Schon drohte der Mars-Satellit trotz aller Erfolge im Lärm um den US-"Spirit" unterzugehen. Jetzt vermag das Projekt doch mit seiner ersten beeindruckenden Aufnahme der Valles Marineris zu punkten. Gestochen scharf und überdies dreidimensional stellt das Photo die Konturen der rund 3000 Metern tiefen Schluchten dar. Kritikern dauerte es allerdings zu lange bis zu diesem Erfolg, der sich sehen lassen kann, denn erst 25 nach der Ankunft liefert "Mars Express" öffentlichkeitswirksame Bilder. Auch im Internet war bislang die Aufmerksamkeit, die ESA ihrem eigenen Vorhaben unter http://mars.esa.int zuteil werden ließ, irritierend verhalten. So zeigen verschiedene Beiträge etwa einige Marsbilder, die aber pikanterweise von NASA-Sonden stammen. Dafür dokumentiert ein Foto den Einbau eines Instruments in "Mars Express" auf der Erde. Auch der "ESA-Mars-Wetterbericht" vermag mit seiner schlecht erkennbaren Grafik kaum zu erhellen, ob "Beagle 2" möglicherweise in einem Sandsturm festsitzt oder in prallem Sonnenschein glänzt. Untermalt wird auch dies von einer Darstellung einer US-Sonde sowie vom Porträt eines jungen Kölner Wissenschaftlers. Klickt man dann aber neugierig auf den Link zu dessen "Institut für Geophysik und Meteorologie", erfährt man einiges über die "Diplomprüfungsordnung für den Studiengang Geophysik an der Universität zu Köln". So ganz, mag man meinen, scheint Europa wohl doch noch nicht so ganz am Mars angekommen zu sein.
Dabei hatte alles so hoffnungsfroh und mit formidablem Vorsprung vor der US-Konkurrenz beim Zieleinlauf begonnen. Ganze neun Tage vor "Spirit" war Mars Express am Ziel, musste dann aber erst in stark elliptischen Kurven um den Planeten heruntergebremst werden, um schließlich am 3. Januar seine Betriebsumlaufbahn zu erreichen. Dann erst konnten die wissenschaftlichen Messungen beginnen: "Bereits am 5. Januar erhielten wir von Aspera - ein Instrument zur Beobachtung von Solarwinden - erste Daten, die aber erst justiert und analysiert werden müssen", so Landeau-Constantin. Wie man die Selbstdarstellung professionell angeht, können die ESA-Raumfahrer von der NASA lernen: Während erste Plasmadaten in die ESA-PC tröpfelten und man sich noch immer verzweifelt nach dem vermissten Lander umsah, verzückte die US-amerikanische Weltraumadministration weltweit Millionen von Zuschauern mit einer Rundumaufnahme eines Geröllfeldes auf dem Mars - obwohl sich dies für den Laien kaum von den rund 30 Jahre alten Viking-Bildern unterscheidet. Immerhin holt jetzt die Europäische Weltraumagentur zum PR-Coup aus: für den kommenden Freitag versprechen die Forscher gleich acht weitere spektakuläre Marsbilder.
[Quelle: Dirk Lorenzen]