube, trotz allem was sie nun bedrängt, werden auch die Olympischen Spiele von Los Angeles nicht die letzten sein."

    Im Gegenteil: Ausgerechnet mit diesen Spielen kommt die Wende. Erstmals komplett privat finanziert wurde Olympia zu einem kommerziellen Erfolg. Als die Amerikaner vorführen, wie aus dem Sportspektakel ein wirtschaftlicher Ertrag zu holen ist, wird Olympia wieder interessant.

    Die Situation heute ist mit der von 1980 nicht mehr zu vergleichen. Stand damals im Vordergrund, die Nationenwertung zu gewinnen, und damit die Überlegenheit des eigenen politischen Systems zum Ausdruck zu bringen, sind es heute vor allem Wirtschaftsinteressen.

    Abgesehen von den gemachten Boykott-Erfahrungen der 70er und 80er, wird es schon deswegen unwahrscheinlicher, dass Nichtteilnahmen aufgrund politischer Konflikte ernsthaft in Betracht gezogen werden. Es gibt kaum jemanden, der daran ein Interesse hätte.