Ein großer, wunderschön blau und grün gekachelter Innenhof im maurischen Stil mit einem demolierten Raubtierkäfig in der Mitte, und zwei amerikanischen GIs als Wachen davor - so beginnt "Bengal Tiger at the Baghdad Zoo". Im Käfig steht Robin Williams mit Vollbart und abgetragenen Kleidern und starrt das Publikum an: "Yeah, I am a fucking tiger in fucking Baghdad."
Tom, einer der der beiden Soldaten, hat bei der Plünderung des Palasts der beiden Söhne von Saddam Hussein einen goldenen Toilettensitz und eine goldene Pistole erbeutet. Damit will er sich ein angenehmes Leben in "fucking America" ermöglichen. Doch leider beißt ihm der Tiger bei dem Versuch, ihn zu füttern, seine rechte Hand ab, worauf Kev, der andere Soldat, den Tiger mit genau der goldenen Pistole erschießt.
Doch in Rajiv Josephs Stück lebt man als Toter weiter und so zieht der Tiger als Geist durch Bagdad und philosophiert über sein Schicksal und die Dummheit der Löwen und Menschen. Und er ist nicht der einzige Geist an diesem Abend. Da ist zum Beispiel der Geist von Soldat Kev, der sich später umbringen wird. Er kann plötzlich Arabisch sprechen und erkennt leider zu spät, wie viel es in diesem Leben zu lernen gibt. Oder der Geist von Uday, Saddam Husseins Sohn, der sich nach den schönen Foltertagen zurücksehnt und den Übersetzer Musa verspottet, der früher sein Gärtner war und nun für die Amerikaner arbeitet. Und da gibt es noch Hadai, Musas Schwester, die von Uday zu Tode vergewaltigt wurde und doch nur den Garten ihres Bruders sehen wollte.
Musa, der irakische Übersetzer, ist die eigentliche Hauptperson des Stücks. Zwischen der grausamen Vergangenheit einerseits und den ihn aufgrund ihrer Vulgarität zunehmend anwidernden Amerikaner andererseits sucht er nach einer neuen Identität. Soldat Tom hingegen sucht nur seine goldene Pistole und leidet darunter, dass er, seit er eine Hand beim Tiger gelassen hat, nicht mehr richtig masturbieren kann.
"Bengal Tiger at the Baghdad Zoo" ist eine ziemlich willkürliche Mischung aus CNN-artigem Doku-Realismus und Ghoststory, zusammengehalten von einem Tiger, der nicht nur philosophiert, sondern auch mit möglichst vielen Fäkalausdrücken Gott verspottet. Robin Williams macht das, als spiele er eines jener Stand-Up-Comedy-Programme, mit denen er jährlich die amerikanischen Truppen im Irak und in Afghanistan erheitert. Regisseur Kaufman spart nicht an makabren Szenen und viel Blut, und die poetische Bühne von Derek McLane macht den Abend visuell zu einem Erlebnis. Aber all diese Zutaten machen noch keinen überzeugenden Theaterabend.
Vor lauter "Fuck", "Shit" und "Bitch" ist die Sprache so flach und oberflächlich, dass man die amerikanischen Soldaten keinen Moment wirklich ernst nimmt. Die Situationen sind absurd und oft komisch, aber das Material wirkt verwässert, die Mischung zwischen Traum und Wirklichkeit willkürlich und unentschieden. Die Geschichte kommt symbolisch und tiefsinnig daher, kann aber beim rechten Hinschauen nicht halten, was sie verspricht. Mit Ausnahme von Musa besitzt keiner der Charaktere Tiefgang, und für eine schwarze Komödie sind die Situationen nicht satirisch genug, erschöpfen sich in rein makabrem Humor, dem die Aggressivität fehlt.
Vor allem aber ärgert, dass die über allem schwebende Aussage, dass diese Welt letztendlich so ist wie sie ist und Gott schuld an allem hat, das liberale amerikanische Gewissen bedient, dass die guten Jungs da leider in eine schreckliche unmoralische Situation geraten sind, für die sie nichts können. Gerade nach den Geschehnissen in Abu Ghraib und den Verurteilungen von Soldaten wie Steven Green 2006 im Irak und zuletzt Jeremy Morlock für Mord, Raub, Vergewaltigung und Trophäenhandel in Afghanistan bleibt da ein sehr schaler Nachgeschmack.
Wenn man dem Pulitzerpreis-Komitee glauben soll, dann ist Rajiv Joseph einer der viel versprechendsten neuen Autoren des amerikanischen Theaters. Doch ein durchaus gekonntes Spiel mit Theaterformen und ein provokatives Thema machen noch keinen Meister. Noch scheinen die Lorbeeren eine Behauptung zu sein. Das fand wohl auch das Publikum. Nach einem sehr kurzen Pflichtapplaus warteten viele Fans am Bühneneingang auf Robin Williams. Vom Stück bleibt wenig mehr als sein Star-Ruhm.
Tom, einer der der beiden Soldaten, hat bei der Plünderung des Palasts der beiden Söhne von Saddam Hussein einen goldenen Toilettensitz und eine goldene Pistole erbeutet. Damit will er sich ein angenehmes Leben in "fucking America" ermöglichen. Doch leider beißt ihm der Tiger bei dem Versuch, ihn zu füttern, seine rechte Hand ab, worauf Kev, der andere Soldat, den Tiger mit genau der goldenen Pistole erschießt.
Doch in Rajiv Josephs Stück lebt man als Toter weiter und so zieht der Tiger als Geist durch Bagdad und philosophiert über sein Schicksal und die Dummheit der Löwen und Menschen. Und er ist nicht der einzige Geist an diesem Abend. Da ist zum Beispiel der Geist von Soldat Kev, der sich später umbringen wird. Er kann plötzlich Arabisch sprechen und erkennt leider zu spät, wie viel es in diesem Leben zu lernen gibt. Oder der Geist von Uday, Saddam Husseins Sohn, der sich nach den schönen Foltertagen zurücksehnt und den Übersetzer Musa verspottet, der früher sein Gärtner war und nun für die Amerikaner arbeitet. Und da gibt es noch Hadai, Musas Schwester, die von Uday zu Tode vergewaltigt wurde und doch nur den Garten ihres Bruders sehen wollte.
Musa, der irakische Übersetzer, ist die eigentliche Hauptperson des Stücks. Zwischen der grausamen Vergangenheit einerseits und den ihn aufgrund ihrer Vulgarität zunehmend anwidernden Amerikaner andererseits sucht er nach einer neuen Identität. Soldat Tom hingegen sucht nur seine goldene Pistole und leidet darunter, dass er, seit er eine Hand beim Tiger gelassen hat, nicht mehr richtig masturbieren kann.
"Bengal Tiger at the Baghdad Zoo" ist eine ziemlich willkürliche Mischung aus CNN-artigem Doku-Realismus und Ghoststory, zusammengehalten von einem Tiger, der nicht nur philosophiert, sondern auch mit möglichst vielen Fäkalausdrücken Gott verspottet. Robin Williams macht das, als spiele er eines jener Stand-Up-Comedy-Programme, mit denen er jährlich die amerikanischen Truppen im Irak und in Afghanistan erheitert. Regisseur Kaufman spart nicht an makabren Szenen und viel Blut, und die poetische Bühne von Derek McLane macht den Abend visuell zu einem Erlebnis. Aber all diese Zutaten machen noch keinen überzeugenden Theaterabend.
Vor lauter "Fuck", "Shit" und "Bitch" ist die Sprache so flach und oberflächlich, dass man die amerikanischen Soldaten keinen Moment wirklich ernst nimmt. Die Situationen sind absurd und oft komisch, aber das Material wirkt verwässert, die Mischung zwischen Traum und Wirklichkeit willkürlich und unentschieden. Die Geschichte kommt symbolisch und tiefsinnig daher, kann aber beim rechten Hinschauen nicht halten, was sie verspricht. Mit Ausnahme von Musa besitzt keiner der Charaktere Tiefgang, und für eine schwarze Komödie sind die Situationen nicht satirisch genug, erschöpfen sich in rein makabrem Humor, dem die Aggressivität fehlt.
Vor allem aber ärgert, dass die über allem schwebende Aussage, dass diese Welt letztendlich so ist wie sie ist und Gott schuld an allem hat, das liberale amerikanische Gewissen bedient, dass die guten Jungs da leider in eine schreckliche unmoralische Situation geraten sind, für die sie nichts können. Gerade nach den Geschehnissen in Abu Ghraib und den Verurteilungen von Soldaten wie Steven Green 2006 im Irak und zuletzt Jeremy Morlock für Mord, Raub, Vergewaltigung und Trophäenhandel in Afghanistan bleibt da ein sehr schaler Nachgeschmack.
Wenn man dem Pulitzerpreis-Komitee glauben soll, dann ist Rajiv Joseph einer der viel versprechendsten neuen Autoren des amerikanischen Theaters. Doch ein durchaus gekonntes Spiel mit Theaterformen und ein provokatives Thema machen noch keinen Meister. Noch scheinen die Lorbeeren eine Behauptung zu sein. Das fand wohl auch das Publikum. Nach einem sehr kurzen Pflichtapplaus warteten viele Fans am Bühneneingang auf Robin Williams. Vom Stück bleibt wenig mehr als sein Star-Ruhm.