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Computergesteuerte Unkrautspritze sieht, wo und wie viel sie sprühen muss

Bitte fahren! Wir haben hier die Bilder, die jetzt aufgenommen werden. Da werden pro Sekunde zwei Bilder von jeder Kamera aufgenommen, und zu jeder Aufnahmesequenz, sprich jedem Bild von jeder Kamera ist auch ein GPS-Datenpack dabei. Im Moment sehen wir den Fahrtzyklus so, wie wir fahren. Jede Sekunde werden zwei Bilder aufgenommen, die ein Viertel qm betragen. Dadurch, dass die Kameras in drei Metern Abstand sind bei normaler Fahrtgeschwindigkeit, nehmen wir pro Hektar ungefähr 1000 qm auf. Das heißt 10 Prozent der Pflanzenmasse des Bodens werden erfasst mit diesem Programm. Im Moment fahren wir sehr langsam. Ansonsten kann man sagen, dass wir mit dem System, was natürlich ein Prototyp ist, in der Stunde etwa 5 Hektar bearbeiten können bei einer Arbeitsbreite von neun Metern. Wenn so was in Serie gehen sollte, dann wären größere Arbeitsbreiten, aber auch schnellere Geschwindigkeiten möglich.

Von Ursula Mense | 13.05.2003
    Bitte fahren! Wir haben hier die Bilder, die jetzt aufgenommen werden. Da werden pro Sekunde zwei Bilder von jeder Kamera aufgenommen, und zu jeder Aufnahmesequenz, sprich jedem Bild von jeder Kamera ist auch ein GPS-Datenpack dabei. Im Moment sehen wir den Fahrtzyklus so, wie wir fahren. Jede Sekunde werden zwei Bilder aufgenommen, die ein Viertel qm betragen. Dadurch, dass die Kameras in drei Metern Abstand sind bei normaler Fahrtgeschwindigkeit, nehmen wir pro Hektar ungefähr 1000 qm auf. Das heißt 10 Prozent der Pflanzenmasse des Bodens werden erfasst mit diesem Programm. Im Moment fahren wir sehr langsam. Ansonsten kann man sagen, dass wir mit dem System, was natürlich ein Prototyp ist, in der Stunde etwa 5 Hektar bearbeiten können bei einer Arbeitsbreite von neun Metern. Wenn so was in Serie gehen sollte, dann wären größere Arbeitsbreiten, aber auch schnellere Geschwindigkeiten möglich.

    Die Sonne brennt schon heiß vom Himmel an diesem Maimorgen. Aber das stört heute allenfalls die drei Kameras am Bug des Traktors. Dort hängen sie an einem breiten Gestänge und zeichnen auf, was an Unkraut auf diesem Acker wächst. Horst Oebel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pflanzenbau der Bonner Universität, erklärt:

    Die Pflänzchen, die Sie hier sehen - wir sind auf einem Zuckerrübenschlag, und wenn Sie sich das Große anschauen, das sind die Zuckerrüben, und wenn Sie ein bisschen genauer hinschauen, dann erkennen Sie auch die Gräser und erkennen auch einige Unkräuter dabei.

    Zusätzlich mit einer GPS-Antenne ausgestattet, dreht der Traktor hier seine Runden, während ein Computer die eingefangenen Bilder aufzeichnet und speichert, wo sich welches Unkrautnest befindet, wie dick es ist und wie es sich zusammensetzt. Die Vorarbeit für die eigentliche Unkrautspritze.

    Denn nach der Arbeit werden diese Informationen auf einer Chipkarte gespeichert. Sie erst gibt der Unkrautspritze die gezielten Kommandos. Konzipiert hat die Ingenieur Reiner Lock. Er macht sich nun mit der fertigen Chipkarte an die eigentliche Spritzarbeit. Wenn die Berechnungen stimmen, findet das Gerät – ebenfalls mit GPS und Computer ausgestattet – die zuvor ermittelten Unkrautnester und spritzt gezielt das jeweils richtige Mittel:

    Hier oben sieht man die Spritze. Das sind sieben Kreise und jeder markiert eine Teilbreite des Spritzgestänges, was Sie hinten sehen. Die Spritze hat eine Breite von 21 Metern, und die sind in sieben Sektionen unterteilt. Und wir haben die Möglichkeit, die Position der GPS-Antenne hier oben auf dem Traktor zu bestimmen. Dann wird die Position der einzelnen Teilbreiten bestimmt und anschließend auf dieser Karte die zugehörige Information, also: soll ich jetzt spritzen, und welches Mittel soll ich spritzen und wie viel. Das wird auf der Karte an der jeweiligen Position ausgelesen und dann über eine Elektronik an die einzelnen Ventile, die die Düsen steuern, weitergeleitet. Und wir haben hier drei Spritzen und dadurch die Möglichkeit, drei verschiedene Mittel unabhängig voneinander ausbringen zu können.

    Etwa 50 Prozent der zur Zeit verwendeten Pflanzenschutzmittel wollen die Bonner Wissenschaftler mit der neuen Technik einsparen können. Ein ökonomischer Aspekt, der für die Bauern attraktiv ist, aber auch ein ökologischer. Denn normalerweise besprühen sie mit einer Tankmischung den gesamten Acker – Unkräuter ebenso wie Kulturpflanzen. Überflüssig und umweltschädigend, meint Institutsleiter Professor Walter Kühbauch:

    Gräser erfordern in der Regel ein anderes Herbizid als zweiblättrige Unkräuter, und oftmals wählt man ein besonderes Mittel gegen Disteln, wenn sie ein Problem sind oder ein besonderes Mittel gegen das Kleelabkraut. Das ist ein aggressives Unkraut, das eine niedrige Schadensschwelle hat.

    Bisher geht Professor Kühbauch davon aus, dass die neue Technik für einen Bauer zu teuer sein wird. In Maschinenringen oder großen Agrarfabriken aber sei ihr Einsatz denkbar – zumal die Chipkarten von Lohnunternehmen erstellt werden könnten. Damit würde sich die Anschaffung der aufwendigen GPS gesteuerten Kameratechnik für den einzelnen Landwirt ohnehin erübrigen. Eine holländische Firma will die Geräte nun in Serie bauen.

    Kontakt:

    Institut für Pflanzenbau der Universität Bonn Ansprechpartner: Dr. Roland Gerhards E-Mail: r.gerhards@uni-bonn.de