Dienstag, 14. Mai 2024

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Chinesische Liebesgeschichte
Weberin, Kuhhirte und eine himmlische Liebe

In diesen Sommernächten spielt sich wieder eine rührende Liebesgeschichte am Firmament ab. Die Story rund um die Weberin und den Kuhhirten gehört zu den bekanntesten „Himmelsgeschichten“ Chinas.

Von Dirk Lorenzen | 24.08.2020
Die Milchstraße ist der Himmelfluss, an dessen Ufer Kuhhirte und Weberin leben
Die Milchstraße ist der Himmelfluss, an dessen Ufer Kuhhirte und Weberin leben (Stellarium)
Wega, der Hauptstern in der Leier, und zwei schwache Sterne in ihrer Nähe – Epsilon und Zeta Lyrae – stellen eine Weberin dar. Die junge Frau ist die Enkelin des himmlischen Herrschers. Tagaus, tagein stellt sie die schönsten Stoffe für die Göttinnen und Götter her. Eines Tages verliebt sie sich in einen Kuhhirten – am Firmament ist das der Stern Atair im Adler. Beide heiraten und gründen eine Familie.
Bald vernachlässigen sie ihre Arbeit und die Weberin stellt kaum noch göttliche Gewänder her. Der Herrscher ist außer sich vor Zorn und trennt seine Enkelin brutal von ihrem Mann und den beiden Kindern. Zwischen ihnen liegt der unüberwindliche Silberfluss, am Himmel das schimmernde Band der Milchstraße. Auf der einen Seite befindet sich Wega, die Weberin, die für die Götter schuftet. Am anderen Ufer zieht Atair, der Kuhhirte, die zwei Söhne groß. Die Kinder sind die beiden Sterne direkt ober- und unterhalb von Atair.
Die Rückseite des Mondes und die Erde, aufgenommen vom chinesischen Relais-Satelliten Queqiao, "Elsternbrücke"
Die Rückseite des Mondes und die Erde, aufgenommen vom chinesischen Relais-Satelliten Queqiao, „Elsternbrücke“ (CAST)
Nur einmal im Jahr kommt ein Schwarm Elstern. Diese bilden mit ihren Flügeln eine Brücke, so dass die Liebenden zusammenkommen. Das geschieht stets am 7. Tag des 7. Mondmonats. Morgen ist es wieder so weit. Die Elstern überspannen die Milchstraße und Wega und Atair mit den beiden Kindersternen kommen wieder zusammen. Für China ist es eine Art Valentinstag, der Tag der Liebenden.