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CO2-Polizei im All

Klimaforschung. - Wo entsteht das Treibhausgas Kohlendioxid und wie lässt es sich der Atmosphäre wieder entziehen? Diese Frage nach den Quellen und Senken des CO2 ist in der Klimaforschung immer noch nicht ausreichend beantwortet. Nun will man den globalen Kohlenstoffkreislauf mit Satelliten beobachten. Am Rande der Internationalen Konferenz für Erdsystemmodellierung in Hamburg diskutierte man Details dieses Projekts.

    Co2-Polizei im All die nichts anderes als Kohlendioxidflüsse in Atmo überwachen. der erste soll 2007 startklar sein. Idee der NASA. Erdumkreisendes Kohlenstoffobservatorium OCO. Beteiligt auch Experten aus anderen Ländern wie den Australier Peter Rayner, einen Spezialisten für globale Stoffkreisläufe: "Gerade sind entscheidende Finanzmittel für das Projekt freigegeben worden. Wir müssen schon heute die Rechenverfahren für dei Datenauswertung entwickeln. Das Ganze ist eine große Herausforderung. Niemand hat bisher eine reine CO2-Mission geflogen. Die Ergebnisse würden uns ungemein nützen. OCO startet genau dann, wenn die erste Abrechnungsperiode des Kyoto-Protokolls beginnt. Es gibt kaum einen passenderen Moment, um Kohlendioxid zu messen."

    16 Mal am Tag wird der CO2-Sheriff die Erde in 700 Kilometern Höhe umrunden. Er soll Messdaten liefern, um die strittigen Punkte in der CO2-Debatte zu klärten, sagt Peter Rayner, und zwar die Frage nach den biologischen Senken, die der Atmosphäre das Kohlendioxid entziehen: "Wir wissen, dass in den Tropen Urwald abgeholzt wird, ein wichtiger CO2-Speicher. Gleichzeitig beobachten wir, dass Bäume dort im Umfang zulegen, also mehr Kohlendioxid aufnehmen. Wie sieht nun die Bilanz aus: Sind die Tropen nun eine bedeutende Kohlenstoff-Quelle oder nicht? Das ist eine große offene Frage." Diese Frage ist vor allem auch politisch relevant, denn nach den Kyoto-Vereinbarungen soll es Gutschriften für Wälder und Aufforstungen geben. Möglicherweise wird aber gar nicht so viel CO2 gebunden, wie angenommen. OCO könnte hier für Klarheit sorgen.

    Die Konstruktion von OCO unterliegt gewissen Einschränkungen: Die NASA will aus Kostengründen das Observatorium nur mit einem Spektrometer bestücken. Das Gerät misst Wärmestrahlung in ausgesuchten Frequenzen, die vom Kohlendioxid in der Atmosphäre zurückgehalten werden. Der Haken dabei: die Messung benötigt eine externe Lichtquelle. "Sobald die Sonne untergeht, legt sich das Gerät schlafen", erklärt Rayner. Auch im Winter seien nur eingeschränkte Messungen möglich.

    [Quelle: Volker Mrasek]