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Chip findet Allergien im Blutstropfen

Medizin. - In Aachen hat am Mittwoch Deutschlands wichtigster Allergie-Kongress begonnen. Neben Ursachenforschung und Therapie steht noch bis zum Wochenende die Diagnostik im Mittelpunkt der Vorträge. Auf diesem Feld hat das Universitätsklinikum Aachen eine Vorreiterrolle eingenommen: Die Mediziner arbeiten - europaweit einmalig - mit einem Diagnostikchip. Ein Tropfen Blut reicht, um 400 Allergene zu testen.

    Allergiker kennen die bislang üblichen Methoden zur Diagnose von Allergenen aus leidvoller Erfahrung: Wer gegen einen Stoff allergisch reagiert, etwa mit Hautirritationen, Juckreiz oder tränenden Augen, muss verschiedene unangenehme Tests über sich ergehen lassen. Beim Prick-Test werden Allergenextrakte auf die Haut aufgetragen, beim Scratch-Test ritzt der Arzt die Haut vorher strichförmig ein und beim Intradermaltest spritzt er das vermutete Allergen unter die Haut. Dutzende von Stoffen werden so gegebenenfalls ausprobiert. Das muss nicht sein, dachte sich Professor Hans Merck, Direktor der Klinik für Haut- und Allergieerkrankungen am Universitätsklinikum Aachen. Gemeinsam mit Kollegen aus Wien hat er einen kleinen Diagnostikchip entwickelt, auf den man wenige Blutstropfen oder Seren aus den Blutstropfen aufträgt: "Mit dieser wenigen Flüssigkeit kann man bis zu 400 Substanzen darauf untersuchen, ob der Patient dagegen allergisch ist."

    Der Chip ist in 400 nur wenige Tausendstel Millimeter kleine Felder aufgeteilt, die maschinell mit den zu testenden Extrakten von Birkenpollen, Erdnüssen oder Katzenhaaren benetzt werden. Hans Merck: "Das sind Eiweißsubstanzen, die eben wiederum mit bestimmten Einweißsubstanzen, den Antikörpern, im Serum in Wechselwirkung treten." Schon nach wenigen Minuten kommt es zu einer Reaktion. Bei der Reaktion vorhandene Farbsubstanzen geben dabei unterschiedlich stark Farben ab, die vollautomatisch von einem Scanner erfasst werden. Die Intensität der Farbe gibt auch Auskunft über die Intensität der allergischen Reaktion.

    In Studien zeigte sich, dass die Resultate zuverlässiger sind als bei den klassischen Prick- oder Sratch-Tests. Ein entscheidender Vorteil sei zudem, dass man auch einzelne allergene Eiweiße aufspüren kann, so Hans Merck: "Man nimmt nicht nur einen Extrakt aus Birkenpollen oder aus der Erdnuss, sondern indem man weiß, welche bestimmten Eiweiße eine solche Allergie hervorrufen können, kann man diese einzelnen Eiweiße auf dem Chip auftragen und nicht den Gesamtextrakt der Erdnuss. Dann kann man feststellen, gegen welches Eiweiß genau der Patient allergisch geworden ist und muss nicht nur den Gesamtextrakt beurteilen." Diese differenzierte Diagnostik ist für die Mediziner ein wesentlicher Fortschritt des Aachener Diagnostikchips.

    In einem Punkt jedoch versagt der Test: Er eignet sich nicht für Metallallergien, die eine andere Form von Allergien sind. "Bei dieser Form ist die Allergie nicht gebunden an Antikörper im Serum, sondern geht direkt aus von Zellen, von den T-Lymphozyten. Die kann man halt mit diesem Verfahren nicht beurteilen", erläutert Merck. Wer unter einer Nickelallergie leidet, bekommt auch in Zukunft die Allergene direkt auf die Haut aufgetragen.

    [Quelle: Mirko Smiljanic]