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Comeback für den Schlabbes

Es gab keine Jury, keine Abstimmung und auch keinen ersten, zweiten, dritten Platz. Ganz entspannt ging es zu, wenn auf den Hörspieltagen in Rust der "Szlabbesz am Bande" (gesprochen: "Schlabbes") verliehen wurde. Den Metallkern einer Tonbandspule nämlich erhielten die Mitwirkenden jeder Produktion, die vom geladenen Fachpublikum begeisterten Applaus erntete.

Von Frank Olbert |
    Ursprünglich initiiert hatte das österreichische Hörspielmachertreffen der aus Mähren stammende Autor Jan Rys. In eine alte Mühle in Unterrabnitz lud er im Jahr 1971 zu den ersten Hörspieltagen, die einige Autorenkollegen und der ORF-Redakteur Günter Unger nach seinem Tod im Jahr 1986 in Rust weiterführten. Als Günter Unger vor zwei Jahren in Pension ging, schien es mit der Veranstaltung, die in der deutschsprachigen Hörspielszene ihrer entspannten und anregenden Atmosphäre wegen beliebt war, vorbei. Der Autor Helmut Peschina hat sie im letzten Jahr wieder belebt.

    Frank Olbert: Herr Peschina, wie kam es zur Wiederbelebung der Hörspieltage in Österreich?

    Helmut Peschina: Da war ein Jahr lang nichts. Und ich hab gedacht, wenn das ein zweites Jahr nicht stattfindet, ist das Geld der Subventionsgeber weg. Ich hab drei Institutionen angeschrieben, den Bund, das Land Niederösterreich und die Literarmechana - das ist die Verwertungsgesellschaft Wort in Österreich - und habe die von mir gedachte Summe auch zur Verfügung gestellt bekommen. Das war im Herbst. Im Frühjahr sollte die Tagung stattfinden. Die Zeit war also relativ knapp. Ich hab bei den Einladungen sicher einige vergessen, die mir heute noch gram sind, aber ich hab gedacht: Wenn ich das jetzt nicht durchziehe, dann ist noch ein Jahr Pause und dann wird es vielleicht nie mehr zustande kommen. Das war in Horn, in Niederösterreich, etwa 100 km nordwestlich von Wien. Dieses Jahr haben wir in der "Villa Berging", in der Nähe von Neulenkbach getagt.

    Olbert: Sie laden Autoren, Regisseure, Dramaturgen mit ihren aktuellen Produktionen ein?

    Peschina: Wir hatten dieses Mal im Ganzen 23 Termine. Der davon waren Lesungen noch nicht produzierter Hörspiele, das andere fertige Produktionen. Nach den Vorführungen oder Lesungen wird über das Gehörte diskutiert.

    Olbert: Gibt es denn den " Szlabbesz " noch?

    Peschina: In Horn habe ich darauf verzichtet. Aber für dieses Jahr bestand der Wunsch, den Szlabbesz wieder zu vergeben. Wir haben aber gesagt, das müsste anders sein. Früher war es der Bobby, der Metallkern einer Tonbandspule. Heuer haben wir gesagt: Machen wir eine CD. Die Diskussionen werden aufgenommen und der Gewinn ist jetzt eine CD mit der aufgenommenen Diskussion über diese Produktion oder Lesung.

    Olbert: Sie haben sich also auf die digitalen Zeiten eingestellt.

    Peschina: Wir sind moderner geworden.

    Olbert: Wer hat den Szlabbesz denn gewonnen?

    Peschina: Der erste - von der Reihenfolge her - wurde für die Hörspieladaption des Romans "Die Wolfshaut" von Hans Lebert vergeben. Dann gab es Auszeichnungen für das Hörspiel "Die vierzehnte Provinz" von Volker Braun und für das Hörspiel "Der Agonietroll" von David Zane Mairowitz.

    Olbert: Wird es im nächsten Jahr auch wieder Hörspieltage geben?

    Peschina: Es waren alle dafür, dass es nächstes Jahr weitergeht, und zwar am selben Ort.