Zum Thema Clubsterben in Metropolen, respektive Berlin, gibt es immer neue Anlässe. Aktuell kocht es in der Hauptstadt wieder wegen des befürchteten weiteren Ausbaus der Stadtautobahn A 100 auf, dem einige Clubs zum Opfer fallen würden. Auch wegen der Tatsache, dass immer wieder Locations von der Schließung bedroht sind, beziehungsweise wegen Lärmbelästigungsklagen von Anwohnern schon schließen mussten. Und drittens wegen drastischer Mieterhöhungen durch Investoren. Betroffen vom 17. Bauabschnitt der A 100 wäre zum Beispiel das "://about blank" am Markgrafendamm in Friedrichshain. Ein vierzehnköpfiges Kollektiv betreibt diesen Club, der sich nicht nur als gastronomischer Betrieb versteht, sondern als ein soziales und politisches Projekt, das alternative Formen des Zusammenlebens und -arbeitens erproben will.
Verkehrspolitischer Fehler
Als verkehrs- und umweltpolitischen Fehler bezeichnete Elisabeth Steffen, Sprecherin des Clubs, den Weiterbau der A 100 ab Treptower Park im Dlf. In der Berliner Koalition sei der hoch umstritten. Die Proteste dagegen sollten ein Zeichen sein, sich gegen den Bund zu stellen und die Entscheidung dafür noch einmal zu überdenken. Das Land könne beantragen, dass das Planfeststellungsverfahren in seiner Zuständigkeit bleibt, so Steffen.
Wir haben noch länger mit Elisabeth Steffen gesprochen -
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Die aktuellen Proteste richteten sich nicht gegen die Schließung einzelner Technoclubs, sondern gegen die Stadtentwicklung insgesamt, die man kritisch sehe. Zum Beispiel, weil immer mehr Freiflächen und Freiräume in Berlin der Bebauung zum Opfer fielen. Das Aktionsbündnis "A 100 stoppen" hoffe sehr, dass sich die Stimmung durch den grünen Aufwind gegen mehr Autostraßen drehen könnte. Das dem Ausbau zugrunde liegende Verkehrskonzept sei nicht zukunftsfähig. Stattdessen müsse der öffentliche Nahverkehr ausgebaut werden. In Berlin sehe man, dass es Wirkung zeigen könne, wenn die Stadtgesellschaft gegen Gentrifizierung und verkehrspolitische Entscheidungen auf die Straße gehe.
Nur die Spitze des Eisbergs
Das Reden vom Clubsterben in einer Stadt mit 280 solcher Einrichtungen greife zu kurz. Es sei ein griffiges Thema, aber nur die Spitze des Eisbergs, was das Problem Wohnungsmarkt und steigende Mieten angehe. Die Clubs hätten das Image der Stadt, eine freie, gelassene Feierkultur zu haben, auch selbst befördert. Es ziehe immer mehr Menschen in die Stadt, damit kämen aber auch immer mehr Immobilieninvestoren. Es gäbe jedoch Möglichkeiten, diesen Prozess zu verlangsamen, so Steffen.
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