Archiv


Chinesische Delegation beim LBV

Die Wirtschaft in der Volksrepublik China wächst unaufhörlich. Im Jahr 1998 verzeichneten die Statistiker ein Wachstum von 7,8 Prozent, im vergangenen Jahr von 7,1 Prozent - von der wirtschaftlichen Asienkrise der Nachbarstaaten hatte und hat China sich nicht anstecken lassen. Doch das Wirtschaftswachstum, der Hunger nach Rohstoffen und Energie, zeigt inzwischen auch seine Schattenseiten: schlechte Luft, dreckiges Wasser und verbrauchte Natur. Ein Problem, über das auch die chinesische Regierung nicht mehr hinwegsehen kann und das gelöst werden soll - auch mit deutscher Hilfe. Derzeit ist eine chinesische Delegation in Bayern unterwegs, um sich über die Arbeit eines deutschen Naturschutzverbandes zu informieren. Wie können Naturschutzinstrumente eingesetzt werden? Und auf welchem Weg lässt sich in der Bevölkerung eine größere Akzeptanz für Umweltprojekte erreichen. Um diese und weitere Fragen ging es beim Landesbund für Vogelschutz im bayrischen Hilpoltstein. Stefan Straßer war für uns dabei.

von: Stefan Straßer |
    Wang Baoguo: China ist ein Entwicklungsland und die wirtschaftliche Entwicklung ist unser größtes Problem. Wir müssen dabei aber auch den Naturschutz berücksichtigen, um so zu einer nachhaltigen Entwicklung gelangen.

    Wang Baoguo ist stellvertretender Bürgermeister der chinesischen Stadt Dongying, die 450 km süd-westlich von Peking am Mündungsdelta des Huang He, des gelben Flusses liegt. Schon bei der Stadtgründung vor 18 Jahren war es das erklärte Ziel, den wirtschaftlichen Aufschwung zu fördern und dabei den Umweltschutz nicht zu vernachlässigen.

    Seit knapp zwei Wochen ist eine Delegation mit 8 Beamten des Umweltamtes der Stadt am gelben Fluss in Deutschland unterwegs.

    Wang Baoguo: Hauptziel dieser Reise ist, von Deutschland zu lernen, wie Umweltschutz funktionieren kann, um Fehler zu verhindern.

    Hierbei besucht die chinesische Delegation Unternehmen, Behörden und auch Verbände und Vereine.

    Ursula Becker arbeitet an einem seit zehn Jahren laufenden Umweltschutzprojekt in Dongying und begleitet die Gruppe in Deutschland. Beim Besuch des LBV in Hilpoltstein ging es vor allem um die Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit, die in China noch zu verbessern ist.

    So zeigte sich Wang Baoguo begeistert von der funktionierenden Zusammenarbeit der deutschen Vogelschützer mit der Bevölkerung und mit den Behörden. Klaus Hübner vom LBV begrüßt eine Kooperation in den bereichen Umweltkommunikation, Umweltbildung und im Naturschutz allgemein mit Dongying.

    Für die Vogelschützer ist die Arbeit eine Herausforderung. Denn im Stadtgebiet von Dongying liegt ein 75.000 ha großes Naturschutzgebiet, das rund 300 verschiedene Vogelarten beheimatet und noch nicht erschlossen ist. Auf der anderen Seite liegt die erdölfördernde Industrie vor der Küste.

    Geplant ist eine Forschungsstation im Mündungsdelta des gelben Flusses, die dann eng mit der Station des LBV im neuen fränkischen Seenland zusammenarbeiten will. Denn während die wirtschaftliche Zusammenarbeit seit sechs Jahren sehr erfolgreich ist, mangelt es vor allem noch an Konzepten der Umweltbildung. Zwar muss die Industrie inzwischen Grenzwerte einhalten, doch fehlt Wang Baoguo die Akzeptanz in der Bevölkerung. Ein entsprechendes Umweltbewusstsein will er mit Hilfe der Informationen und Erfahrungen des LBV in den Köpfen der 1,7 Mio. Einwohner von Dongying fördern.

    Wang Baoguo: Wir müssen nach dem Prinzip leben, nicht nur für uns zu produzieren, sondern auch für kommende Generationen, wir müssen unseren Kindern einen blauen Himmel, klares Wasser und reiche Ressourcen hinterlassen.