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Commerzbank verfehlt Gewinnziel

Die Commerzbank bleibt hinter ihren eigenen Erwartungen zurück. Der Gewinn im ersten Quartal brach um mehr als 60 Prozent ein. Doch der teilverstaatlichte Konzern kann sich zumindest eines zugutehalten: Die Kapitalanforderungen der Aufseher konnten vorfristig erfüllt werden.

Von Brigitte Scholtes | 09.05.2012
    Die Commerzbank hat im ersten Quartal unter dem Strich 370 Millionen Euro verdient - nach 985 Millionen Euro vor einem Jahr. Das aber hat die Bank in Kauf genommen, um sie ihre Kapitallücke zu schließen: 5,3 Milliarden Euro Eigenkapital fehlten ihr noch im November, hatte damals die Europäische Bankenaufsicht EBA festgestellt. Diese Lücke zu stopfen war vordringliches Ziel der letzten Monate, und das hat das Institut durch eine Vielzahl von Maßnahmen jetzt erreicht - sie hat sogar noch einen zusätzlichen Puffer von 1,1 Milliarden Euro aufgebaut, sagt der seit Anfang April amtierende Finanzvorstand Stephan Engels:

    "Wir haben hier aus eigener Kraft drei Monate vorher als ursprünglich geplant und vorhergesehen unser Ziel erreicht bzw. übertroffen. Wir werden jetzt den Rest des zweiten Quartals konsequent weiterarbeiten, sodass wir zum 30.6. mit einem komfortablen Puffer abschließen können."

    Bis dahin müssen die Banken, so will es die EBA, eine Kernkapitalquote von neun Prozent aufbauen als auch einen Puffer für eine etwaige Verschärfung der Staatsschuldenkrise. Risiken hat die Commerzbank deshalb weiter abgebaut, sie hält jetzt auch in dem entsprechenden Bereich Asset Based Finance oder ABF nur noch gut zwölf Milliarden Euro an Staatsanleihen. Stephan Engels:

    "Im Bereich ABF haben wir unseren Bereich an griechischen Staatsanleihen komplett verkauft. Wir haben im Bereich Commercial Real Estate eine deutlich bessere Entwicklung als in den Vorjahren, hier tragen unsere Restrukturierungsbemühungen klare Früchte."

    Unter Commercial Real Estate wird auch die Immobilientochter Eurohypo verbucht. Die EU-Kommission hatte der Commerzbank vor einigen Wochen erlaubt, dass sie diese abwickeln darf, statt sie zu verkaufen, ein Käufer war nämlich nicht zu finden. Diese Restrukturierung belastet die Bilanz weiter, sodass die Bank unter anderem deshalb von ihrem Ziel abgerückt ist, im ersten Halbjahr operativ 1,2 Milliarden Euro zu verdienen. Denn neben der Eurohypo habe man auch weitere Verbindlichkeiten neu bewerten müssen. Ohne die Sondereffekte wäre das operative Ergebnis der Bank gegenüber dem Vorjahr fast stabil geblieben. Der Commerzbank kam jedoch auch das günstige konjunkturelle Umfeld in Deutschland zugute, so konnte sie die Risikovorsorge um knapp ein Drittel zurückfahren. Für das laufende Jahr gab sich Finanzvorstand Engels auf einer Telefonkonferenz jedoch noch vorsichtig:

    "Die europäische Staatsschuldenkrise wird die Ertragslage der Bank auch in den kommenden Monaten vor Herausforderungen stellen. Die Kernbank bleibt jedoch auch in einem schwierigen Marktumfeld dank ihres kundenorientierten Geschäftsmodells gut aufgestellt. Vorbehaltlich einer stabilen konjunkturellen Lage streben wir in der Kernbank weiterhin ein solides operatives Ergebnis für das Jahr 2012 an."

    Eine detailliertere Prognose will die Bank nicht abgeben. Das Geschäft mit dem Mittelstand und Osteuropa macht ihr dabei weiter Freude, während das Privatkundengeschäft etwas schwieriger verläuft.