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Comeback für die Dose

Nach einigen Supermärkten führt in dieser Woche auch Penny die Dose wieder ein. Der Discounter, der Nachhaltigkeit verspricht, behauptet, diese Getränkedose sei eine andere als zuvor. Stimmt das oder wird die Ökobilanz nur schöngerechnet?

Von Dieter Nürnbeger | 03.06.2010
    Noch im Laufe dieses Monats wird in den rund 2400 Filialen der Supermarktkette Penny die Getränkedose zurückkehren. Konkret geht es um die 0,33- und die 0,5 Liter-Dose – verwendet für Bier und für alkoholfreie Getränke. Penny gehört zum Rewe-Konzern und ausschlaggebend für diese Entscheidung seien vor allem die Kundenwünsche gewesen, sagt Konzernsprecher Andreas Krämer. Die mit der Dose verbundenen ökologischen Kriterien, die in der Vergangenheit stets kontrovers diskutiert wurden, hält Krämer inzwischen für überholt:

    "Man muss klar sagen, dass wir in Deutschland mittlerweile eine Recyclingquote von über 90 Prozent haben. Hieran ist klar zu sehen, dass die Dose durch das Pfand wieder zurückgegeben wird. Damit sie zum einen nicht in der Umwelt landet, und zum anderen auch wiederverwertet wird. Und das wirkt sich sicherlich positiv auf die Bilanz der Dose aus. Wir müssen auch berücksichtigen, dass die Dose für uns logistisch einfacher zu handeln ist, weil letztendlich weniger Luft transportiert wird."

    Ob andere Discount-Supermärkte diesem Beispiel folgen werden, ist noch unklar. Rewe spricht bislang von einer Einzelentscheidung des Konzerns. Vor Einführung des Dosenpfandes lag der Anteil dieser Verpackungsart im deutlich zweistelligen Bereich. Die Statistiken sind nicht einheitlich, doch liegt der Anteil der Dose heute wohl bei rund zwei Prozent. Und die heutige Dose, so Rewe, sei auch nicht vergleichbar mit der Dose vor Einführung des Pfandes 2003. Unternehmenssprecher Andreas Krämer:

    "Es ist von der Industrie daran gearbeitet worden – so ist das Material leichter geworden. Durch eine bessere Konstruktion wurde erreicht, dass etwa 30 Prozent des Gewichts eingespart werden kann. Somit wurde in den vergangenen Jahren recht intensiv daran gearbeitet, auch die Ökobilanz der Dose kontinuierlich weiter zu verbessern."

    Doch genau diese Argumentation wird von Umweltverbänden angezweifelt. Maria Elander von der Deutschen Umwelthilfe ist Expertin für Kreislaufwirtschaft. Sie ist gestern einkaufen gegangen. Vor ihr stehen Dosen eines bekannten Getränkeherstellers und eine Grammwaage. Elander hat Dosen aus dem Jahr 2006 mit denen von heute verglichen. Verändert hat sich Form und Größe der Dose – doch ihr Urteil, sozusagen nachgewogen, ist eindeutig:

    "Wir haben festgestellt, dass eine 0,33-Liter-Dose von "Coca-Cola" um 0,3 Gramm leichter geworden ist – also eine Verringerung des Gewichts um ungefähr ein Prozent. Aber wir sehen auch Entwicklungen mit kleineren Dosen, die nur 0,25 Liter beinhalten: Die sind genauso schwer wie die 0,33-Liter-Dosen. Das heißt, es gibt nun Dosen auf dem Markt, die auf den Liter gerechnet, in den vergangenen Jahren deutlich schwerer geworden sind."

    Das andere Öko-Argument, dass die Dose heutzutage zu über 90 Prozent recycelt werde, stimme wohl. Dafür sorge das Pfandsystem, egal ob Mehrweg- oder Einweg. Die Leute würden die Verpackungen zu über 90 Prozent zurückbringen, egal ob Glas, Plastik oder Blech. Von einem Comeback der Dose geht die Deutsche Umwelthilfe nicht aus. Sie macht aber einzelnen Getränkeherstellern den Vorwurf, die Dose wieder verstärkt in den Markt drücken zu wollen.

    "'Coca Cola' macht in diesem Jahr eine Aktion, bei der 20 Millionen Dosen kostenfrei verteilt werden sollen. Nur um die neue 0,25-Liter-Dose, die genauso viel wiegt wie die 0,33-Liter-Dose, auf dem markt zu platzieren."

    Letztendlich wird wohl der Verbraucher durch seine Kaufentscheidung darüber abstimmen, ob die ökologisch umstrittene Dose in Deutschland wieder vermehrt zum Einsatz kommt. Zurückgeben kann der Kunde die Dose mit dem Einwegpfandzeichen auf jeden Fall bei Penny – und bei allen anderen Geschäften, vorausgesetzt auch diese haben überhaupt Getränkedosen im Angebot. So zumindest sieht es die Verpackungsverordnung vor.