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Comic
Tribute to Krazy Kat

Behandelt wird der Comic immer noch als neues Medium, dabei gibt es moderne Comic Strips im Stil der "Peanuts" oder "Garfield" seit inzwischen 100 Jahren. Einer der allerersten drehte sich um die Abenteuer der Katze "Krazy Kat", und dieser Comic wird jetzt vom Kölner Ensemble Musikfabrik mit einem multimedialen Konzert geehrt. Premiere ist in Dresden.

Von Kai Löffler | 22.10.2014
    "Ich hab eine Menge Krazy-Cat-Comics gelesen und sie dann beiseite gelegt und mein ganz eigenes Ding gemacht."
    Paul Barrit hat elf Kurzfilme animiert für "When Love Hurts: A Tribute to Krazy Kat". Mitglieder des Kölner Ensembles Musikfabrik, viele selbst Comic-Fans, hatten die exzentrische Idee, Krazy Kat mit der Musik des Komponisten Harry Partch zu mischen.
    Ein Streit, der seit 100 Jahren anhält: Lange bevor Wile E. Coyote für den flinken Vogel "Road Runner" elaborate Fallen gebaut hat und lange bevor Elmer Fudd Jagd auf Bugs Bunny gemacht hat, haben sich gezeichnete Katzen und Mäuse bekriegt. Vor Itchy und Scratchy aus den "Simpsons" gab es Tom und Jerry – und lange vor ihnen gab es Krazy Kat und Ignatz.
    1913 hat George Herriman Krazy Kat gezeichnet; für viele ist es der erste moderne Comic. Als Strip und Cartoon hatte er noch Jahrzehnte nach Herrimans Tod Erfolg – und ist bis heute einflussreich:
    "Das Katz- und Mausgenre ist endlos; da gibt es immer wieder neues und das wird noch hunderte Jahre so weitergehen. Itchy & Scratchy lehnt sich zum Beispiel auf viele Arten an Krazy Kat an."
    Zum Soundtrack haben außerdem zwei zeitgenössische Komponisten Musik beigesteuert: David Lang und Oscar Bettison: "Mein erster Eindruck war, dass das absolut verrückt ist und keinen Sinn ergibt. Es gibt zwar eine Geschichte, eine Dramaturgie, aber ich wünsche mir das Leute danach sagen 'Das war eine bescheuerte Idee, das war völlig verrückt'."
    Die Idee hinter Herrimans Strips, einer Variation von David gegen Goliath, ist so einfach wie genial: Am Ende jeder Geschichte wirft die bösartige Maus Ignatz der friedfertigen Krazy Kat einen Ziegelstein an den Kopf.
    Herrimans Figuren waren allerdings nicht die einzige Inspiration für Barrits Kurzfilme: "Es gibt Ähnlichkeiten zu George Herrimans Cartoons, zum Beispiel dass die Wüste vorkommt, aber ich habe vor allem etwas Eigenes gemacht. Der Inhalt ist mehr von Harry Partch inspiriert als von Herriman."
    Bettisons Krazy-Kat-Kompositionen erinnern an Partch, greifen aber auch Ideen aus alter Cartoon-Musik auf – und das, obwohl seine Musik sonst ganz anders klingt.
    "Meine Musik war vorher vor allem düster und schwer, deshalb wollte ich unbedingt mal etwas leichtes und fast schon cartoonartiges schreiben."
    Überhaupt spielt Humor eine große Rolle in "A Tribute to Krazy Kat", sagt Bettison. "Wir wollten auf jeden Fall Spaß haben. Mit Spaß in hoher Kunst ist das so eine Sache, das hat fast etwas Verbotenes. Mir gefällt der Gedanke, dass sich das für uns als ernste Musiker und Künstler vielleicht nicht gehört."
    Oscar Bettison: "Am ehesten ist es wohl ein Konzert mit Video-Begleitung. Aber es ist auch ein Film mit Musik."
    Paul Barrit: "Es ist schon schade, dass keine Stummfilme mehr gedreht werden. Im Grunde genommen ist es das, neue Musik für Filme ohne Ton."
    Oscar Bettison: "Aber es ist mehr als das; es passiert auch etwas live, auf der Bühne. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber gibt ein Theater-Element. Es ist eine richtige Show."
    Ob das wirklich zusammenpasst oder nicht, die Mischung von zeitgenössischer klassischer Musik und Animationsfilmen in einer multimedialen Bühnenshow ist auf jeden Fall originell. George Herriman hätte sich wahrscheinlich gewundert.
    "Die Idee aus diesen Cartoons etwas Ernstes zu machen ist eigentlich grauenvoll. Es funktioniert auf jeden Fall, obwohl es das nicht sollte."