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Cloudseeding
Wasser für die Wüste

In den boomenden Großstädten am Golf steigt der Wasserbedarf stetig, während die Niederschläge immer unzuverlässiger werden. So suchen Städte wie Dubai oder Abu Dhabi nach neuen und unkonventionellen Quellen für Wasser. Auch das Wetter zu manipulieren gehört zu den Optionen.

Von Karl Urban | 10.11.2017
    Blick auf die Sheikh Zayed Road und dessen Skyline im Emirat Dubai. Sie ist die Verbindungsstraße zwischen den Emiraten Dubai und Abu Dhabi.
    Für Wüstenstädte ist die Beschaffung von Trinkwasser essenziell (picture alliance / dpa / Robert Schlesinger)
    "Egypt has the river nile."
    Ägypten hat den Nil.
    "But when it comes to Saudi-Arabia, when it comes to UAE and the rest of the Arabian gulf countries: There is no rivers."
    Aber in Saudi-Arabien, den Emiraten und den anderen Golfstaaten gibt es keine Flüsse. Doch das ist es, was diesen Staaten laut Ali al Ahmed derzeit zu schaffen macht, dem Botschafter der Vereinigten Arabischen Emirate in Berlin.
    Steigender Wasserbedarf - weniger Niederschläge
    Es sind die boomenden Großstädte am Golf, deren Wasserbedarf jedes Jahr weiter steigt, während die Niederschläge immer unzuverlässiger werden. Viele Jahre lang wurde der Bedarf aus dem Grundwasser gedeckt, aber das wurde knapp. Heute stammt das Trinkwasser für Abu Dhabi oder Dubai deshalb hauptsächlich aus Meerwasser-Entsalzungsanlagen.
    "Die aber das Problem haben, dass das dann salzigere Wasser natürlich wieder zurückgegeben werden muss. Und das führt zu ökologischen Problemen und man braucht natürlich sehr viel Energie."
    Mit Flugzeugen dem Regen nachhelfen
    Andreas Behrendt vom Institut für Physik und Meteorologie an der Universität Hohenheim in Stuttgart forscht derzeit an einer Alternative: Er würde am liebsten die ausbleibenden Niederschläge zurückholen - indem er etwas nachhilft.
    "Man kann eine Wolke haben, die aus sehr vielen kleinen Tröpfchen besteht. Aber die sind so klein, dass es nicht oder sehr viel später zu einer Niederschlagsbildung kommt. Und wenn man das beeinflussen kann, hat man vielleicht die Chance, da ja den Regen zu machen."
    Beim Cloud Seeding starten Flugzeuge in feuchte und eiskalte Luftschichten und zünden dort an ihren Tragflächen montierte Fackeln. Diese versprühen feine Salzkristalle, die als Kondensationskeime wirken. Es bilden sich Eiskristalle; die beginnen zu fallen - und erreichen im besten Fall als Regen den Boden. Die Methode wird seit Jahrzehnten immer wieder erprobt. In den Emiraten sind derzeit sechs Niederschlags-Flugzeuge im Einsatz. Aber deren Erfolg ist umstritten, weil längst noch nicht klar ist, wo genau der beste Ort zum Versprühen der Partikel ist.
    Cloud Seeding verbessern durch genauere Messgeräte
    Andreas Behrendt will dem Cloud Seeding nun mit genauen Messgeräten für die Atmosphäre zum Durchbruch verhelfen.
    "Die Atmosphäre ist turbulent. Es ist nicht so, dass in der Atmosphäre gleichmäßige Vorgänge ablaufen, sondern es gibt Wirbel auf vielen Skalen: von kleinen Wirbeln auf der Millimeterskala bis zu hunderte Meter großen Wirbeln. Und die kann man schlecht erfassen."
    Die Forscher arbeiten mit einem neuartigen Niederschlagsradar sowie einem Lidar, also einem Lasermessgerät, das viele Kilometer entfernt sehr genau Windgeschwindigkeiten vermessen kann. Die Geräte sollen kleinräumige Wirbel erfassen: wenn etwa an einer Bergkette im Südosten der Emirate feuchte Luft aufsteigt. Die Flugzeuge des Emirs sollen durch die Ergebnisse aus Hohenheim ein bisschen früher aufsteigen können - und die Niederschläge dann endlich zuverlässig auslösen.
    "Es gibt theoretische Studien. Es gibt einzelne Fallstudien, die durchaus zeigen, dass man in die Richtung weiter gehen kann."
    Erfolgsaussichten unklar
    Die Emirate jedenfalls errichten derzeit Dutzende neue Staudämme, die möglichst viel des gefallenen Niederschlagswassers auffangen sollen, um es entweder zu nutzen oder um es versickern zu lassen und so den Grundwasserspiegel wieder aufzufüllen. Ob durch Cloud Seeding aber wirklich auch mehr Regen fällt, werden wohl nur weitere Experimente zeigen können.