Dienstag, 23. April 2024

Archiv


Computer? Ganz normal!

Anfang des Jahrtausends hat der Hochtaunuskreis im reichen Frankfurter Speckgürtel das digitale Zeitalter an den Grundschulen eingeläutet: PC-Räume, ausgestattet mit modernen Computerarbeitsplätzen - im republikweiten Vergleich vom Feinsten. Die Buchfinkenschule im hessischen Usingen ist sogar noch länger am Netz.

Von Anke Petermann | 31.10.2009
    Im hellen, modernen PC-Raum mit 22 Arbeitsplätzen loggen sich die Erstklässler Natalie, Jana und Konstantin in die digitale Lernwerkstatt ein, klicken da ihre Klasse, die Froschklasse, an und bekommen eine Auswahl an altersgerechtem Übungsmaterial angeboten.

    Natalie und Gabriele Strouhal: "Mathe will ich machen." - "Dann geh auf Mathe, wo ist Mathe?" - "Ich glaub' hier." - "Ja blau, da hatten wir ja verschiedene Sachen gemacht." - "Ich weiß, was ich machen will, das ist das, wo man so ganz schnell zählen muss. Mache ich mal die Fünf."

    Natalie hat sich für eine Art elektronisches Rechenbrett entschieden, auf dem sich in kurzen Abständen jeweils ein paar blaue Kugeln verschieben.

    "Wichtig ist, dass sie ganz schnell erkennen muss, wie viele es sind. Das ist ganz, ganz wichtig, gehört auch zu den Blitzrechenübungen unseres Mathebuchs, dass die Kinder auf Anhieb erkennen, welche Anzahl das ist. Wir haben also einen Plan für diesen Raum, und die Klassen tragen sich mit mindestens zwei Stunden in der Woche ein. Und dann sagt man zum Beispiel eine Mathestunde, eine Deutschstunde. Die Kinder üben sehr motiviert. Die haben da einfach Spaß, Die haben da ihre "Taler", die sie bekommen, ich kann nachher kontrollieren, haben sie Fehler gemacht, wie viele Fehler haben sie gemacht, das kriege ich normalerweise im Klassenzimmer gar nicht so mit."

    So Gabriele Strouhal, stellvertretende Schulleiterin und IT-Beauftragte, für die Kinder einfach Stro-Stro. Mit dem Begriff Internet können die Sechs- und Siebenjährigen noch nichts anfange, doch ihr erstes Projekt steht unter dem Titel "tabalugas-treffen-buchfinken.de" schon drin. Als Kindergartenkinder nahmen die heutigen Erstklässler am sogenannten Alphaprojekt teil, gemeinsam mit Viertklässlern der Buchfinkenschule dachten sie sich eine Fotostory über die Alphas aus, das sind lustige Gummibuchstaben. G wie Gurke, erinnert sich Konstantin:

    "Die Gurke war so wie eine Gurke und am Ende waren dann die Augen, und die hatte so Pickel drauf, und war ganz grün - die hatten wir." - "Da ist die Gurke mit einer Giraffe, und das haben die Kinder alles mitgebracht und haben dann die Fotos gemacht, und hier sind die Texte dazu. So: 'Stro-Stro isst gern grüne Gurken'."

    Was die Lehrerin durch herzhaftes Abbeißen auf dem Foto dokumentiert. Konstantin war so fasziniert von den lustigen Alphas, dem gemeinsamen Fotografieren und Schreiben mit seinem Paten aus der vierten Klasse, dass er wie von selbst lesen lernte - noch als Vorschüler:

    "Weil vor dem Alphaprojekt konnte ich gar nicht mal die ganzen Buchstaben. Durch das Alphaprojekt habe ich die ganzen Buchstaben gelernt. Das war der David, der konnte mir so Lesen beibringen. Ich habe schon 'die' gelesen, aber sonst konnte ich nichts lesen, aber jetzt kann ich schon fast alle Wörter."

    Auch die Viertklässler profitierten - vor allem im Sozialverhalten, meint Gabriele Strouhal:

    "Die mussten also wirklich ja die Kleinen anleiten am PC, aber sie hatten immer den Auftrag, nicht alles allein zu machen und die Kleinen daneben sitzen zu lassen, sondern die Kleinen sollten sehr wohl auch schreiben am PC, und dann haben die wirklich mit den Kleinen gesessen und haben die angeleitet und mussten sehr viel Geduld üben, mussten manchmal etwas strenger sein, und manchmal sind sie wirklich an ihre Grenzen gestoßen, was den Umgang mit den Kleinen anging, weil die nicht immer ganz einfach waren."

    Verknüpft mit dem Tandemprojekt war eine einjährige medienpädagogische Weiterbildung, an der die stellvertretende Leiterin der Buchfinken-Grundschule und die Chefin der benachbarten Tabaluga-Kita teilnahmen. Vor- und Grundschüler lernen am PC und im Netz am besten, wenn sie alle kreativen Möglichkeiten ausschöpfen, war die Erkenntnis:

    "Eben das Bearbeiten von Bildern, das Selbst-Erstellen von Bilderbüchern, das Drehen von Filmen, oder das Film-Gestalten mit 'Paint' das sind die ganz neuen Sachen."

    Demnächst werden Konstantin, Natalie und Jana auch zu Bloggern.

    "Im Moment muss ich den Klassenblog noch schreiben, weil die Kinder noch nicht in der Lage sind, längere fehlerfreie Texte zu schreiben, aber im zweiten Schuljahr werden wir es selber machen. Ich schreibe im Moment fast jeden Tag auf, was wir in der Schule machen. Es gibt ganz viele Bilder, die Eltern können sich das angucken. Die Hausaufgaben stehen im Klassenblog, sodass man da auch zur Not noch mal nachgucken kann, falls es ein Kind nicht abgeschrieben hat, erübrigt sich die Telefoniererei, und die Eltern haben Einblick in das, was wir hier tun, das ist sozusagen etwas gläsern."

    Links:

    www.froschklasse.de
    www.tabalugs-treffen-buchfinken.de