Dienstag, 07. Mai 2024

Archiv

Christoph Wagner: "Jodelmania"
Die Wiederentdeckung des Jodelns

Das Jodeln sei eine vielschichtige musikalische Äußerung, die mit jeder anderen musikalischen Form leicht mithalten könne, sagte der Buchautor und Musikhistoriker Christoph Wagner im Dlf. Die Technik werde heute wieder von sehr avancierten Sängern verwendet und bekomme dadurch ganz andere Farben.

Christoph Wagner im Gespräch mit Christoph Vratz | 27.05.2019
    Der Jodlerclub Alphuettli beim Eidgenoessischen Jodlerfest in der Schweiz
    Der Jodlerclub Alphuettli beim Eidgenoessischen Jodlerfest in der Schweiz (imago/ epd)
    In seinem Buch "Jodelmania" hat der Musikjournalist und Musikhistoriker Christoph Wagner das Phänomen des Jodelns genauer unter die Lupe genommen - und auf seriöse historische Füße gestellt. Er habe sich dabei bewusst auf Bereiche konzentriert, in denen die Musik ernstgenommen werde "als ein kultureller Ausdruck der Alpen", der durch Migration in zahlreichen Weltgegenden verbreitet wurde.
    Vom Kommunikationsmittel zur Unterhaltung
    Es sei schwer zu sagen, wo die Ursprünge des Jodelns liegen, sagte Wagner. Der Begriff komme von "johlen", also einem freudigen Ausruf, und sei erstmals Ende des 18. Jahrhunderts aufgetaucht. Zu dieser Zeit seien auch die Alpen neu entdeckt worden. "Der Blick hat sich mit der Romantik verändert und damit wurde auch auf einmal das Jodeln entdeckt." Dieses Phänomen habe sich dann auch in ganz Europa verbreitet.
    Das Jodeln habe sich über die Jahre jedoch stark verändert und neue Formen angenommen: "Anfangs war es ein Kommunikationsmittel in den Bergen" – zum Beispiel, um die Kühe abends von den Weiden heimzurufen. "Daraus hat sich dann mit der Zeit das Jodellied entwickelt."
    Neue Formen des Jodelns
    Neue Formen hätten sich in der Hillbilly-Musik in Amerika gezeigt, wo das Jodeln in den 30er-Jahren regelrecht "zur Mode geworden" sei, sagt Wagner. Für die Amerikaner "ist es etwas Exotisches".
    Heute werde die Technik wieder bei ganz avancierten Vokalisten verwendet - wie zum Beispiel dem Schweizer Sänger Christian Zehnder. "Er verbindet das Jodeln mit dem Oberton-Gesang aus der Mongolei. Es bekommt dadurch auf einmal ganz andere Farben. (...) Das Jodeln ist so eine breite musikalische Äußerung, die mit jeder anderen musikalischen Form leicht mithalten kann."
    Christoph Wagner: "Jodelmania – Von den Alpen nach Amerika und darüber hinaus"
    Verlag Antje Kunstmann, 22 Euro
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.