Einladend ist das Wetter heute nicht: Vor der St. Katharinenkirche tröpfelt der Regen auf das Pflaster, und wer kann, sucht sich schnell ein Dach über dem Kopf. Pfarrer Michael Kiertscher öffnet eine schwere, mittelalterliche Holztür und lädt in den Innenraum von St. Katharinen. Eine imposante Hallenkirche empfängt den Besucher: Aus roten Backsteinen gemauerte Säulen stützen das bis zu 17 Meter hohe Gewölbe – es ist ein besonders prächtiger Kirchenbau der norddeutschen Backsteingotik, findet der Denkmalschützer Joachim Müller.
"Die Katharinenkirche ist natürlich die Krone der Neustadt, ein sehr großes Gebäude, auch die größte Kirche hier in der Stadt. Architektonisch buchstäblich stadtbeherrschend. Die ist auch gezielt so angelegt, am höchsten Punkt des Stadthügels, der Neustadt, gegenüber vom Marktplatz, direkt an der Kreuzung der zwei Hauptverkehrsstraßen. Vermutlich so um 1180 gegründet mit dezidiert stadtplanerischen Absichten."
Die erste Pfarrkirche, die hier im 12. Jahrhundert gebaut wurde, musste ab 1380 allerdings einem Neubau weichen – und der steht trotz vieler Wirren und Kriege bis heute. Über dem Binnenchor, dem Kirchenteil also, in dem der Chor auftritt und in dem auch gepredigt wird, ist eine ausgeschmückte Deckenmalerei zu sehen: Es ist ein Himmel voller Pflanzen, Menschen und Tiere. Und in der Nordkapelle, einem kleinen Seitenflügel der Kirche, steht eine wuchtige, spätgotische Messingtaufe aus dem Jahr 1440. Pfarrer Michale Kirtscher geht um das Becken herum, über dem ein mehrere Meter hoher Aufsatz thront.
"Entscheiden ist ein Motiv, das ich ihnen gerne mal zeigen würde, dazu begeben wir uns etwas um dieses achteckige Taufbecken herum, also eine achteckige Kuppa. Sie sehen hier ringsherum, um dieses Taufbecken herum, angebracht im Dreiviertelrelief angebracht Apostelfiguren. Und das zentrale Motiv ist die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer im Jordan. An dem Baldachin ist Maria als Himmelskönigin im Strahlenmantel zu erkennen und über dieser Darstellung ein Pelikan, der mit dem eigenen Herzblut seine Jungen versorgt, das ist also ein sehr starkes Symbol das auf Christus weißt aber auch auf eine Lebenshaltung der Selbstlosigkeit."
Heute glänzt das Taufbecken wie neu, dabei hat es in all den Jahrhunderten manches Unglück überstehen müssen: 1582 stürzte ein Turm der St. Katharinenkirche ein und begrub das Messingkunstwerk unter seinen staubigen Trümmern. Doch die Taufe wurde wieder herausgeputzt und der gotische Westturm in der Folgezeit neu errichtet.
Überhaupt die Türme der Kirche: Der Glockenturm ragt 72 Meter in den Himmel – er ist höchster Teil von St. Katharinen und schon von Weitem zu sehen. Über eine enge Steintreppe führt der Weg nach oben. Die Stufen sind nach all den Jahrhunderten, in denen hier Pfarrer, Besucher und Glöckner hochgestiegen sind, schiefgetreten. 17 Meter geht es im ersten Abschnitt über eine enge Wendeltreppe hinauf, dann steht man auf dem Dachboden. Der ist groß wie ein Fußballfeld und sehr schummrig.
"Wir befinden uns jetzt im Dachstuhl des Langhauses, der ist also sogar noch ein Meter höher als die Gewölbe des Kirchenschiffes an den höchsten Stellen und hier ist also auch wirklich ein märkischer Wald des Mittelalters verbaut. Sie sehen hier handbebeilte Balken, die also zu 90 Prozent noch im Original erhalten sind."
Der Staub der Jahrhunderte hat sich in die Fugen der Balken gesetzt. Doch noch immer stützen sie das ausladende und rot gedeckte Spitzdach der Kirche. Solch einen prägenden historischen Dachstuhl hat das nur wenige hundert Meter entfernte St. Pauli Kloster nicht mehr zu bieten: 1945, bei einem Angriff der Sowjetarmee, fing das Kloster samt Kirche Feuer. Jahrzehntelang ragten nur die kalten Trümmer in den Himmel, doch mittlerweile ist das Kloster restauriert und es beherbergt seit 2008 das archäologische Landesmuseum. Und die einstige Klosterkirche der Dominikaner steht hier wieder wie bei ihrer Vollendung im 14. Jahrhundert. Joachim Müller.
"Das ist eine andere Art von Gotik, als wir die gerade in der Katharinenkirche gesehen haben. Das ist eine demonstrativ gebaute Armut sozusagen. Das heißt, weitgehende Schmucklosigkeit, Steinsichtigkeit der Mauern, aber hochelegant in den Details, in den aus Ziegelplatten geschnittenen Maßwerkfenstern. In den Gewölben, die inzwischen nicht mehr da sind seit der Kriegszerstörung 1945. Vor allem aber auch in einem total durchgehaltenen Plan von Anfang bis Ende über die gesamte Bauzeit."
Unter dem mit matten Fließen ausgelegtem Boden wärmt heutzutage eine Heizung die Kirche. Der Bau ist beeindruckend: Durch die hohen Seitenfenster fällt Tageslicht in den weitläufigen und leeren Innenraum. Der Chor an der Stirnseite der Kirche ist sehr langgezogen und er mündet in einem bunten und reichverzierten Glasfenster. Stadtführer Karl-Heinz Schreiber.
"Ein herausragendes Detail dieser Kirche ist das Scheitelfenster, das Chorscheitelfenster. Es ist mit viel, viel Mühe und Aufwand saniert worden, die Brandenburger haben dazu alle beigetragen, um das zu bezahlen und heute glänzt es wieder wunderbar. In der Mitte sind Aussagen zum neuen Testament, also von der Geburt Jesu über die Taufe und so weiter. Und rechts und links die entsprechenden Bilder aus dem alten Testament."
In farbenprächtigen Darstellungen findet sich etwa neben der Kreuzigung Jesu die Aufrichtung der ehernen Schlange und Moses, der die Gesetzestafeln erhält. Das Licht fällt von hinten durch die nuancenreiche Glasmalerei und lässt die Farben glitzern. Es ist das Schmuckstück der einstigen Kirche, die heute für Veranstaltungen gemietet werden kann.
Um von ihr in die Klausur, den einstigen Lebens- und Arbeitsbereich der Dominikanermönche zu gelangen, führt der Weg durch den Kreuzgang. Es ist ein flacher und quadratisch angelegter Backsteinbau. Verzierte Gewölbe und roter Stein sind seine prägenden Elemente. Besonders hier, in den intimen, stillen und langen Gängen, kann man sich ein Bild davon machen, was die norddeutsche Gotik prägt: Es ist ihr markanter und roter Backstein, sagt Joachim Müller.
"Der Backstein ist hier natürlich vor allem deswegen verbreitet, weil es hier keine natürlichen Steinvorkommen gibt. Es gibt ein paar Geschiebe, die aus Skandinavien stammen, dicke, fette, eiförmige Granite jeder Größe. Deswegen ist man hier natürlich frühzeitig dazu übergegangen Backstein zu bauen. Die Gotik ist da eine folgerichtige Entwicklung. Es ist ja ein übergreifender Baustil in allen Teilen Europas. Und wie man dann die Gotik, die ja eigentlich eine Hausteintechnik ist, in Backstein übersetzt, das Ganze perfektioniert und zu was Eigenem gestaltet, das ist dann der Anteil von Norddeutschland an der deutschen Gotik."
Zwischen 1150 und 1550 prägte die Gotik das Bauen und Stilempfinden. In dessen frühe Phase fällt auch der Bau des Doms St. Peter und Paul. Um zu ihm zu gelangen, verlässt man die Neustadt und gelangt über eine Brücke auf eine kleine Havelinsel. Hier, auf einer leichten Anhöhe, steht der Dom, dessen Glockenspiel schon von weitem zu hören ist.
Wo heute der backsteinrote Dom stolz über der Havel thront, hat das Land Brandenburg seine Wiege. Im 10 Jahrhundert bewohnten die slawischen Heveller das Arial, 928/29 wurde es allerdings durch König Heinrich den Ersten erobert. Schließlich gründete hier König Otto der Erste wahrscheinlich 948 das erste Missionsbistum östlich der Elbe. Das ging im großen Slawenaufstand einige Jahrzehnte später zwar wieder verloren, wurde 1157 aber endgültig zurückerobert, sagt Rüdiger Schnurbein vom Domstift Brandenburg.
"Der Dom steht sozusagen auf den Wurzeln des Landes Brandenburg. Denn just hier, unter dem Dom, war die alte Slawenburg, was auch heute immer noch zu statischen Problemen führt, weil der Dom auf den alten Burggräben steht. Das äußert sich im Wesentlichen durch Setzungsbewegungen, weil das Material unter den Fundamenten verrottet. Allerdings sind diese Setzungsbewegungen mittlerweile behoben durch aufwändige Sanierungsarbeiten."
Immer Punkt 12 lädt der Dom zum Mittagsgebet mit Gesang. Der zentrale Raum des Doms, das so genannte Hauptschiff, geht von romanischen Säulenbögen in weißgetünchte, hohe Seitenmauern über, die im rotverzierten Dachgewölbe enden. Unter dem hochgesetzten Chor am Ende des Hauptschiffes befindet sich die Krypta: Ein flacher Gewölbekeller, in dem das Mittagsgebet gesungen wird.
"Die Krypta ist hier die Unterkirche, die sozusagen im Souterrain liegt. Eine von jeher als separater Gottesdienst genutzte Krypta. Allerdings ohne wirkliche Bestattungen. Archäologische Ausgrabungen in den 60er-Jahren haben also keine Bestattung zutage gebracht, die Bischöfe und Pröbste lagen im Haupt- und in den Seitenschiffen des Domes."
Einige von ihnen liegen seit Jahrhundert dort begraben und haben hier noch immer ihre letzte Ruhestätte. Rüdiger Schnurbein geht durch den ab 1165 errichteten Dom und präsentiert die historische Baukunst, die den Übergang von der Romanik zur Gotik erkennen lässt.
"Die gotischen Elemente sehen sie, wenn sie nach oben gucken, die hohen Gewölbe, der lichte Raum mit dem Obergarden, das Chorpolygon. Diese gesamte gotische Umbauphase ist über längere Zeit geschehen und etwa in der Mitte des 15. Jahrhunderts abgeschlossen. Der Dom zeigt sich jetzt eigentlich als eine gotische Hallenkirche, gleichwohl sind romanische Reste erhalten, wie auch in der Bunten Kapelle oder in der Krypta."
In der Krypta funkeln heute die Kerzenlichter – und sie tauchen das tiefliegende und meist schummrige Gewölbe in einen feierlichen Glanz. So erfüllen sie die altehrwürdigen Gemäuer des Doms mit einer Stimmung, wie sie hier seit Jahrhunderten in sakralen Stunden immer wieder entsteht. Ein historischer und traditionsreicher Dom also, der seinen Geist bis heute bewahren konnte.
Weitere Informationen zur Stadt Brandenburg an der Havel finden Sie unter:
www.stg-brandenburg.de
"Die Katharinenkirche ist natürlich die Krone der Neustadt, ein sehr großes Gebäude, auch die größte Kirche hier in der Stadt. Architektonisch buchstäblich stadtbeherrschend. Die ist auch gezielt so angelegt, am höchsten Punkt des Stadthügels, der Neustadt, gegenüber vom Marktplatz, direkt an der Kreuzung der zwei Hauptverkehrsstraßen. Vermutlich so um 1180 gegründet mit dezidiert stadtplanerischen Absichten."
Die erste Pfarrkirche, die hier im 12. Jahrhundert gebaut wurde, musste ab 1380 allerdings einem Neubau weichen – und der steht trotz vieler Wirren und Kriege bis heute. Über dem Binnenchor, dem Kirchenteil also, in dem der Chor auftritt und in dem auch gepredigt wird, ist eine ausgeschmückte Deckenmalerei zu sehen: Es ist ein Himmel voller Pflanzen, Menschen und Tiere. Und in der Nordkapelle, einem kleinen Seitenflügel der Kirche, steht eine wuchtige, spätgotische Messingtaufe aus dem Jahr 1440. Pfarrer Michale Kirtscher geht um das Becken herum, über dem ein mehrere Meter hoher Aufsatz thront.
"Entscheiden ist ein Motiv, das ich ihnen gerne mal zeigen würde, dazu begeben wir uns etwas um dieses achteckige Taufbecken herum, also eine achteckige Kuppa. Sie sehen hier ringsherum, um dieses Taufbecken herum, angebracht im Dreiviertelrelief angebracht Apostelfiguren. Und das zentrale Motiv ist die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer im Jordan. An dem Baldachin ist Maria als Himmelskönigin im Strahlenmantel zu erkennen und über dieser Darstellung ein Pelikan, der mit dem eigenen Herzblut seine Jungen versorgt, das ist also ein sehr starkes Symbol das auf Christus weißt aber auch auf eine Lebenshaltung der Selbstlosigkeit."
Heute glänzt das Taufbecken wie neu, dabei hat es in all den Jahrhunderten manches Unglück überstehen müssen: 1582 stürzte ein Turm der St. Katharinenkirche ein und begrub das Messingkunstwerk unter seinen staubigen Trümmern. Doch die Taufe wurde wieder herausgeputzt und der gotische Westturm in der Folgezeit neu errichtet.
Überhaupt die Türme der Kirche: Der Glockenturm ragt 72 Meter in den Himmel – er ist höchster Teil von St. Katharinen und schon von Weitem zu sehen. Über eine enge Steintreppe führt der Weg nach oben. Die Stufen sind nach all den Jahrhunderten, in denen hier Pfarrer, Besucher und Glöckner hochgestiegen sind, schiefgetreten. 17 Meter geht es im ersten Abschnitt über eine enge Wendeltreppe hinauf, dann steht man auf dem Dachboden. Der ist groß wie ein Fußballfeld und sehr schummrig.
"Wir befinden uns jetzt im Dachstuhl des Langhauses, der ist also sogar noch ein Meter höher als die Gewölbe des Kirchenschiffes an den höchsten Stellen und hier ist also auch wirklich ein märkischer Wald des Mittelalters verbaut. Sie sehen hier handbebeilte Balken, die also zu 90 Prozent noch im Original erhalten sind."
Der Staub der Jahrhunderte hat sich in die Fugen der Balken gesetzt. Doch noch immer stützen sie das ausladende und rot gedeckte Spitzdach der Kirche. Solch einen prägenden historischen Dachstuhl hat das nur wenige hundert Meter entfernte St. Pauli Kloster nicht mehr zu bieten: 1945, bei einem Angriff der Sowjetarmee, fing das Kloster samt Kirche Feuer. Jahrzehntelang ragten nur die kalten Trümmer in den Himmel, doch mittlerweile ist das Kloster restauriert und es beherbergt seit 2008 das archäologische Landesmuseum. Und die einstige Klosterkirche der Dominikaner steht hier wieder wie bei ihrer Vollendung im 14. Jahrhundert. Joachim Müller.
"Das ist eine andere Art von Gotik, als wir die gerade in der Katharinenkirche gesehen haben. Das ist eine demonstrativ gebaute Armut sozusagen. Das heißt, weitgehende Schmucklosigkeit, Steinsichtigkeit der Mauern, aber hochelegant in den Details, in den aus Ziegelplatten geschnittenen Maßwerkfenstern. In den Gewölben, die inzwischen nicht mehr da sind seit der Kriegszerstörung 1945. Vor allem aber auch in einem total durchgehaltenen Plan von Anfang bis Ende über die gesamte Bauzeit."
Unter dem mit matten Fließen ausgelegtem Boden wärmt heutzutage eine Heizung die Kirche. Der Bau ist beeindruckend: Durch die hohen Seitenfenster fällt Tageslicht in den weitläufigen und leeren Innenraum. Der Chor an der Stirnseite der Kirche ist sehr langgezogen und er mündet in einem bunten und reichverzierten Glasfenster. Stadtführer Karl-Heinz Schreiber.
"Ein herausragendes Detail dieser Kirche ist das Scheitelfenster, das Chorscheitelfenster. Es ist mit viel, viel Mühe und Aufwand saniert worden, die Brandenburger haben dazu alle beigetragen, um das zu bezahlen und heute glänzt es wieder wunderbar. In der Mitte sind Aussagen zum neuen Testament, also von der Geburt Jesu über die Taufe und so weiter. Und rechts und links die entsprechenden Bilder aus dem alten Testament."
In farbenprächtigen Darstellungen findet sich etwa neben der Kreuzigung Jesu die Aufrichtung der ehernen Schlange und Moses, der die Gesetzestafeln erhält. Das Licht fällt von hinten durch die nuancenreiche Glasmalerei und lässt die Farben glitzern. Es ist das Schmuckstück der einstigen Kirche, die heute für Veranstaltungen gemietet werden kann.
Um von ihr in die Klausur, den einstigen Lebens- und Arbeitsbereich der Dominikanermönche zu gelangen, führt der Weg durch den Kreuzgang. Es ist ein flacher und quadratisch angelegter Backsteinbau. Verzierte Gewölbe und roter Stein sind seine prägenden Elemente. Besonders hier, in den intimen, stillen und langen Gängen, kann man sich ein Bild davon machen, was die norddeutsche Gotik prägt: Es ist ihr markanter und roter Backstein, sagt Joachim Müller.
"Der Backstein ist hier natürlich vor allem deswegen verbreitet, weil es hier keine natürlichen Steinvorkommen gibt. Es gibt ein paar Geschiebe, die aus Skandinavien stammen, dicke, fette, eiförmige Granite jeder Größe. Deswegen ist man hier natürlich frühzeitig dazu übergegangen Backstein zu bauen. Die Gotik ist da eine folgerichtige Entwicklung. Es ist ja ein übergreifender Baustil in allen Teilen Europas. Und wie man dann die Gotik, die ja eigentlich eine Hausteintechnik ist, in Backstein übersetzt, das Ganze perfektioniert und zu was Eigenem gestaltet, das ist dann der Anteil von Norddeutschland an der deutschen Gotik."
Zwischen 1150 und 1550 prägte die Gotik das Bauen und Stilempfinden. In dessen frühe Phase fällt auch der Bau des Doms St. Peter und Paul. Um zu ihm zu gelangen, verlässt man die Neustadt und gelangt über eine Brücke auf eine kleine Havelinsel. Hier, auf einer leichten Anhöhe, steht der Dom, dessen Glockenspiel schon von weitem zu hören ist.
Wo heute der backsteinrote Dom stolz über der Havel thront, hat das Land Brandenburg seine Wiege. Im 10 Jahrhundert bewohnten die slawischen Heveller das Arial, 928/29 wurde es allerdings durch König Heinrich den Ersten erobert. Schließlich gründete hier König Otto der Erste wahrscheinlich 948 das erste Missionsbistum östlich der Elbe. Das ging im großen Slawenaufstand einige Jahrzehnte später zwar wieder verloren, wurde 1157 aber endgültig zurückerobert, sagt Rüdiger Schnurbein vom Domstift Brandenburg.
"Der Dom steht sozusagen auf den Wurzeln des Landes Brandenburg. Denn just hier, unter dem Dom, war die alte Slawenburg, was auch heute immer noch zu statischen Problemen führt, weil der Dom auf den alten Burggräben steht. Das äußert sich im Wesentlichen durch Setzungsbewegungen, weil das Material unter den Fundamenten verrottet. Allerdings sind diese Setzungsbewegungen mittlerweile behoben durch aufwändige Sanierungsarbeiten."
Immer Punkt 12 lädt der Dom zum Mittagsgebet mit Gesang. Der zentrale Raum des Doms, das so genannte Hauptschiff, geht von romanischen Säulenbögen in weißgetünchte, hohe Seitenmauern über, die im rotverzierten Dachgewölbe enden. Unter dem hochgesetzten Chor am Ende des Hauptschiffes befindet sich die Krypta: Ein flacher Gewölbekeller, in dem das Mittagsgebet gesungen wird.
"Die Krypta ist hier die Unterkirche, die sozusagen im Souterrain liegt. Eine von jeher als separater Gottesdienst genutzte Krypta. Allerdings ohne wirkliche Bestattungen. Archäologische Ausgrabungen in den 60er-Jahren haben also keine Bestattung zutage gebracht, die Bischöfe und Pröbste lagen im Haupt- und in den Seitenschiffen des Domes."
Einige von ihnen liegen seit Jahrhundert dort begraben und haben hier noch immer ihre letzte Ruhestätte. Rüdiger Schnurbein geht durch den ab 1165 errichteten Dom und präsentiert die historische Baukunst, die den Übergang von der Romanik zur Gotik erkennen lässt.
"Die gotischen Elemente sehen sie, wenn sie nach oben gucken, die hohen Gewölbe, der lichte Raum mit dem Obergarden, das Chorpolygon. Diese gesamte gotische Umbauphase ist über längere Zeit geschehen und etwa in der Mitte des 15. Jahrhunderts abgeschlossen. Der Dom zeigt sich jetzt eigentlich als eine gotische Hallenkirche, gleichwohl sind romanische Reste erhalten, wie auch in der Bunten Kapelle oder in der Krypta."
In der Krypta funkeln heute die Kerzenlichter – und sie tauchen das tiefliegende und meist schummrige Gewölbe in einen feierlichen Glanz. So erfüllen sie die altehrwürdigen Gemäuer des Doms mit einer Stimmung, wie sie hier seit Jahrhunderten in sakralen Stunden immer wieder entsteht. Ein historischer und traditionsreicher Dom also, der seinen Geist bis heute bewahren konnte.
Weitere Informationen zur Stadt Brandenburg an der Havel finden Sie unter:
www.stg-brandenburg.de